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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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niemals tun! Er war schon im Gefängnis, hast du das vergessen?“
    Hoffentlich hast du Recht, dachte Alison.
    „Pass auf, Alison: Sag’ niemandem was. Und über unsere Abmachung verlierst du kein Wort! Hast du mich verstanden?“
    „Wofür hältst du mich, Christine?“ Sie wurde wütend. Erst redete Matthew in diesem belehrenden Ton auf sie ein, dann Christine.
    „Gut. Und auch nichts gegenüber Prudence.“
    „Ich werde sie sicher nicht anrufen, weil die Geliebte ihres Vaters ermordet wurde!“ Ihre Tochter würde sie unter keinen Umständen in diese Sache mit hineinziehen.
    „Hast du Meg etwas gesagt?“ , wollte die Schwester wissen.
    Oh, Gott! Natürlich Meg! „Nur, dass Matthew mit Valerie Tate ein Verhält …“
    „Fuck, Alison! Warum konntest du nicht die Klappe halten?“
    „ Hör’ auf! Ich hatte doch keine Ahnung, dass so etwas passieren könnte!“ Jetzt hatte sie geschrien – und Christine war still.
    „Also“, sagte Christine schließlich, „wir haben nichts getan. Selbst wenn die Polizei…“
    „Die Polizei?“ Alison fuhr auf. Einem polizeilichen Verhör wäre sie niemals gewachsen …
    „… Alison, selbst wenn die Polizei herausbekommen sollte, dass Matthew ihr Geliebter war, musst du cool bleiben. Du hast es nicht gewusst.“
    Ihre Kehle wurde eng. „Aber ich war bei ihr im Gericht. Ganz bestimmt kann sich jemand an mich erinnern!“ Warum nur war sie auch dorthin gegangen?
    „Bleib ruhig! Du musst die Nerven behalten. Und merk’ dir: Matthew darf auf keinen Fall erfahren, dass du mich beauftragt hast …“
    „Nein, er wird nichts erfahren.“ Das wäre das Letzte, das sie Matthew unter die Nase reiben würde. „Christine?“
    „Ja?“
    „Phil soll mir die tausend Dollar wieder zurückgeben. Dann ist es ganz klar, dass es nie einen Auftrag gegeben hat.“
    „Ich sag’s ihm.“
    Nach dem Gespräch behielt Alison den Hörer noch eine Weile in der Hand. Sie starrte hinaus in den Garten, auf die blühenden Frangipani, die fleischigen Blätter der Gummibäume, die fingerartigen Blätter der Palmen. Nein: dies alles hatte nur den Anschein, dass sich nichts geändert hatte. Es war alles anders geworden. Ihr Blick fiel auf den Sessel mit dem blauen Kissen, Matthews Lieblingssessel. Sie würden sich niemals wieder begegnen können, ohne dass sich nicht die schrecklichen Bilder der ermordeten Valerie Tate zwischen sie schieben würden. Mechanisch ging sie ins Badezimmer, um sich Lippenstift und ein wenig Lidschatten aufzulegen. Sie strich das schlichte Polo-Kleid von Lacoste glatt und schlüpfte in die Sandalen. Dann nahm sie die Autoschlüssel von der Küchentheke, verschloss die hintere Verandatür, ging zur vorderen hinaus, stieg die Treppe hinunter und setzte sich in ihren Fiat.
    Als sie durch die Straßen des Wohnviertels fuhr spürte sie auf einmal die Gewissheit, dass sie nicht mehr dazugehörte. Sie gehörte nirgendwo mehr dazu.

3
    Das Haus und der Treffpunkt der Hell’s Angels lag harmlos und unscheinbar inmitten von Büschen, denen lange oder vielleicht auch noch nie eine Heckenschere zu Leibe gerückt war. Um das Grundstück hatte man einen Zaun gezogen, was eher ungewöhnlich war für die etwa zehn Kilometer von der City entfernte ruhige Gegend. Unter einem Blechdach an der linken Seite des Hauses stand ein Motorrad.
    Costarelli parkte am Straßenrand und schnallte sich ab.
    „Dann wollen wir dem Engelchen mal einen Besuch abstatten.“
    Das dumpfe Geräusch der zufallenden Autotür war viel zu laut in der Stille, die sonst nur vereinzeltes Vogelgezwitscher unterbrach. Von weitem hörte Shane ein sich näherndes Motorengeräusch, das sich auf einmal aber wieder entfernte.
    Kaum stieg Shane aus dem klimatisierten Auto, schwitzte er, klebte das weiße Halbärmelhemd auf seiner Haut, und der Stoff der Hose an seinen Oberschenkeln.
    Costarelli suchte am maschendrahtbespannten Tor nach einer Klingel, als er nichts fand, drehte er sich zu Shane um. „Mal sehen, wie wir empfangen werden.“ Er hängte den Drahtbügel aus. Quietschend ließ sich das Tor aufdrücken.
    Die Maschine neben dem Haus war eine schwarze Harley, ein Fat Boy, wie Shane im Vorbeigehen erkannte. Die Chromteile blitzten, kein Staubkorn war dem Besitzer entgangen. Vom ausladenden Lenker hingen lange, schwarze Lederquasten.
    Auf dem Tank konnte Shane den Spruch Eat My Dick entziffern. Durch beide Nasenflügel den Rauch ausstoßend, sagte Costarelli:
    „Du glaubst kaum, wie nett die sein

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