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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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damit gerechnet, ihn nun ratlos vor sich zu sehen. Ein furchtbarer Gedanke kam ihr in den Sinn.
    »Mylord, jetzt sagt bloß nicht, dass Ihr ebenfalls noch keinerlei Erfahrungen gemacht habt.«
    »Natürlich habe ich die! Allerdings weniger mit wohl erzogenen Ladys. Und ich habe noch nie einer beigelegen, die sich mit der Art der Männer nicht auskannte.«
    »Meint Ihr denn, das wäre so anders?«
    »Woher, zum Donnerwetter, soll ich das wissen? Ich war noch nie mit einer Jungfrau im Bett.« Er lief durch den Raum und blätterte in den Büchern, die sie aufgeschlagen hatte.
    Während sie ihn beobachtete, wie er sich schließlich ans Fenster stellte und hinausstarrte, kam ihr plötzlich etwas Wunderliches zu Bewusstsein: Anatole war wegen der Hochzeitsnacht genauso nervös und unsicher wie sie. Doch während Madeline die Antworten in Büchern suchte, hoffte er, sie in dem nachtfinsteren Land draußen zu finden. Im Kerzenlicht wirkten seine Züge jetzt weicher als je zuvor. Trotz seiner großen Gestalt und seiner breiten Schultern erinnerte er Madeline an den fünfzehnjährigen Jungen, der ganz allein durch die Räume dieses riesigen, leeren Hauses gewandert war. Anatole musste sich so einsam gefühlt haben, dass er schließlich zu Farbe und Pinsel gegriffen hatte, um sich ein anderes Ich zu schaffen. Welche dunklen Kräfte mochten den Jüngling wohl zu dem Mann geformt haben, der nun vor ihr stand, zu diesem rauen Kerl, der Pferde liebte und mit Büchern nichts anfangen konnte; dessen Geist ein Schlachtfeld zu sein schien, auf dem sein starker Wille immer während mit dem Familienaberglauben stritt.
    In Anatole steckte offensichtlich viel mehr als ein Grobian, sehr viel mehr, von dem sie noch nichts wusste. Aber wenn er wirklich einmal ihr Gemahl sein sollte, musste sie alles herausfinden.
    Madeline warf einen letzten Blick auf die Miniatur und legte sie dann auf den Tisch. Dann ging sie zu St. Leger, berührte ihn leicht am Ärmel und nahm allen Mut zusammen: »Wir sind beide vernünftige Menschen, Mylord. Sicher finden wir gemeinsam einen Weg, die Sache zu bewältigen.« Jetzt konnte sie sogar lächeln. »Es ist schon spät geworden. Höchste Zeit, uns ins Bett zu begeben.«
    Anatole starrte ihre ausgestreckte Hand an, als fürchte er, Madeline würde sie sofort zurückziehen, sobald er danach griffe.
    »Ja, Mylady«, sagte er dann leise und führte ihre Rechte an seine Lippen.
    Er nahm einen Kerzenständer, um den Weg zu leuchten, und Hand in Hand schritten sie durch die Halle und die Treppe hinauf.
    Madelines Schlafgemach hatte bereits ihre Aura angenommen. Ihr Duft hing in der Luft, und auf der Frisierkommode reihten sich Haarbürsten, Bänder und Spitzentücher, deren Sinn Anatole genauso fremd blieb wie seine Gattin. Sie stand am Fußende ihres Bettes und sah ihn an. Der Schein einer einzelnen Kerze bestrahlte sie und betonte ihren Ausdruck aus Scheu und Erwartung. St. Leger begriff, dass er den nächsten Schritt tun musste. Immerhin war er von ihnen derjenige, der wissen sollte, was jetzt folgen würde.
    Aber Anatole konnte nur dastehen und Madeline wie ein Bauernlümmel anstarren. Er streckte die Finger und spürte immer noch den sanften Druck ihrer Hand. Der Burgherr wusste nicht mehr, wann zuletzt jemand gewagt hatte, seine Rechte zu berühren. Gut möglich, dass das niemals jemand getan hatte.
    Er hatte so viel Zeit damit zugebracht, sich vorzustellen, wie er sie nehmen würde, dass ihm nie in den Sinn gekommen war, am Ende könne es Madeline sein, die ihn verführte, auch wenn Anatole noch keine rechte Vorstellung davon hatte, wie sie das anstellen wollte. Die Minuten vergingen, und sein Starren machte die Braut zunehmend nervös. »Soll ich jetzt mein Nachthemd anziehen?«, fragte sie schließlich.
    »Nein«, entgegnete er heiser, »das wirst du nicht brauchen.«
    »Wie soll ich denn gar nichts - Oh!« Ihre Wangen flammten.
    Na großartig, dachte Anatole. Warum sagte er ihr nicht gleich, dass sie sich nackt unter ihn legen solle, damit es endlich losgehen könne?
    Er trat zu ihr und legte die Arme um sie, doch seine Hände fühlten sich hölzern und unbeholfen an, und angesichts Madelines Unschuld wussten sie nichts mit sich anzufangen. Die junge Braut ahnte nichts von der Leidenschaft, die in ihm loderte. Nur eine falsche Bewegung, eine zu raue Berührung, und schon wäre das zarte Band zerstört, welches zwischen ihnen entstanden war. Anatole ärgerte sich immer noch darüber, sich als Maler des

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