St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
»Ich habe mich nicht lang und breit ausgelassen, Monsieur. Madame St. Leger gab lediglich ihrem durchaus verständlichen Interesse an Eurem neuen Grundbesitz Ausdruck, und ich habe mich nach besten Kräften bemüht, sie zu erhellen.«
»Wenn meine neue Cousine so begierig ist, den Ort kennen zu lernen, soll sie doch vorbeigeritten kommen und sich alles anschauen. Ihr reitet doch sicher gern, oder, meine teure Madeline?«
Die junge Frau fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Pferde waren immer schon ihr wunder Punkt gewesen. Vor ein paar Tagen noch hatte Anatole sie dazu überredet, mit ihm in den Stall zu kommen, um ihr seine Jagdrösser zu zeigen.
Madeline hatte dort aber eine solche Angst an den Tag gelegt, dass ihr Gemahl sie schließlich ins Haus zurückgeschickt hatte. Sie war mit dem Wissen gegangen, ihn wieder einmal schwer enttäuscht zu haben. »Nun, Sir, ich fürchte, ich bin keine allzu gute Reiterin.« Unglücklicherweise war gerade eine Gesprächspause eingetreten, und ihre Entgegnung wurde an der ganzen Tafel gehört.
»Unsinn«, meinte Paxton, »alle St.-Leger-Frauen sind fürs Reiten geboren.«
»Erst recht diejenige, welche für Anatole bestimmt ist«, fügte Roman hinzu.
»Es ist aber bei ihr nicht so«, stellte Anatole laut fest, »und damit Ende der Debatte.«
»Wahrscheinlich habt Ihr Eurer Gattin nur eines von Euren großen, groben Ungeheuern angeboten. Eine Lady zieht aber ein sanftes, zivilisiertes Pferd vor.« Wann immer Roman etwas zum Burgherrn sagte, klang es wie eine Beleidigung. Und auch schien er dabei ständig an dunkle Seiten zu rühren, von denen sie noch nichts wusste. »Ihr braucht Euch nicht vor Anatoles Rössern zu fürchten«, griff Caleb ein. »Sie sind alle feine Burschen. Lasst mich nur mit ihnen reden. Eines dieser Pferde werde ich schon dazu bringen können, Euch sanft zu tragen.«
»Ihr sprecht mit Pferden, Monsieur«, kicherte Yves. »Ja, natürlich, das ist meine besondere Gabe. Genau so wie mein Vetter Anatole es vermag -« Caleb riss sich die Hand vor den Mund.
»Was vermag Anatole?«, drängte Roman. Nach einem vorsichtigen Blick auf den Burgherrn, stammelte Caleb: »Ich meinte ... ich wollte sagen ... so gut ich mit Pferden reden kann, vermag er sie zu reiten.« Madeline spürte sofort, dass der Jüngling ursprünglich etwas anderes hatte sagen wollen. Doch jetzt stopfte er sich rasch einen großen Brocken in den Mund und weigerte sich, noch mehr zu erzählen.
Fast kam es ihr so vor, als habe jemand einen Schweigebann über diese Runde gelegt. Von den St. Legers würde sie heute Abend nichts Neues über den Mann erfahren, den sie geheiratet hatte.
Mit einer Ausnahme. Roman spielte mit seinem Weinglas und schien nicht gewillt zu sein, das Thema auf sich beruhen zu lassen.
»Vielleicht schicke ich Madeline eine Stute aus meinen Stallungen.«
»Nein!«, entgegnete Anatole barsch.
»Erlaubt mir, Euch ein verspätetes Hochzeitsgeschenk zu machen.«
»Ich habe Nein gesagt.«
»Vielleicht solltet Ihr das die Lady selbst entscheiden lassen.«
»Das Reiten könnt Ihr getrost uns beiden überlassen, dafür brauchen wir keinen dritten.«
»Das glauben wir gern, Anatole«, lachte Hadrian, »und sind eigentlich davon ausgegangen, dass Ihr das schon längst besorgt habt.«
»Captain St. Leger, mäßigt Euch!«, tadelte Fitzleger ihn, als er sah, wie Madeline errötete.
»Aber, Reverend«, entgegnete Hadrian, »alle frisch Vermählten müssen sich solche Scherze gefallen lassen.« Er stieß den Burgherrn in die Seite. »Also, berichtet, mein Junge. Wie war's in der Hochzeitsnacht? Habt Ihr den Rekord Eures Großvaters von drei Tagen gebrochen?« Anatole antwortete nicht, lief aber ebenso rot an wie seine Frau.
»Drei Tage?«, flüsterte Madeline entsetzt. Zumindest hatte sie jetzt eine Antwort auf ihre Frage erhalten, wie oft ein Mann seiner Frau beiliegen konnte. Das Herz wurde ihr schwer, als sie daran dachte, wie viel in ihrer Ehe falsch lief.
Der Captain wandte sich an sie: »Ihr habt also noch nicht die Geschichte von meinem Vater gehört, wie er direkt nach der Trauung mit seiner Braut im Schlafgemach verschwunden ist? Nun, die beiden ließen sich kaum Zeit für ein Frühstück.«
»Hadrian! Du sprichst von unserer Mutter!«
»Sie war eben eine lebenslustige Frau. Dafür muss man sich doch nicht schämen. Die Leidenschaft, welche die St. Legers in ihren Bräuten erwecken, hat eben etwas ganz Besonderes an sich.«
»Ja«, bestätigte Zane. »Zwei Herzen
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