St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
Porträts verraten zu haben. Doch eigenartigerweise war es seitdem entspannter zwischen ihnen geworden. Madeline hatte das Bildnis unten liegen lassen, und dem Burgherrn kam es so vor, als habe er einen Rivalen ausgeschaltet.
Die junge Frau drückte sich an ihn, und er hätte ihr Gesicht am liebsten mit heißen Küssen bedeckt. Stattdessen zwang er sich dazu, mit den Lippen nur sanft über ihre Stirn zu streichen. Gleichzeitig wanderten seine Hände über ihren Rücken und lösten die Bänder ihres Gewands.
»Wartet!« Madeline wehrte ihn mit den Händen ab. »Könntet Ihr es mir nicht vorher erklären?«
»Was soll ich erklären?«, fragte er und war bereits von ihrem weiblichen Duft berauscht. »Na, das, was jetzt zwischen uns geschehen soll.« Das Blut, das sich so angenehm in seinen Adern erhitzt hatte, gefror unvermittelt zu Eis. Nein, sie konnte doch nicht ernsthaft verlangen, dass er das alles aussprach!
Doch ein Blick in ihre fragenden Augen belehrte ihn, und Anatole stöhnte leise. Warum verlangte sie unbedingt eine rationale Erklärung für etwas so Irrationales wie die liebende Vereinigung von Mann und Frau? Für die uralten Bedürfnisse, die Mann und Frau zueinander trieben? »Bitte, ich würde mich danach bestimmt besser fühlen.« Der Burgherr schluckte. Wenn er mit seinen Dienern oder Stallknechten zusammen war, wurden oft raue oder lose Reden geführt, und damit hatte er nie Schwierigkeiten gehabt. Warum schnürte die Scham ihm jetzt bloß die Kehle zu?
»Nun, das, was sich zwischen einem Mann und einer Frau tut, ist etwas ... ganz Natürliches.«
»Und weiter?«, drängte sie, als er zögerte. Sein Blick huschte auf der Suche nach einer Inspiration durch ihr Gemach, während sein Geist sich daran zu erinnern versuchte, wie sein Vater es ihm erklärt hatte. Doch der hatte nur von dem »ländlichen Treiben« gesprochen. »Sicher habt Ihr schon einmal Hunden zugesehen, einem Rüden und einer Hündin«, fuhr er schließlich in vollendeter Verzweiflung fort.
»Rüden und Hündinnen?«, fragte sie verständnislos. »So etwas hatten wir nie. Nur einmal einen King-Charles-Spa-niel.« Madeline runzelte die Stirn. »Nun, Muffin hatte eine eigenartige Vorliebe für das Bein unseres Butlers.«
»Ich habe keine Vorliebe für Eure Beine«, platzte es in schierer Not aus ihm heraus. »Zumindest nicht in dieser Weise.«
Anatole löste sich von ihr und lief auf und ab. Nachdem er vernehmlich ausgeatmet hatte, meinte er: »Oder Pferde? Habt Ihr vielleicht einmal -« Er unterbrach sich, als ihm einfiel, wie entfesselt sein eigener Hengst Stuten zu besteigen pflegte.
»Nein, vergessen wir die Pferde.« Einfach zu albern, sagte er sich und spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. »Madeline, ich glaube, es wäre das Beste, Ihr würdet mir einfach gestatten, es Euch zu zeigen.« Bevor sie wieder Einwände vorbringen konnte, ließ er sich auf der Bettkante nieder und zog sich die Stiefel aus. Danach waren rasch das Hemd und Hose an der Reihe, und als er seine Unterhose aufknöpfte, keuchte Madeline. Anatole ließ sich davon jedoch nicht abhalten. Mochte er auch oft seine Gesichtszüge bedauert haben, an seinem Körper gab es nichts, dessen er sich schämen musste. St. Leger erhob sich, um sich seiner Braut zu präsentieren. Er rechnete damit, dass sie beide Hände vors Gesicht geschlagen hatte. Doch er hätte nie erwartet, dass sie ihn mit großen Augen anstarrte.
Madeline hielt es natürlich für schicklicher, den Blick abzuwenden, doch obwohl sie bis unter die Haarspitzen errötete, konnte sie sich der Neugier nicht erwehren. Ihre einzigen Kenntnisse über die männliche Anatomie stammten von den Skizzen ihres Bruders. Jeremy, der sich schon seit längerem auf Reisen durch Europa befand. Der hatte es sich zur Aufgabe gemacht, bedeutende Kunstwerke abzuzeichnen, und dabei insbesondere antike Statuen. Doch was er da mit Feder und Tinte zu Papier gebracht hatte, ließ sich kaum mit dem vergleichen, was Anatole ihr jetzt in voller Körpergröße von ein Meter fünfundachtzig bot. Schon im angezogenen Zustand wirkte er einschüchternd, doch angesichts seiner Blöße fühlte die Braut sich schwach. St. Leger war in jeder Hinsicht ein Riese. Angefangen von den mächtigen Schultern über die breite Brust und den flachen Bauch bis zu den kräftigen, aber wohl geformten Schenkeln.
Doch Madelines Blick wurde wie magisch von dem angezogen, was sich zwischen seinen Schenkeln befand und sich deutlich von den
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