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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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Madeline hielt ja ständig nach allen Ausschau, die sie nicht gerade im Blickfeld hatte, sei es nun der einfältige Will oder die verdammte Küchenkatze. »Ihr hättet Euch keine Sorgen machen müssen«, erklärte Anatole. »Ich wollte nur Ranger noch etwas Auslauf geben, bevor er für die Nacht in den Zwinger gesperrt wird. Schließlich nehme ich an, dass Ihr die Hunde heute Abend nicht im Haus haben wollt.«
    »Ja, danke, aber das gilt natürlich nicht für Ranger.« St. Leger zog erstaunt die Brauen hoch. Seine Mylady hatte also etwas für zottelige und zerzauste alte Köter übrig. Dann blieb ihm ja vielleicht doch noch eine Hoffnung. Er sah traurig zu, wie sie Ranger kraulte. Verdammt, wie tief konnte ein Mann eigentlich sinken, wenn er schon seinen Hund beneidete. Der Schein, der vom Haus nach draußen fiel, verlieh ihrem Haar einen besonderen Glanz. Sein Blick richtete sich auf die Halspartien, die nicht von den langen Locken bedeckt wurden. Wie gern hätte er sie berührt, doch er wusste, dass ihm das allein nicht genügen würde, und so ließ er es ganz. In den vergangenen Tagen hatte Anatole sich große Mühe gegeben, sich wie ein Gentleman zu benehmen, und mittlerweile kannte er sich selbst kaum noch wieder. Kein Gebrüll mehr, und solange er nach Stall roch, hielt er sich von ihr fern. Auch das Fluchen hatte er eingestellt, zumindest in ihrer Gegenwart; selbst dann war ihm kein böses Wort über die Lippen gekommen, als er feststellen musste, dass sie in ihrem Putzeifer seine alten Lieblingsjagdhandschuhe in den Müll geworfen hatte.
    Und Anatole hatte seine Frau nicht mehr berührt, außer um ihr nach dem Mahl vom Stuhl aufzuhelfen oder um ihr zur Nacht ein züchtiges Küsschen zu geben. Er war fest entschlossen, erst dann mehr von ihr zu wollen, wenn sie selbst den Wunsch dazu verspürte.
    Das brachte ihn langsam um den Verstand. Bemerkte sie denn nichts von seinen sicher unbeholfenen Bemühungen, sie zu umgarnen und ihr Herz zu gewinnen. Sein St.-Leger-Blut beschimpfte ihn schon als Trottel und befahl ihm, seine Frau entschlossen zu erobern. Schließlich war sie ihm angetraut!
    Madeline würde sich ihm hingeben, auch wenn sie dabei die Zähne zusammenbeißen musste. Doch gerade diese Vorstellung war ihm am unerträglichsten. »Ich hoffe nur, unsere Gäste geraten nicht mitten in ein Unwetter«, bemerkte sie. »Der Wind hört sich so eigenartig an. Wir werden sicher eine unruhige Nacht erleben.« Anatole verzog das Gesicht. Madeline hatte ja keine Ahnung, wie unruhig dieser Abend werden würde. Sie zitterte und rieb sich die halbentblößten Schultern. Eine eindeutige Einladung für ihn, sie in den Arm zu nehmen und sie zu wärmen.
    Und dabei selbst Feuer zu verspüren. Sie zu küssen und dabei ihre Weichheit zu genießen, und sie zu entkleiden, um sie gleich hier unter den Salonfenstern zu nehmen. Anatole schüttelte sich jetzt auch, aber nur, um sich zu beherrschen.
    »Wir sollten zurück ins Haus. Hier draußen ist es viel zu kalt für Euch.«
    »Ach, nein, danke, mir -« Aber St. Leger zog sie bereits mit sich zum Eingang.
    Madeline wäre gern noch ein wenig mit ihm hier draußen geblieben, um festzustellen, was ihn aus dem Haus getrieben hatte. Eben war er ihr für einen Moment wie ein kleiner Junge erschienen, der schrecklich allein war. Aber welche Gedanken auch immer ihn beschäftigt haben mochten, er würde sie, wie so vieles andere auch, für sich behalten. Der Mann stellte für sie ein solch großes Rätsel dar, dass sie schier verzweifeln wollte. Dabei hatte der heutige Abend sie mit Hoffnungen erfüllt. Ihre Ehe mit Anatole hatte sicher recht ungewöhnlich begonnen, aber die Verwandten einzuladen, um ihnen die Braut vorzustellen, war etwas so Normales, dass sie beide darüber sicher näher zueinander finden würden. Möglicherweise würde er sogar anfangen, seine Gedanken und Träume mit ihr zu teilen - ihr die dunklen Geheimnisse aufzudecken, welche wie eine Barriere zwischen ihnen standen. Doch je mehr Licht sie in sein Haus brachte, desto weiter schien dieser Mann sich in die Schatten zurückzuziehen.
    Seine zum Rückzug neigende Art machte ihr das Leben nicht einfacher; vor allem heute Abend nicht, wo sie etwas Beistand durchaus gebraucht hätte. Schließlich gab sie ihre erste Gesellschaft, und sie wusste so gut wie nichts über die Gäste.
    Die ganze Woche über hatte sie Anatole mit Fragen bombardiert, doch der gab nur ausweichende Antworten. Der eine Onkel sei im Seehandel tätig,

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