Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ST - New Frontier 5: Ort der Stille

ST - New Frontier 5: Ort der Stille

Titel: ST - New Frontier 5: Ort der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter David
Vom Netzwerk:
Obwohl Cwan immer noch der Ansicht war, dass ihre Kritik maßlos übertrieben war, hatte er sich bemüht, mit etwas weniger aristokratischem Dünkel aufzutreten, einfach damit das Leben etwas reibungsloser verlief. Es war eine Sache, autoritär aufzutreten, wenn man sich in einer Umgebung befand, wo es Leute gab, die bemüht waren, einem jeden Wunsch zu erfüllen, und die geradezu darauf brannten, einem selbst den kleinsten Dienst zu erweisen. Diese Art von Ergebenheit suchte man an Bord eines Sternenflottenschiffs vergebens. Trotz der längeren Zeit, die er bereits dort verbracht hatte, schien es Si Cwan, dass es immer noch viele Besatzungsmitglieder auf der
Excalibur
gab, die ihn lediglich als Gast betrachteten. Untertänigkeit gab es in der Sternenflotte einfach nicht, und daran würde sich auch in absehbarer Zukunft nichts ändern. Da er nur einer gegen etwa tausend war, erschien es ihm sinnvoll, zu versuchen, sich den allgemeinen Erwartungen anzupassen. Doch es war ihm nicht leichtgefallen. Und er hatte wirklich kein großes Talent, sich demütig zu verhalten. Er trat nach wie vor mit dem Gebaren einer Person auf, die es gewohnt war, dass man ihr gehorchte. Das war ein Problem, da niemand an Bord des Schiffes besonders geneigt schien, ihm zu gehorchen. Aber er hatte daran gearbeitet, sich einzufügen, genauso wie sich einige aus der Besatzung bemüht hatten, ihm entgegenzukommen (natürlich mit Ausnahme von Kebron, der eher den Drang zu verspüren schien, Si Cwan bei der erstbesten Gelegenheit zu packen und in eine Photonentorpedoröhre zu stopfen).
    Es lief darauf hinaus, dass Cwan versuchte, etwas toleranter mit Normalsterblichen umzugehen, die immerhin in beträchtlicher Überzahl auftraten. Also zwang er sich zur Geduld, die er auf genauso selbstverständliche Weise an den Tag legte, wie ein Schwarzes Loch Licht ausstrahlte. »Also gut«, sagte er. »Wo … befindet sich … der Rest des Führungsrates?«
    »Nicht hier.«
    »Nicht hier. Aha. Wäre es möglich, ihn hierher zu schaffen?«
    Fr’Col dachte eine Weile darüber nach. »Jaaa«, sagte er gedehnt und nickte, während er sich mit dem Dreieck am Kinn kratzte. »Ja, möglich wäre es. Aber das würden Sie bestimmt nicht wollen.«
    »Ich würde es nicht wollen?«
    »Nein.«
    »Warum … würde ich es nicht wollen?«
    »Ich bitte Sie!«, rief Fr’Col entsetzt. Er schien nicht fassen zu können, dass Si Cwan überhaupt auf diese Idee gekommen war. »Sie würden den gesamten Raum verpesten!«
    Si Cwan hatte das Gefühl, allmählich den Verstand zu verlieren. Doch dann mischte sich plötzlich Soleta ein. »Weil sie tot sind, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Natürlich«, entgegnete Fr’Col.
    »Der Rest des Führungsrats ist also tot«, fasste Si Cwan zusammen, als müsste er sich diesen Umstand zunächst in aller Deutlichkeit bewusst machen.
    Fr’Col nickte bestätigend. Er stellte den dreieckigen Stein auf das kleine Pult an seiner Seite, dann nahm er ihn ohne ersichtlichen Grund wieder auf.
    »Darf ich fragen, wie es dazu gekommen ist?«, fragte Si Cwan.
    »Ja.«
    Und wieder folgte Schweigen. Si Cwan musste den übermächtigen Drang unterdrücken, sich auf Fr’Col zu stürzen und ihm mit einem Biss die Kehle herauszureißen. »Wie ist es dazu gekommen?«
    »Irgendwann waren sie zu alt, um weiterzuleben. – Ich erhebe Einspruch!« Sein Tonfall hatte sich unvermittelt geändert, und er schlug mit dem dreieckigen Stein auf das Pult.
    »Sie …?« Si Cwan blickte sich zu seinen Begleitern um. Kebrons Miene war wie üblich undurchschaubar, und die Vulkanierin neigte auch nicht gerade zu einer ausdrucksvollen Mimik. Er wandte sich wieder Fr’Col zu. »Wogegen … erheben Sie Einspruch?«
    »Dies und das«, antwortete Fr’Col geheimnisvoll.
    Totenstille.
    Wieder musste sich Si Cwan alle erdenkliche Mühe geben, nicht die Geduld zu verlieren.
    »Darf ich fragen, was Sie mit ‚dies und das‘ meinen?«
    »Ja.«
    Wieder Totenstille.
    »Ich bringe ihn um«, grollte Kebron. Er gab sich keine Mühe, leise zu sprechen. Fr’Col jedoch ließ nicht erkennen, ob er die Bemerkung registriert hatte.
    Ganz im Gegensatz zu Si Cwan. Plötzlich löste sich seine Nachsicht auf wie Papier in Wasser. Er schien einen halben Meter größer zu werden, und als er sprach, war es, als würde es im Raum schlagartig kühler werden. »Hören Sie mir genau zu, alter Mann. Vielleicht haben Sie mich vorhin nicht richtig verstanden. Falls Sie es im Verlauf dieser langwierigen Unterredung

Weitere Kostenlose Bücher