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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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hageren Arzt. »Marius!«, rief Captain Hadrian.
    Der Angesprochene trat vor, stellte sich vor Anatole und sah ihn an, als erbitte er von ihm eine Erlaubnis. Der Burgherr schien sie ihm jedoch nicht geben zu wollen. Nach einem längeren Zögern löste er schließlich Madelines Finger einzeln aus seiner Rechten und hielt sie Marius hin. Dieser ergriff sie.
    Die junge Frau hatte noch nie so traurige Augen gesehen; dabei war sein Händedruck seltsam beruhigend. Er betrachtete Madeline für eine Weile und erklärte dann lächelnd: »Fitzleger hat eine gute Wahl getroffen.«
    »Wusst ich's doch!«, rief der Captain. »Der alte Zausel hat sich noch nie geirrt!« Er lachte dröhnend. Ehe Madeline sich versah, wurde sie ihrem Mann entführt und von den anderen auf die Wange geküsst und umarmt, bis sie keine Luft mehr bekam.
    Auch Anatole konnte sich der allgemeinen Herzlichkeit nicht entziehen. Alle gratulierten ihm zur Vermählung und klopften ihm wieder und wieder auf den Rücken. Die junge Braut hätte sich eigentlich rundum über diese freundliche Aufnahme in die Familie freuen sollen, wenn sie dabei nicht eines gestört hätte: das unerklärliche Fehlen der Frauen.
    Sie wusste nur von zwei weiblichen Familienmitgliedern.
    Die eine hatte ihr Herz in der Kirche bestatten lassen, und die andere, Anatoles Mutter, war laut seinen Worten an Kummer und Gram gestorben.
    Madeline zupfte ihren Mann am Ärmel und fragte ihn: »Sagt mir, leben in Eurer Familie denn keine Frauen mehr?«
    Anatole sah sich um, als sei ihm bislang nicht aufgefallen, dass nur Männer erschienen waren. »Wo sind eure Damen?«, fragte er dann in die Runde. Caleb, gerade erst fünfzehn, sah aus, als wolle er in seinen Westentaschen nach ihnen suchen. Doch dann kratzte er sich am Hals und entgegnete: »Weißt du, Onkel, unser Papa mag es nicht so gern, wenn wir uns ein Fräulein zulegen, und sagt -«
    »Er meint unsere Mutter und unsere Schwester, Blödian«, unterbrach ihn sein Bruder Frederick, verdrehte in Richtung Caleb die Augen und wandte sich dann an die Braut: »Mama und Elizabeth sind zu Hause.«
    »Und warum sind sie nicht mitgekommen?«, verlangte Anatole zu wissen.
    »Wir wussten ja nicht, dass sie auch eingeladen waren«, antwortete der Jüngling verlegen. Hadrian sprang für ihn in die Bresche. »Tut mir Leid, mein Junge, aber aus der Einladung, die du uns geschickt hast, ging das nicht ganz eindeutig hervor. Und da Frauen lange Zeit der Zutritt zu Castle Leger verwehrt wurde, nun ja ...«
    »Meine Hesper wird jedenfalls gern Mylady ihre Aufwartung machen«, übernahm nun Paxton. »Die meinige auch«, fiel Zane ein. »Und meine ebenfalls«, nickte Hadrian. »Ich freue mich schon sehr darauf, die Bekanntschaft der Ladys zu machen«, lächelte Madeline und wandte sich strahlend an den Doktor, der nichts dazu gesagt hat. »Das gilt natürlich auch für die Ihre.«
    Alle schwiegen betreten, und Marius erklärte: »Tut mir Leid, teure Cousine, aber ich fürchte, ich habe keine mehr.«
    »Oh, ich ... das tut mir Leid«, stammelte die Braut. »Mir auch«, entgegnete der Arzt.
    Madeline fragte sich, welche alte Familientradition hinter dieser Tragödie stecken mochte. Doch bevor sie Marius' trauriges Lächeln zu deuten vermochte, meldete sich Caleb schon wieder zu Wort.
    »Ich würde Euch auch gerne meine Lady vorbeischicken, sobald Mr. Fitzleger eine für mich ausgesucht hat.« Alle lachten darüber, sogar der Arzt, und danach drängte man Madeline auf ein Sofa, um sie mit Fragen zu bestürmen. Anatole stellte sich an den offenen Kamin und beobachtete seine Verwandten.
    Marius stand etwas abseits und tauschte bisweilen mit dem Burgherrn Blicke aus, um dann wortlos zu nicken. So sehr Anatole seine Talente auch verfluchen mochte, er war immer froh gewesen, nicht über Marius' Fähigkeiten zu verfügen. Dessen Begabungen konnten selbst einem St. Leger eine Gänsehaut bescheren. Keinem Menschen sollte gestattet sein, einem anderen bis in die Seele blicken zu können.
    Der Burgherr fragte sich, warum er überhaupt zugelassen hatte, dass der Arzt Madelines Hand nahm und so bis zu ihren intimsten Geheimnissen vordringen konnte. Vielleicht wegen seiner Zweifel, derer er sich jetzt bitter schämte. Aber die Angst saß einfach zu tief in ihm, den gleichen Fehler wie sein Vater begangen und die falsche Frau geheiratet zu haben. Fitzleger hat eine gute Wahl getroffen. Diese simplen sechs Worte hatten ihn unendlich erleichtert und ihm so viel Mut gegeben, dass

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