ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
sich aufkommen zu lassen. Doch bevor er protestieren konnte, tat es der Arzt. »Unsinn«, sagte er.
»Ich bestehe darauf«, beharrte Dickinson. »Wenn Phil nach Hause kommt …«
»Unsinn«, wiederholte Lyles. »Ich habe nicht Sie behandelt, also werde ich auch kein Geld von Ihnen annehmen.« Er schnappte sich seine Tasche und ging Richtung Vordertür. Bevor er verschwand, deutete er auf McCoys Bein. »Ich vermute, dass Sie in zehn Tagen nicht mehr hier sein werden«, sagte er. »Aber wenn Sie es noch sind, werde ich die Fäden ziehen müssen.« Er hielt inne und fügte dann hinzu: »Das ist in den drei Dollar enthalten.« Dann drehte er sich um, überquerte die Veranda und stieg die Stufen hinunter. Die Vordertür fiel hinter ihm zu.
Dickinson eilte zur Tür und öffnete sie wieder. »Vielen Dank, Doktor«, rief sie ihm hinterher. Sie stand da und starrte hinaus. McCoy hörte, wie die Fahrzeugtür des Arztes geöffnet und geschlossen und gleich darauf der Motor angelassen wurde. Als das Geräusch in der Ferne verklang, schloss Dickinson die Tür und sah zu McCoy.
»Ich möchte Ihnen nochmals danken«, sagte er.
»Ich bin nicht diejenige, die Ihnen gerade eine ärztliche Behandlung im Wert von drei Dollar geschenkt hat«, witzelte sie.
»Vielleicht nicht«, räumte er ein, »aber Sie sind diejenige, die Doktor Lyles hergebracht hat, und Sie haben noch viel mehr für mich getan. Ein freundliches Gesicht zu finden, als ich eines brauchte, hat mir sehr viel bedeutet.«
»Gern geschehen«, sagte sie und sah dann auf den Kleiderhaufen, der immer noch auf dem Boden lag. Sie sammelte seine Kleidung auf und bündelte sie in ihren Armen. »Ich werde die hier wie versprochen waschen und zum Trocknen aufhängen.«
»Das ist nicht nötig«, sagte McCoy.
»Sie tragen die Kleider meines Mannes und Ihre eigenen sind alle schmutzig«, stellte sie fest. »Demnach ist es sehr wohl nötig.«
»Was ich meinte, war, dass ich sie selbst waschen kann«, erklärte er.
»Sie haben eben noch eine Schlinge getragen«, erinnerte ihn Dickinson. »Also ist das vielleicht keine so gute Idee.«
»Vielleicht nicht«, räumte McCoy ein. »Sagen Sie, gibt es in der Stadt ein Hotel oder eine andere Übernachtungsmöglichkeit?«
»Mrs. Hartwell betreibt eine Pension«, sagte sie. »Zumindest behauptet sie das. Ich weiß allerdings von höchstens zwei oder drei Gästen in den letzten zehn Jahren. Doch da Sie kein Geld haben, werden Sie sich dort ohnehin kein Zimmer nehmen können.«
»Nein«, stimmte McCoy zu. »Sie haben bereits so viel für mich getan, doch mir fiel auf, dass Sie eine Scheune haben. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich …«
»Natürlich würde es mir etwas ausmachen«, sagte Dickinson entschieden. »Wenn Sie denken, dass Phil und ich einen Gast in der Scheune schlafen lassen, obwohl wir ein freies Gästezimmer im Haus haben, nun, dann muss ich das wohl als Beleidigung auffassen.«
»Ich wollte nicht …«
»Seien Sie still«, unterbrach sie ihn und schaute durch das vordere Fenster. »Die Sonne geht gleich unter. Zünden Sie hier drinnen die Lampen an. Die Streichhölzer finden Sie in dem kleinen Tisch dort drüben.« Sie deutete durch den Raum auf einen kleinen dreibeinigen Beistelltisch in einer Ecke. Ohne auf eine Erwiderung von McCoy zu warten, verließ Dickinson den Raum und ging in die Küche.
McCoy schüttelte amüsiert den Kopf, durchquerte den Raum und holte die Streichhölzer aus der Schublade. Dann ging er zum vorderen Fenster, wo eine Kerosinlampe auf der Fensterbank stand. Er zündete sie an, und der Raum wurde von sanftem warmem Licht erfüllt. Als er durch den Raum ging, um auch die anderen Lampen anzuzünden, musste er lächeln.
Es war nicht 2267, und es war nicht Atlanta, aber in diesem Augenblick, an diesem Ort fühlte sich McCoy zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder wohl.
ACHTZEHN
2268
Joanna McCoy ging die Fußgängerstraße in Pentabo entlang. Sie war von ihrem nächtlichen Dienst in der Klinik erschöpft, aber noch nicht bereit, schon nach Hause zu gehen. An den Morgen nach einer Nachtschicht nahm sie normalerweise die U-Bahn bis zur Avenue Valent, wo sie direkt gegenüber dem Hochhaus, in dem sie wohnte, aussteigen konnte. Oftmals hatte sie gerade noch genug Energie, um die Straße zu überqueren, den Turbolift in den zweiundzwanzigsten Stock zu nehmen und ins Bett zu fallen.
An diesem Morgen verspürte Joanna jedoch das Bedürfnis nach frischer Luft. Sie war nicht weniger müde
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