ST - New Frontier 5: Ort der Stille
Erfahrung mit kleinen Welten wie dieser, Kebron«, teilte Si Cwan ihm arrogant mit. »Wir haben es hier mit ganz einfachen physikalischen Gesetzen zu tun. Ruhende Objekte bleiben so lange in Ruhe …«
»Bis eine äußere Kraft auf sie einwirkt«, fügte Soleta ohne Zögern hinzu.
»Exakt. Auf einer Welt wie dieser neigt man dazu, alles weiterhin genauso zu machen, wie es auch schon gestern und vorgestern gemacht wurde. Selbstzufriedenheit breitet sich aus – und Widerstand gegen jedwede Veränderung. Manchmal dauert es eine Weile, auch nur die Aufmerksamkeit der Machthaber zu wecken. Aber wenn man das einmal geschafft hat …«
Die Türen zum Saal schwangen nach innen auf, und Fr’Col trat ein. Er murmelte vor sich hin, während er zu seinem Stuhl ging, Platz nahm und dann entschieden mit dem dreieckigen Stein auf den Tisch schlug. »Ruhe im Saal! Die Sitzung des Führungsrats von Montos ist hiermit eröffnet.« Dann legte er den Stein ab, verschränkte die Finger und starrte Si Cwan an. Cwan wartete darauf, dass er eine Entscheidung bekannt gab.
Fr’Col starrte Si Cwan längere Zeit mit finsterer Miene an, bevor er fragte: »Und Sie sind …?«
»Ich werde im Schiff auf Sie warten«, sagte Zak Kebron.
VI
Das Haus wirkte völlig unscheinbar, was Xyon dazu veranlasste, automatisch vom Schlimmsten auszugehen. Es stand an einer Schotterstraße, und die Wände bestanden aus einem ziegelsteinähnlichen Material.
Seine Nackenhaare sträubten sich. Allein das hätte genügt, sein Misstrauen zu wecken, denn er neigte stets dazu, sich auf seine Ahnungen zu verlassen. Aber wenn er hier draußen mit seinen Bedenken und gesträubten Nackenhaaren herumstand, würde er gar nichts erreichen. Er überlegte, ob er sich auf die Rückseite schleichen, durch ein Fenster einsteigen und herumschnüffeln sollte. Es wäre eine Möglichkeit, aber er war sich nicht sicher, ob ein solches Vorgehen wirklich notwendig war. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn er sich Zugang zu einer Festung oder einem Außenposten verschaffen wollte. Aber hier hatte er es mit einem schlichten Haus zu tun. Einem Haus, in dem eindeutig jemand wohnte, denn er hatte schemenhafte Bewegungen hinter den Fenstern ausgemacht. Es war eine ältere Frau, eine typische blasshäutige Bewohnerin dieser Welt. Und sie machte sich zweifellos Sorgen. Das hatte Xyon schon nach wenigen verstohlenen Blicken erkannt. Vor allem blickte sie immer wieder zum oberen Stockwerk des Hauses auf. Im ersten Stock gab es ein Zimmer, dessen Fensterläden geschlossen waren. Xyon hatte das Gefühl, dass sich das, was der älteren Frau Sorgen bereitete, in genau diesem Zimmer befand.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich um die geheimnisvolle Riella.
Montos war nicht sehr dicht besiedelt. Ein paar verstreute Stämme lebten als Nomaden, doch der größte Teil der Bevölkerung wohnte in der näheren Umgebung der Hauptstadt. Xyon hatte nur wenig Zeit benötigt, um festzustellen, dass sich Riella nicht in den abgelegenen Regionen aufhielt. Also hatte er sich auf das Bevölkerungszentrum dieser Welt konzentriert.
Im Verlauf seiner Suche hatte er sich natürlich von dem leiten lassen, was die Leute ihm erzählt hatten, aber auch von seinen Instinkten. Er war sehr geschickt darin, Lügen zu erkennen, sodass es reine Zeitverschwendung war, wenn man ihm nicht die Wahrheit sagte. Trotz seiner natürlichen Begabungen hatte er damit gerechnet, dass sich die Suche als äußerst schwieriges, langwieriges und obendrein langweiliges Unterfangen erweisen würde. Aber er hatte sich selten so sehr getäuscht, da er schon nach kürzester Zeit fündig geworden war. Offenbar war das Mädchen eine lokale Berühmtheit, nicht nur wegen ihrer Eigenarten, sondern auch aufgrund ihrer Zurückgezogenheit. Natürlich war Xyon kein Dummkopf. Er kannte sich gut genug mit der männlichen Mentalität aus, um zu wissen, dass einer jungen Frau sehr schnell die merkwürdigsten Dinge nachgesagt wurden, wenn sie sich nicht an den Vergnügungen beteiligte, die Männern am liebsten waren. Das Problem konnte durchaus bei ihnen statt bei ihr liegen.
Auf jeden Fall hatten die jungen Männer, mit denen er sprach, keine Probleme damit, Xyon den Weg zu der Frau zu zeigen, die er suchte. Anfangs begegneten sie ihm mit einem gewissen Misstrauen, da er auf den ersten Blick als Fremder zu erkennen war und Montos nur selten Besuch von anderen Planeten erhielt. Xyon war es jedoch gelungen, ihre Sorgen einigermaßen zu
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