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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Winger!“, rief er übertrieben erfreut, und Shane fragte sich, ob es seine Art war, ihrer Arroganz zu begegnen.
    Vor der Tür angekommen, legte Costarellli auf , behielt den Türknauf in der Hand und sagte:
    „Winger hat einen Drohbrief beko mmen. Einen richtigen altmodischen Brief: schwarz auf weiß. Die Schrift kommt aus einem stinknormalen Tintenstrahldrucker.“ Endlich stieß er die Tür auf.
    „Unser Täter mag auf einmal schriftliche Botschaften, was?“ Shane ging an ihm vorbei. „Lass’ mich raten, Tony.“
    Costarellli ließ sich in seinen Sessel fallen, hatte auf einmal zwei Tennisbälle bei der Hand und begann sie in den Fäusten zu kneten. Shane überlegte: Alex Winger und Valerie Tate hatten zwei Gemeinsamkeiten. Sie bearbeiteten dieselben Fälle – und sahen sich ziemlich ähnlich.
    Costarelli hob erwartungsvoll die Augenbrauen.
    „Ich nehme an“, sagte Shane und setzte sich auf seinen Sessel, „in dem Brief stand: Dir wird es genauso gehen wie Val…- “
    Costarelli unterbrach seine Übung „Ja. Auch du wirst büßen.“
    „Büßen!“ Shane stand wieder auf, ging im Zimmer auf und ab. „Klingt nach Gerechtigkeit und Gott. Das passt zu unserem Täter – auch McNulty behauptete, religiös erzogen worden zu sein.“
    „Lassen wir diesen McNulty beiseite , Shane. Er ist tot.“
    Shane blieb stehen. „Alles andere aber ist gleich, Tony: der Modus operandi, das Zeichen …“
    Ärgerlich warf Costarelli die Tennisbälle an die Tür. „Verdammt, bei diesem Fall dreht sich alles im Kreis.“ Die Bälle sprangen wieder auf seinen Schreibtisch zurück
    „Okay Tony, wen haben Winger und Tate besonders fertig gemacht? Wer hat ihnen bereits schon einmal gedroht? Haben sie jemanden ins Gefängnis gebracht? Ist derjenige gerade wieder draußen?“
    Costarelli hob die Hand. „Ja, ja wir sind schon dabei!“
    „Gut.“ Shane fühlte, wie seine Kraft wieder zurückkehrte, die ihm seit so vielen Monaten gefehlt hat. Nachdem er den Kava-Händler gestellt hatte, hatte er sich uralt und unendlich müde gefühlt. Es war wie das letzte Aufbäumen seiner Kräfte gewesen, die er jahrelang überstrapaziert hatte. Er hatte begonnen, sich damit abzufinden, dass er ausgebrannt war, erschöpft und leer. Und jetzt schrieb ein Mörder einen dummen, lapidaren Satz. Genießen Sie Ihren Ruhestand – und seine Kräfte erwachten wieder.
    „Tony …„ Ich will diesen Kerl kriegen. Ich muss ihn kriegen, verstehst du?“
    „Ich weiß, Shane. Das wollen wir beide.“ Costarelli griff zur Zigarettenschachtel und stand auf.

2
    Alle Glieder schmerzten. Alisons Kopf fühlte sich an, als wäre er aus Watte. Ihre Hände zitterten als sie sich Kaffee eingoss. Sie bückte sich und wischte die Pfütze mit einem Spüllappen auf. Da hörte sie ihn barfüßig über den Holzboden kommen. Sie wollte den Moment hinaus zögern, ihm in die Augen sehen zu müssen, doch schließlich stand Matt in der Küche und sie musste aufsehen. Er hatte geduscht und war angezogen, aber seine Haut sah zerknittert aus – und unter seinen Augen waren dunkle Ringe. So hatte sie ihn noch nie gesehen.
    W as würde sie darum geben, wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte, nur um zwei Tage. Was sind schon zwei Tage in einem Menschenleben?
    „Du hast es gestern schon erfahren, stimmt`s?“ Seine Stimme klang leblos. „Von wegen das Wetter oder das Beben – es war das Telefonat, ja?“ Er goss sich Kaffee ein.
    Sie nahm ihren Becher und suchte Halt an der Küchentheke.
    „Wer hat es dir gesagt?“, fragte er merkwürdig ruhig.
    Warum sollte sie lügen? Es gab keinen Hinweis auf ihren „Auftrag“.
    Sie räusperte sich. „Christine.“
    „ Christine ... Er nickte vielsagend. „Christine war es sicher auch, die dir von Valerie erzählt hat?“
    Es gab nichts mehr zu verlieren. „Ja.“
    Er schwieg und trank ein paar Schlucke. Warum nur, warum nur war alles so gekommen?
    „Pass’ auf“, er stellte den Becher ab und ging mit steifen Schritten zu ihr. „Niemand darf etwas von Valerie und mir erfahren. Sonst werde ich da mit reingezogen.“ Sein harter Blick tat ihr weh. „Hast du das verstanden?“
    Sie nickte, sagte leise: „Ja.“
    „Okay. Ich bin spät dran und hab’ heute lange zu tun. Warte nicht mit dem Essen auf mich.“ Ohne sie überhaupt noch einmal anzusehen, oder ihr einen Abschiedskuss zu geben, ging er hinaus. Wenige Minuten später hörte sie seine Schritte auf der Treppe, dann das Öffnen und Schließen der Autotür und das

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