St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
finden in einem Moment zueinander, und ihre Seelen sind für die Ewigkeit miteinander verbunden.«
Die Männer nickten alle verträumt, doch als Madeline zu Anatole schaute, wich dieser ihrem Blick aus. »Deswegen muss man Anatoles Braut ganz gewiss nichts von großer Liebe und Leidenschaft berichten«, warf Roman ein. »Ganz gewiss habt Ihr beides jüngst erfahren, nicht wahr?«
Madeline wurde der Peinlichkeit einer Antwort entzogen, weil ihr Mann in diesem Moment mit der Faust auf den Tisch hieb.
»Die Erfahrungen meiner Frau gehen Euch einen feuchten Kehricht an. Und jetzt reden wir gefälligst von etwas anderem.«
Er warf einen strengen Blick in die Runde, und augenblicklich verfiel alles in Schweigen. Madeline schien sein Wutausbruch Verdruss zu bereiten, aber Anatole wollte auf keinen Fall zulassen, dass seine Verwandten über sein Liebesleben spekulierten. Nach dem einen Mal, das er in Madelines Bett gefunden hatte, hatte sich sein geknickter Stolz noch nicht erholt.
Alle schienen sich nun seinem Wunsch zu fügen, nur Roman bedachte ihn mit einem spöttischen Lächeln. Anatole hatte sich geschworen, sich heute Abend nicht von dem Vetter provozieren zu lassen, doch Roman schien keine Ruhe geben zu wollen.
Er hätte den Mann gar nicht erst ins Haus lassen dürfen, kannte er ihn und seine Schliche doch zu gut. Außerdem schmerzte es Anatole, erleben zu müssen, wie sein Vetter nun Madeline mit all den Artigkeiten und schönen Worten umgarnte, zu denen er nicht fähig war. Roman und sein französischer Stutzer verwickelten sie gerade in ein Gespräch über irgendeinen toten Dichter, von dem er noch nie gehört hatte. Jedes Wort, jedes Lächeln, das Madeline von sich gab, machte Anatole umso eifersüchtiger.
Zerknirscht musste er sich eingestehen, nur über Pferde, die Jagd und die Landwirtschaft auf seinen Gütern reden zu können. Er hatte sich auch nie mit anderen Themen auskennen müssen, hatte er seine Mahlzeiten doch bislang in der Gesellschaft seiner Hunde und Knechte eingenommen. Früher hatte er sich dessen nie geschämt, doch Madeline gab ihm seit ihrer Ankunft das Gefühl, die Einsamkeit nicht weiter in Ehren halten zu müssen.
Aus der Ferne ließ sich das erste Donnergrollen vernehmen, und Anatole wünschte, dieses Abendessen möge bald zu Ende gehen. Normale Gäste hätten sich bei der Aussicht eines Gewitters rasch verabschiedet, aber ein St. Leger hatte sich noch nie von solchen Banalitäten wie einem Blitz einschüchtern lassen. Und dieser verdammte Franzose würde die Tafel wohl erst dann verlassen, wenn die letzte Pastete verschlungen war. Er unterdrückte einen Fluch, als Fitzleger jetzt auch noch einen Toast auf die Gesundheit des jungen Paars ausbringen wollte.
»Auf Madeline und Anatole. Möge sie ein langes Leben und viel Glück erwarten.«
»Hört, hört!,« rief Zane.
»Und mögen sie mit vielen Kindern gesegnet werden«, schloss Hadrian sich an.
»Und Tod und Vernichtung allen Mortmains«, wurde Caleb der alten Tradition gerecht.
Anatole leerte sein Glas und glaubte, das Schlimmste überstanden zu haben, bis er Madelines Miene erblickte. Oh, wie sehr er die Momente zu fürchten gelernt hatte, wenn sie den Kopf schief legte.
»Was ist denn ein Mortmain?«
»Eine Bande von ehrlosen Schurken«, antwortete der Captain. »Am liebsten hätten sie alle St. Legers heimtückisch in den Betten ermordet.«
Madeline erbleichte, und Anatole warf seinem Onkel einen wütenden Blick zu.
»Die Mortmains waren eine hier ansässige Familie, die mit der unseren über viele Generationen in Fehde lag«, erklärte er seiner Frau. »Ihr braucht Euch nicht um die Mortmains zu sorgen, denn sie sind alle längst ausgestorben.«
»Aber wenn es keine mehr von ihnen gibt, warum wünscht Ihr ihnen dann immer noch alles erdenklich Schlechte?«
»Naja, weil... weil...«
»Weil es sich dabei nur um eine weitere unserer lächerlichen Familientraditionen handelt«, warf Roman süffisant ein. »Genau wie dieser Brauch, einen alten Mann auf den Weg zu schicken, damit er uns eine Braut besorgt.«
»Hütet Eure Zunge, Vetter«, fuhr Anatole ihn an. »Ich dulde nicht, dass Mr. Fitzleger in meinem Hause beleidigt wird.«
»Da habt Ihr mich aber gründlich missverstanden, Cousin. Ich wollte wirklich nicht respektlos gegen den Reverend erscheinen.«
»Das will ich auch hoffen«, bemerkte Paxton. »Denn eines nicht allzu fernen Tages werdet Ihr selbst die Dienste des Brautsuchers benötigen.«
»Ach, das
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