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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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besitzergreifend den Arm um sie zu legen. So sehr steigerte er sich in diese Vorstellung hinein, dass ihm die Ankunft eines weiteren Besuchers zunächst vollkommen entging.
    Ein leises Hüsteln machte ihn darauf aufmerksam, und als er sich ungeduldig zur Tür umdrehte, erstarrte er ob der Erscheinung, welche sich dort seinen Blicken bot. Ein bemalter Mann!
    Das Gesicht mit weißer und roter Schminke bis zur Unkenntlichkeit entstellt und neben dem Mund ein Schönheitspflästerchen; dazu eine gepuderte Perücke und einen lavendelfarbenen Rock mit Wespentaille und gepolsterten Schultern...
    »Was um alles in er Welt -«, entfuhr es dem Burgherrn. »Wer, zum Teufel -«, erfolgte Paxtons Echo. »Nein, was, zum Teufel!«, brummte Hadrian.
    Madeline trat neben ihren Gatten. »Ein weiterer Eurer Verwandten, Mylord?«
    »Himmel, nein!«, entgegnete Anatole, den schon die bloße Vorstellung zu beleidigen schien.
    Der Einzige im Raum, der von dieser Erscheinung nicht aus der Fassung gebracht wurde, war Roman. Er winkte mit seinem Lorgnon in Richtung Tür und erklärte: »Ah, Yves. Bitte um Vergebung, Sir, doch in meiner übergroßen Freude, an den Busen meiner Familie zurückkehren zu dürfen, habe ich Euch doch tatsächlich ganz vergessen.«
    Der Neuankömmling trat näher, und Anatole fragte sich, warum er dessen Erscheinen nicht früher bemerkt hatte. Doch dann fiel ihm auf, welch schwache Aura dieser Mann besaß. Die Schwächste, die er jemals bei einem Menschen verspürt hatte.
    »Gentlemen, teure Cousine«, rief Roman, »erlaubt mir, Euch Monsieur Yves de Rochencoeur vorzustellen.« Der Mann verbeugte sich formvollendet, und Anatole blähte die Nasenlöcher auf. Der Franzose stank schlimmer nach Parfüm als eine Hafenhure.
    »Yves ist ein lieber Freund von mir. Ich habe mir die Freiheit genommen, ihn heute Abend mitzubringen.« Bevor der Burgherr protestieren konnte, brachte Caleb schon seinen Einwand hervor. »Verdammt, Roman, dies hier ist ein Familientreffen.« Rochencoeur riss entsetzt die Augen auf. »Bitte tausend Mal um Vergebung, Messieurs und Madame«, erklärte er mit einer näselnden Stimme, die an Anatoles Nerven zerrte. »Das war mir certainement nicht bekannt. Hätte ich eher davon erfahren, wäre ich niemals hier eingedrungen, n'est-pas?«
    Der Franzose zog sich in Richtung Tür zurück, und Anatole
    hatte keine Bedenken, ihn gehen zu lassen. Aber Madeline rief ihn zurück.
    »Nein, Monsieur, bitte verlasst uns nicht. Wir fühlen uns geehrt, Euch an unserer Tafel zu wissen.« Die St. Legers reagierten darauf mit steinernen Mienen. Nur Fitzleger nickte zustimmend.
    Anatole verschränkte die Arme vor der Brust und verstand die Ablehnung seiner Verwandten nur zu gut. Aber dagegen standen Madelines bittende grüne Augen. Er hatte schon Roman zu ertragen, konnte es noch eine schlimmere Plage geben?
    »Na ja, der Mann sieht nicht so aus, als würde er viel essen. Meinetwegen mag er bleiben.«
    »Wie überaus großzügig von Euch, Vetter«, meinte Roman. Der Reverend trat zu Yves und reichte ihm die Hand. »Ihr seid hier willkommen, Sir. Verzeiht mir meine Neugier, doch mir ist Euer Akzent aufgefallen? Habe ich da einen Gascogner herausgehört?«
    »Ihr besitzt ein feines Gehör, Monsieur. »Zwar wurde ich hier in Cornwall in einem kleinen Dorf geboren, doch den Großteil meiner letzten Jahre habe ich in Paris verbracht.«
    »Und warum seid Ihr dann nach England zurückgekehrt?«, wollte Anatole wissen.
    »Ach, habe ich vergessen, das zu erwähnen?«, antwortete Roman anstelle seines Freundes. »Ich habe Monsieur Rochencoeur hergebeten, weil ich seine Dienste benötige. Er ist Architekt und soll mir Lost Land wieder aufbauen.«

13
    Unzählige Kerzen hüllten die lange Tafel in einen strahlenden Glanz, und ihr Licht spiegelte sich auf den Kristallkelchen und dem Porzellan wieder, das Anatoles Großvater selbst entworfen hatte. Von jedem Teller, jeder Tasse und jeder Untertasse fauchte einen der St.-Leger-Drache an. Will Sparkins wartete den Gästen mit der Weinflasche auf. Der junge Mann trug eine gepuderte Perücke und eine goldbesetzte schwarze Livree. Nachdem Madeline dafür gesorgt hatte, dass er gebadet wurde und die Haare geschnitten bekam, hatte sich Will als hübscher junger Mann mit reizenden blauen Augen entpuppt. Wenigstens ein Gutes hatte sie also auf Castle Leger bewirkt. Madeline hoffte, dass dies nicht die einzige positive Veränderung bleiben würde.
    Sie versuchte zu lächeln und sich zu

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