ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
finden.«
»Und was macht ihr auf Partys?«
»Partys?«
Eine lange Pause folgte. »Du hältst nichts von Partys?«
»Nein.«
Pause Nummer zwei. »Ah, ich verstehe. Du machst wieder einen auf Nog.«
»Ja.«
Sie schüttelte den Kopf und betrachtete Shars Welt, die vor dem Fenster vorbeiglitt.
Shar wusste, dass sie bald landen würden. Deshalb gestattete er sich, den Eindrücken, dem Stress und dem Frust ein wenig nachzugeben, die der Tag gebracht hatte. Später würde ihm die Zeit zur Reflexion fehlen.
Gewalttätige politische Demonstrationen und eine terroristische Verschwörung …
Nein, darüber
konnte
er nicht nachdenken. Stattdessen lehnte er sich in seinem Sessel zurück, spannte die Muskeln an und lockerte sie wieder, schloss die Augen. Er leerte seinen Geist, begann zu meditieren und …
Eine warme Hand berührte die seine. Prynn.
Während der vergangenen zwei Monate hatte er sie als offene Person kennengelernt, der seine eigene, sorgsam kultivierte Zurückhaltung völlig abging. Er genoss ihre Spontaneität und bewunderte sie dafür, wie bereitwillig sie ihrer Intuition folgte, statt jede Entscheidung bis ins kleinste Detail zu überdenken, wie er selbst es tat. Shar erlaubte sich, nun auch einmal der Intuition nachzugeben. Er ließ seine Finger zwischen ihre gleiten, erforschte mit den Fingerkuppen ihre Gelenke und Sehnen. Auch eine Art von Meditation, fand er.
Sie schwiegen, doch es war angenehmes Schweigen. Shar lauschte ihren Atemzügen und verfiel in denselben Rhythmus. So viel Unbill es seit einiger Zeit auch in seinem Leben gab, so viel Frieden fand er, wenn er Zeit mit Prynn verbrachte – und er brauchte diesen Frieden. Wenn er ehrlich sein sollte, sogar sehr. Das bewiesen ihm schon die – noch subtilen – Gefühle, die ihn erfüllten, wann immer er an diese bezaubernde, mitreißend lebendige Frau im Sitz neben sich dachte. Er glaubte sich bereit für eine Beziehung, für mehr als nur enge, vertraute Freundschaft. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr Gefallen fand er an dieser Vorstellung.
»Schöner Planet«, sagte Prynn schließlich. »Wie ist das Land-Wasser-Verhältnis?«
Shar öffnete die Augen. »Fünfzehn zu fünfundachtzig. Zwei große Kontinente und eine ganze Menge von Inseln.«
»Und die Gezeiten?«
»Die Gezeiten?«
»Na, zum Surfen«, sagte Prynn. »Ich dachte mir, ich versuche mich mal an den hiesigen Wellen, aber der Reiseführer, den ich gelesen habe, ist Schrott und erwähnt Wassersport nicht einmal.«
»Ah. Ich glaube, es gibt ein paar Strandhotels. Die werden meist von Außenweltlern besucht. Mein Volk nutzt die Meere hauptsächlich als Nahrungsquelle, zur Energiegewinnung und für die Forschung. Nicht als Erholungsort.«
Prynn schnaltzte mit der Zunge – ein Geräusch, das Shar als Ausdruck der Enttäuschung zu interpretieren gelernt hatte. »Dann werde ich die Wellen wohl auf eigene Faust testen müssen.«
»Sie können unbeständig sein«, warnte Shar.
»Ich schätze, ich meistere, was immer deine Welt mir in den Weg wirft.« Lächelnd sah sie ihn an. »Eines wollte ich dich übrigens fragen: Ich wuchs in dem Glauben auf, dein Planet hieße Andoria. Du aber nennst ihn ständig Andor. Wie kommt das?«
Shar zuckte mit den Achseln. »Ich dachte immer, deiner heiße Terra. Dann kam ich zur Akademie der Sternenflotte, und dort sprachen alle von der Erde. Wie kommt
das
?«
»Touché«, sagte Prynn und sah wieder aus dem Fenster. Ihr Lächeln verblasste langsam. »Diese Demonstrationen … Furchtbar. Passiert so etwas hier oft? Dass es in Gewalt ausartet, meine ich.«
»Kommt auf die Umstände an. In den meisten Fällen bekommen die Behörden es schnell in den Griff. Warum?«
»Ich musste an dieses alte Vorurteil denken. Dass Andorianer eine gewalttätige Spezies seien. Das hab ich nie geglaubt …«
»Und jetzt fragst du dich, ob nicht doch ein Funken Wahrheit darin steckt?«
»Ist dem denn so?«
Shar antwortete nicht sofort.
Darauf gibt es keine einfache Antwort, oder?
»Shar?«
»Es gibt verschiedene Arten von Gewalt, Prynn«, sagte er schließlich. Er hoffte, das würde genügen.
Prynn schien gewillt, das Thema fallen zu lassen. Einige Minuten verstrichen in Stille. Dann fragte sie: »Wie hat Thia das gemeint, als sie sagte, du solltest deinem ehrenvollen Namen gerecht werden?«
»In unseren Mythen ist Thirishar ein Krieger, der größte von allen. Er meisterte sämtliche Aufgaben, die Uzaveh den Sterblichen auftrug, und verlangte einen
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