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ST - New Frontier 5: Ort der Stille

ST - New Frontier 5: Ort der Stille

Titel: ST - New Frontier 5: Ort der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter David
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zuvorkommen, wie auch immer er sich entschied, und ihm einen schnellen Tod bereiten.
    Doch das Wesen rührte sich nicht von der Stelle.
    Mehrere Sekunden verstrichen mit scheinbar unendlicher Langsamkeit. Atik gelangte zu dem Schluss, dass das Wesen vor Angst gelähmt war, auch wenn es äußerlich völlig ruhig wirkte. Da er durch längeres Abwarten nichts gewinnen würde, beschloss Atik, es anzugreifen. Er ließ die lange Kralle durch die Luft wirbeln, um das Geschöpf in Stücke zu hacken. Er hatte es sich bereits in allen Einzelheiten ausgemalt. Zuerst würde er sich den Bauch vornehmen, sodass die Eingeweide des Humanoiden herausquellen würden. Das Opfer wäre dann noch am Leben und könnte genau verfolgen, was mit ihm geschah. Es würde bestimmt ziemlich verdutzt reagieren. Entweder versuchte es, die Eingeweide wieder in die Bauchhöhle zurückzubefördern (was unglaublich komisch aussah), oder es lief davon und rutschte zwangsläufig auf den eigenen Körperflüssigkeiten aus. Worauf das eigentliche Schlachtfest beginnen konnte. Die lange Kralle war für ein solches Vorhaben besonders gut geeignet, da sie saubere Wunden schnitt, während man mit Zähnen und Krallen lediglich ein blutiges Gematsche anrichtete.
    Atik stieß mit dem Schwert zu – und auf einmal war das Wesen nicht mehr da.
    Atik strauchelte und verlor vorübergehend das Gleichgewicht, da er während des Angriffs einen Stoß gegen den Arm erhalten hatte. Im ersten Moment dachte er, das Wesen hätte sich per Materietransport entfernt oder unsichtbar gemacht oder einen anderen technischen Trick eingesetzt. Doch dann sah er aus dem Augenwinkel, dass sich das Wesen zu ihm umdrehte. Atik wollte sich ihm erneut mit der langen Kralle entgegenstellen … bis er schockiert feststellte, dass seine Tatze leer war.
    Ein verwirrter Keuchlaut drang aus seiner Kehle, und er drehte die Tatze herum, als könnte das Schwert irgendwie auf der Rückseite versteckt sein. Dann spürte er ein sanftes, aber unmissverständliches Kitzeln am Hals. Er senkte den Blick. Er starrte genau auf das Schwert, dessen Spitze seine Kehle berührte. Sein Blick folgte der Klinge, die das Wesen in der Hand hielt. Es wirkte kein bisschen verausgabt. Obwohl es unglaublich war, hatte das Wesen seinem Widersacher einfach so die lange Kralle abgenommen.
    »Suchst du das hier?«, fragte das Geschöpf.
    Atik sagte nichts. Er atmete kaum. Die Spitze drückte sich etwas fester gegen seinen Halsansatz.
    »Wie ich gehört habe«, fuhr das Geschöpf fort, »gibt es nichts Gefährlicheres als ein verwundetes Tier.«
    Das Schwert blitzte zweimal auf und zeichnete zwei diagonale Linien, die sich in der Mitte kreuzten, auf Atiks Brust. Blut quoll hervor und färbte sein Fell rot. Atik stürzte und presste die Tatzen auf die Wunde. Einen Moment lang glaubte er, dass ihn nun genau das Schicksal ereilen sollte, dass er für den Humanoiden vorgesehen hatte. Doch dann erkannte er, dass die Schnitte nicht tief genug waren. Trotzdem waren sie unglaublich schmerzhaft, und Atik sah die Welt durch einen flimmernden Schleier, während das Blut über seine Brust floss. Er ging in die Knie und verfluchte seine Schwäche, während er überzeugt war, als Nächstes die lange Kralle im Genick zu spüren, wenn er mit einem gezielten Schlag enthauptet würde. So sollte es nicht sein. Das war nicht das Schicksal, das ihm eigentlich zugedacht war.
    Aber er spürte keinen Schlag, keinen Stich, keinen Schnitt. Zu seiner Überraschung hörte er ein metallisches Klirren, als die lange Klinge vor ihm zu Boden fiel. Trotz seiner Schmerzen gelang es ihm, den Kopf zu drehen. Er sah, dass das Geschöpf ein paar Schritte von ihm entfernt stand. Es hielt wieder den Disruptor in der Hand und hatte sich erneut das Mädchen über die Schulter geworfen.
    »Und? Ist es wahr?«, fragte der Humanoide. »Dass verwundete Tiere am gefährlichsten sind, meine ich?«
    Atik sagte nichts, sondern starrte ihn nur wütend an.
    »Falls es so ist … um so besser«, sagte das Wesen mit aufreizender Fröhlichkeit. »Du weißt, wie sehr ich Gefahren und Herausforderungen liebe. Also lasse ich dich hier zurück, damit du deine Wunden lecken kannst. Richte deinen Meistern bitte ganz liebe Grüße von mir aus.«
    Das Einzige, was Atik eine gewisse Genugtuung verschaffte, war die Tatsache, dass das Wesen ihm nicht den Rücken zuwandte. Es entfernte sich rückwärts und hielt den Disruptor auf Atik gerichtet, obwohl dieser schwer verletzt war und kaum

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