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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit einem Fächer zu bewaffnen. Als die junge Frau einige Minuten später die Treppe hinunterlief, vernahm sie schon aus der Galerie Stimmengewirr. Sofort überfiel sie der Drang, in ihr Schlafgemach zurückzulaufen und sich dort einzusperren. Von ihrem Gemahl war nirgends etwas zu sehen. Nur der alte Lucius hielt sich in der unteren Halle auf.
    Madeline runzelte bei seinem Anblick die Stirn. Es war ihr gelungen, alle männlichen Bediensteten passend zum heutigen Anlass herzurichten und sie in eine saubere Livree zu stecken. Nur Trigghorne lief noch immer in derselben verschmierten Hose und dem schmuddeligen Hemd herum. Nicht einmal das Haar hatte er sich gekämmt. »Wir haben Gesellschaft, Missus«, verkündete er, als sie die Treppe herunterkam, und zeigte mit dem Daumen in Richtung Galerie.
    »Dessen bin ich mir bewusst, Mr. Trigghorne«, entgegnete sie, weil sie sich von dem Gnom nicht noch einmal ins Bockshorn jagen lassen wollte. »Ist mein Gatte schon heruntergekommen?«
    »Der Herr befindet sich im Salon.«
    »Gut, dann will ich Euch nicht länger von Euren Pflichten abhalten. Ich bin mir sicher, in der Küche wird noch Hilfe benötigt.«
    »Wozu denn das? Ihr bietet den St. Legers doch schon ihre Lieblingsspeise.«
    »Ehrlich? Was essen sie denn gern?«
    »Sie verschlingen am liebsten frisch verheiratete Bräute.« Madeline warf ihm einen wütenden Blick zu, aber der Alte schlurfte bereits zur Gesindetreppe und kicherte die ganze Zeit vor sich hin.
    Die junge Frau gab sich einen Ruck, schlich zur Tür und öffnete sie einen Spalt weit. Doch sie konnte nur Anatole erkennen, der die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte.
    »Ist schon lange her«, bemerkte eine tiefe Stimme gerade. »Ja«, entgegnete Anatole steif.
    Es tat Madeline weh, ihn so verkrampft dastehen zu sehen. Mit ihrer Familie hatte sie sich auch nicht immer verstanden, aber wenigstens wusste sie, dass sie dort stets Geborgenheit und freundliche Aufnahme finden würde. Ihr wäre nie eingefallen, dass sie ihrem Gemahl zu Hilfe eilen müsste. Diese Vorstellung gab ihr den Mut, die Tür ganz zu öffnen und in den Raum zu schreiten. Sofort verstummten die Gespräche, und alle Anwesenden wandten sich ihr zu.
    Nachdem sie einen Knicks gemacht hatte, blieb ihr der Mund offen stehen.
    Großer Gott, sie war mitten in eine Versammlung von Riesen geraten!
    Eine Männerrunde stand im Halbkreis vor ihr, und alle wiesen Anatoles Statur, seine dunklen Augen und Adlernase auf.
    Madeline drohten die Knie nachzugeben, doch schon war Anatoles Rechte zur Stelle, um ihr Halt zu geben. Sie bekam kaum etwas von den Namen mit, die er ihr nun bei der Vorstellung nannte.
    »Das ist mein ältester Onkel, Captain Hadrian St. Leger, tätig im Fernhandel.«
    Sie brachte ein vorsichtiges Lächeln zustande. Onkel Hadrian sah mit seiner sonnengegerbten Haut und dem Vollbart mehr wie ein Pirat aus. Als er breit lächelte, zeigte er Reihen von riesigen Zähnen, die durchaus in der Lage zu sein schienen, eine frisch Angetraute zu packen und zu verschlingen.
    Seine beiden Söhne hießen Frederick und Caleb, und beide starrten Madeline wie Schiffbrüchige an, die seit Monaten keine Frau mehr gesehen hatten.
    Ebenso beeindruckend wirkte auch der andere Onkel, Pax-ton, der sein Vermögen mit Zinnminen gemacht hatte. Er trug einen unauffälligen braunen Rock und eine grau gepuderte Perücke. Ein Gegensatz zu seiner gepflegten Erscheinung eines Londoner Kaufmanns war sein Sohn Zane, der mit seiner verrutschten Kleidung und seiner abstehenden Mähne aussah, als habe ihn gerade ein Blitz getroffen. Den verstörendsten Anblick bot jedoch der Letzte in der Gästeschar, der ein wenig abseits stand. Der Mann war nicht schlank, sondern ausgemergelt und bleich wie der Tod. Madeline fragte sich, wie jemand so aussehen und dennoch auf seinen beiden Beinen stehen konnte. »Mein Cousin, Marius St. Leger«, sagte der Burgherr. »Einer der wenigen fachkundigen Ärzte, die wir hier haben. Er hat in der medizinischen Fakultät in Edinburgh studiert.« Der Doktor nickte nur kurz.
    »Und dies ist meine Gemahlin Madeline«, verkündete Anatole mit grimmigem Blick, als wolle er jemanden davon abhalten, daran zu zweifeln.
    Eine unangenehme Pause entstand, als sich sechs Augenpaare auf die junge Frau richteten. Madeline mußte sich zusammennehmen, um sich nicht hinter dem Rücken ihres Mannes zu verstecken.
    Zu ihrer großen Erleichterung richtete sich die allgemeine Aufmerksamkeit dann jedoch auf den

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