ST - New Frontier 5: Ort der Stille
bestehen.
Das Geschöpf richtete den Disruptor auf ihn und sagte ruhig: »Das Einzige, was ich gerne tun würde, ist, dich zu töten. Dich einfach abzuknallen. Genauso wie deinen Freund. Und da es das ist, was ich gerne tun würde … sollte ich diesem Drang einfach nachgeben. Oder? Findest du nicht auch, dass ich es tun sollte?«
Atik fletschte die Lippen zu einer verächtlichen Grimasse. »Du hast Angst. Das ist alles. Du hast einfach nur Angst, dass ich dich töten könnte.«
»Das wäre möglich«, räumte das Geschöpf ein. »Aber dann wäre das Mädchen deiner Gnade ausgeliefert, und das kann ich nicht zulassen. Wenn nicht mehr als mein Leben auf dem Spiel stünde, hätte ich keine Probleme damit, dieses Risiko einzugehen und mit dir zu kämpfen. Ich habe einige Erfahrung mit Schwertern und viel zu selten die Gelegenheit gehabt, sie anzuwenden. Aber man sollte alles zur rechten Zeit tun. Das unterscheidet uns von niederen Tieren – wie du eins bist.« Er lächelte und fügte dann hinzu: »Geh von der Frau weg.«
Atik rührte sich nicht.
Der Humanoide betätigte den Auslöser, und rechts neben Atik löste sich ein Stück des Bodens auf.
Jetzt rührte sich der Hund. Er trat zurück, als das Geschöpf näher kam und das Mädchen aufhob. Jeder Muskel in Atiks Körper zitterte in kaum gebändigter Wut.
Plötzlich ertönte aus der Stadt eine Explosion, und ein riesiger Feuerball stieg in den Himmel auf. Atik wusste genau, was das zu bedeuten hatte. Es war die Eröffnungssalve des Angriffs der Hunde des Krieges auf Montos City. Im Grunde war der Schlag völlig überflüssig, da sie das Mädchen gefunden hatten. Die Ironie war jedoch, dass Atik und Fista gar nicht den Auftrag gehabt hatten, das Mädchen zu suchen. Man war davon ausgegangen, dass sie sich in der Stadt aufhielt. Die beiden hatten lediglich die Umgebung im Auge behalten sollen. Doch bei der Erkundung hatten sie etwas entdeckt, das ihnen wie eine willkommene Gelegenheit zu einer kleinen Jagd erschienen war. Und dann hatten sie zu ihrer Verblüffung festgestellt, dass ihnen das Ziel der gesamten Aktion in den Schoß gefallen war.
Doch eigentlich war Atik nicht wirklich überrascht. Er hatte sich schon immer für einen Hund mit besonderem Schicksal gehalten, dem große Dinge bestimmt waren und dem Gott (der natürlich kein alter Humanoider, sondern ein Hundegott war) von Zeit zu Zeit ein Lächeln schenkte. Aufgrund dieser angeborenen Überzeugung neigte Atik dazu, stets nach Gelegenheiten Ausschau zu halten, seinem Schicksal eine besondere Wendung zu geben.
Infolgedessen beobachtete Atik den Fremden sehr aufmerksam, als die Explosion erfolgte, und er sah genau das, worauf er gewartet hatte. Das Wesen blickte zur Stadt und war für einen Moment abgelenkt. Diesen Moment nutzte Atik aus, das Wesen mit voller Kraft anzugreifen. Er sparte sich ein wildes Geheul, das sein Opfer vor Schreck lähmen sollte, da eine solche Taktik das genaue Gegenteil bewirken und seinem Opfer als Warnung dienen konnte.
Das Wesen wirbelte herum und wandte sich wieder Atik zu, doch es war einen Tick zu langsam, sodass Atik mit seinem Angriff einen Volltreffer landete. Beide gingen gemeinsam zu Boden, genauso wie das Mädchen, und Atik hörte, wie die Waffe aus der Hand des Geschöpfes flog und irgendwo landete. Jetzt hatte er ihn, davon war Atik felsenfest überzeugt. Als der Humanoide unter seiner wilden Attacke wehrlos zusammenbrach, stand ihm das vorherbestimmte Ende unmittelbar bevor.
Dann flog Atik auf einmal durch die Luft. Er hatte keine Ahnung, was geschehen war. Er wusste nur, dass er eben noch die Arme und Beine des Geschöpfes fest im Griff gehabt hatte, und im nächsten Moment hatte er nach einem heftigen Stoß jede Bodenhaftung verloren. Vielleicht ein ungewöhnlicher Wurfgriff, mit dem Atik nicht im Entferntesten gerechnet hatte.
Ihm gelang jedoch eine schnelle und saubere Landung, und er hatte immer noch eine seiner langen Krallen in der Hand, während die zweite ein Stück entfernt lag, dort wo Atik sie hingeworfen hatte, um das Wesen herauszufordern. Der Humanoide stand nun einfach da, als wäre nichts geschehen, und betrachtete Atik mit einem zuversichtlichen Lächeln.
Sie standen sich gegenüber, und Atik wartete darauf, dass sein Gegner eine Bewegung machte, entweder in Richtung des Disruptors oder des Schwertes. Beide Waffen waren etwa gleich weit von ihm entfernt, aber letztlich gleichermaßen unerreichbar, denn Atik würde ihm in jedem Fall
Weitere Kostenlose Bücher