ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
Nichtandorianerin half. Auf Andor galt es als undenkbar, sich ungefragt um eine
zhen
mit Kind zu kümmern. Dieses unausgesprochene Verbot war dem Respekt für die Privatsphäre von
Zhavey
und Kind geschuldet, die zu den wenigen Aspekten andorianischer Lebensweise zählte, die nahezu fanatisch geschützt wurden.
»Thirishar ch’Thane, Prynn Tenmei«, sagte Phillipa, als alle Platz genommen hatten, »dies ist Arenthialeh zh’Vazdi. Ihr Klan lebt in der Nähe von Cheen-Thitar. Sie ist Botanikerin und auf der Heimreise von einem Studienmonat auf Dramia.«
Die
Zhavey
schob einige der geflochtenen Zöpfe beiseite, die ihr ins Gesicht hingen, um Shar besser sehen zu können, hielt den Augenkontakt jedoch nur eine flüchtige Sekunde lang. Dann streckte sie die rechte Hand aus, die Finger weit gespreizt. »Es ist mir eine Ehre,
Cha
Thirishar vom Klan der Thane.«
Sie war der nördliche Typ: kräftiges Haar, exquisite Züge. Das und ihr gleichzeitig jugendlicher und besonnener Gesichtsausdruck gingen nicht spurlos an Shar vorbei. Traumbilder von Thriss als
Zhavey
drängten sich mit schmerzhafter Intensität in seinen Geist und raubten ihm den Atem. Er hatte Mühe, Haltung zu bewahren und ihrer Vorstellung auf korrekte Art – mit einer kleinen Verneigung – zu begegnen. »Die Ehre ist ganz meinerseits,
Zha
Arenthialeh. Man nennt mich meist Shar.« Dann tat er es ihr gleich, hob die Hand und hielt sie gegen die ihre.
»Für einen angeblichen Rebell wirken Sie gut erzogen«, sagte sie trocken. »Nennen Sie mich Thia.«
Gelte ich jetzt als Rebell?
Charivretha würde es nicht gefallen, ihn mit diesem Titel zu sehen. Nicht zuletzt deswegen fand Shar ihn eher amüsant denn verletzend.
Das Interkom verkündete lautstark den Abflug des Shuttles von der Orbitalstation und weckte Thias Baby.
Durch den dünnen Stoff, der anstandshalber den
Kheth
der
Zhavey
bedeckte, sah Shar das kleine Wesen in seinem Nährbeutel zetern. Die Haut seiner
Zhavey
spannte sich unter dem Druck, den es mit seinen Knien und Ellbogen auf die Beutelwand ausübte. Dann lugte der Kopf des Kindes unter dem Stoff hervor, ein unzufriedenes Gesicht voller Schweiß und Beutelschmiere. Die
Zhavey
strich ihm über das dünne Haar, sang leise für ihn – und die Schluchzer verebbten. Zumindest, bis es von einer weiteren Interkomdurchsage – diesmal einer Warnung vor möglichen Turbulenzen – erneut erschreckt wurde.
Das Baby schrie mit Inbrunst und stemmte den Fuß so fest gegen den Beutel, dass sich der Stoff löste und den
Kheth
entblößte. Durch die nahezu transparente weißblaue Haut der
Zhavey
waren die Zehen des Kleinen deutlich zu erkennen. Thia zog den Stoff schnell wieder in Position und befestigte ihn an ihrer Kleidung. Dann hob sie das Baby aus dem Beutel, legte es sich in die Armbeuge und wiegte es beruhigend.
Prynn sah sie interessiert an. »Ist mit Ihrem Kind alles in Ordnung?«, fragte sie höflich.
»Wir sind seit mehreren Tagen unterwegs, und er hat die meiste Zeit in meinem Beutel verbringen müssen. Er ist bereit für die Entwöhnung, aber aufgrund der Reise habe ich es bislang aufgeschoben.«
»Ein Kind, das entwöhnt werden
will
?«, staunte Phillipa. »Haben Sie ein Glück! Meine Tochter ist jetzt zwei und greift mir trotzdem noch unter die Kleidung, um meine Brüste für einen kleinen Snack zu nutzen.«
Thia lächelte mit mütterlichem Verständnis und schob das noch immer schluchzende Kind zurück unter den Stoff und in ihren Beutel. Danach griff sie durch die Schlitze an den Seiten ihrer Bluse und massierte ihren Bauch mit von oben nach unten führenden Bewegungen, um den
Zhiassa
-Fluss zu stimulieren. Langsam wurde aus dem unzufriedenen Wimmern ein leises Schlucken, als die Nährflüssigkeit in den Mund des Kleinen tropfte.
Nun, da ihr Kind mit ihrer Zitze beschäftigt war, bat sie Shar, sie Prynn vorzustellen und zögerte auch nur kurz, als diese ihr – auf typisch menschliche Art – die Hand schütteln wollte.
»Sie sind also Wissenschaftlerin«, begann Prynn den Smalltalk.
Shar beobachtete Thias Reaktion genau. Andorianer neigten nicht zu belangloser Konversation. Er selbst hatte sich in der Sternenflotte ändern müssen, doch der Großteil seiner Spezies – und frischgebackene
Zhaveys
insbesondere – hatten kaum Kontakt zu anderen Spezies.
Thia spannte kurz die Antennen, reagierte aber weit weniger feindselig als erwartet. »Ich bin Botanikerin«, erwiderte sie kühl. »Mein Spezialgebiet sind künstliche, nach
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