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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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solche Behandlung benötigen könnte, erschien ihm surreal.
    Lyles’ buschige graue Augenbrauen kletterten seine faltige Stirn hinauf. »Warum überlassen Sie die medizinischen Entscheidungen nicht mir?«, schlug er vor.
    »Verzeihung«, murmelte McCoy. Ohne dazu aufgefordert worden zu sein, zog er sein Hemd wieder an, stand auf, knöpfte die Kordhose auf, die Dickinson ihm gegeben hatte, und legte sein linkes Bein frei. Dann drehte er sich um und lehnte sich gegen das Sofa, damit der Arzt seine Wunde begutachten konnte.
    Lyles ließ die Finger über McCoys zerkratzten Oberschenkel gleiten und widmete sich dann der bandagierten Wade. »Wer hat die Wunde verbunden?«, wollte er wissen.
    »Ich«, antwortete McCoy. »Ich habe Stoffstreifen aus meinem Seesack gerissen.« Er deutete auf den zerknüllten Haufen aus dreckiger Kleidung, der immer noch auf dem Boden neben der Vordertür lag. »Während Mrs. Dickinson fort war, um Sie zu holen, habe ich die Wunde gesäubert und neu verbunden.« Dafür hatte er noch mehr Stoff aus dem Seesack reißen müssen.
    Lyles zog eine Schere aus seiner Tasche und schnitt durch den Stoff, der McCoys Bein umgab. Die Stoffstreifen, die direkt über der Wunde lagen, klebten daran fest, und als der Arzt sie abzog, schoss ein stechender Schmerz durch McCoys Wade. Er zuckte zusammen, sagte aber nichts.
    »Sie sagten, Sie hätten diese Wunde erst vor Kurzem gereinigt?«, hakte der Arzt nach.
    McCoy bestätigte das.
    »Ich werde sie erneut reinigen«, sagte Lyles. »Sie blutet immer noch. Ich werde sie wohl
tatsächlich
nähen müssen.« Er hielt inne und sagte dann: »Ihr Körper weist einige Schnittwunden und Prellungen auf, Mister McCoy. Wären Sie so freundlich, mir zu erzählen, wie Sie sich die zugezogen haben?«
    Zuerst ärgerte sich McCoy über die Frage. Er spürte die Vorsicht des Arztes gegenüber einem Fremden und hielt dieses Verhalten für das Ergebnis einer engstirnigen Denkweise. Gleichzeitig war ihm jedoch klar, dass der Mediziner die genauen Umstände seiner Verletzung kennen musste, um ihn richtig behandeln zu können. Hätte McCoy diese Untersuchung durchgeführt, wäre er verpflichtet gewesen, dieselbe Frage zu stellen, das musste er zugeben. »Ich bin heute Morgen aus einem fahrenden Zug gesprungen«, sagte er.
    »Sind Sie gesprungen?«, fragte Lyles skeptisch. »Oder wurden Sie von der Eisenbahnpolizei rausgeworfen?«
    McCoy drehte sich zu dem Arzt um. »Ich bin tatsächlich gesprungen.« Er setzte sich und sah Lyles direkt ins Gesicht. »Ich bin sicher, die Eisenbahnpolizei hätte mich rausgeworfen, wenn sie mich entdeckt hätte. Ich reiste in einem leeren Wagen eines Güterzugs. Ich hatte nicht genug Geld für einen Personenzug und wollte nach Hause nach Atlanta.«
    »Wenn Sie nach Atlanta wollten, warum sind Sie dann hier abgesprungen?«, fragte Lyles.
    »Weil sich in dem Wagen noch zwei andere Männer befanden, die mich bewusstlos schlagen und mir meinen Proviant und meine Kleidung stehlen wollten«, erklärte McCoy. »In Anbetracht der Umstände erschien es mir klüger, aus dem Zug zu springen.«
    »Ich verstehe«, sagte der Arzt. Eine nachdenkliche Stille senkte sich über den Raum, bis Lyles plötzlich nach Dickinson rief. Sie antwortete sofort und schien direkt hinter der Tür zu stehen. McCoy vermutete, dass sie die Unterhaltung mit angehört hatte, was ihn freute. Er war der Meinung, dass sie es verdiente, die Umstände zu kennen, die dazu geführt hatten, dass er ihre selbstlose Hilfe in Anspruch nehmen musste.
    Lyles bat sie, ihm etwas Seife, Wasser und einige trockene Tücher zu bringen. Als sie mit den gewünschten Dingen in den Raum trat, hielt sie den Blick auch weiterhin geflissentlich von McCoy abgewandt. Sie stellte die Utensilien auf einen einfachen kleinen Holztisch, der neben den aufwendigen Verzierungen im Holz des Sofas kaum auffiel.
    Sobald Dickinson wieder gegangen war, krempelte der Arzt die Ärmel hoch, wusch und trocknete sich die Hände und wies McCoy dann an, sich bäuchlings auf den Boden zu legen. Kurz darauf begann Lyles damit, die Wunde an der Wade seines Patienten zu reinigen. Erneut schoss Schmerz durch McCoys Bein. Es fühlte sich an, als würde es von einer Klinge in zwei Hälften geschnitten. Er kämpfte darum, nicht laut aufzuschreien, und seine Hände ballten sich zu Fäusten.
    »Ich weiß, dass es wehtut«, sagte der Arzt und klang zum ersten Mal mitfühlend. »Aber wenn man bedenkt, dass Sie aus einem fahrenden Zug gesprungen

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