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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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an, an der Wunde herumzutatschen, vielleicht in einem wahnhaften Versuch, ihr verletztes Fleisch zusammenzufügen. Joanna war starr vor Schreck. Der grausige Anblick und das bloße Elend der Andorianerin entsetzten sie. Ein Pfleger kam in den Raum gestürzt, um Thraza davon abzuhalten, sich in ihrer Panik noch schlimmer zu verletzen. Er musste Joanna mehr als einmal auffordern, bevor sie ihre Benommenheit abschüttelte und ihm zu Hilfe eilte.
    Der Arzt traf kurz darauf ein und erkannte sofort, dass es sich um die andorianische Form einer nekrotisierenden Fasziitis handelte, eine seltene bakterielle Infektion, die den Scannern entgangen war. Er narkotisierte Thraza und ließ sie für eine sofortige Operation vorbereiten. Ein Spezialist wurde kontaktiert, und noch vor dem Ende von Joannas Schicht, war das infizierte Gewebe aus dem Körper der
zhen
entfernt worden. Nach der OP wurde sie mit Antibiotika und Antikörpern behandelt, um die Bakterien auszumerzen, die die Infektion hervorgerufen hatten. Später würde man die Wunde mit künstlichem Gewebe und einer Hauttransplantation schließen. Dem Arzt zufolge sah die Patientin einer vollständigen Genesung entgegen.
    Der Pfleger hatte dem Arzt nichts von Joannas Verhalten erzählt und ihre anfängliche Unfähigkeit, angemessen auf den Notfall zu reagieren, nicht mit einem Wort erwähnt. Zuerst hatte er auch Joanna gegenüber nichts gesagt, doch kurz vor dem Ende ihrer Schicht hatte er sie beiseitegenommen. »Es ist in Ordnung, so was passiert manchmal«, hatte er ihr erklärt. Joanna war klar gewesen, dass er sich auf den Vorfall bezog, auch wenn er ihn nicht ausdrücklich erwähnte. »Du musst einfach nur unempfindlicher werden.«
    Die U-Bahn fuhr in die unterirdische Station Avenue Valent ein, und Joanna stieg die Treppe zur Straße hinauf. Dann ging sie zu dem Hochhaus auf der anderen Seite, das sie momentan ihr Zuhause nannte, und trat in einen der Turbolifte. Während die Kabine nach oben fuhr, dachte sie über das nach, was der Pfleger zu ihr gesagt hatte. Sie hatte ihm danach gedankt und war froh, dass er dem Arzt nichts von ihrem Fehlverhalten erzählt hatte. Auf dem Heimweg hatte sie versucht, das alles aus ihrem Kopf zu verbannen. Nun kreisten ihre Gedanken wieder um den Rat, dass sie sich an das Leid der Patienten und ihre manchmal schrecklichen Krankheiten und Verletzungen gewöhnen musste. Als der Lift den zweiundzwanzigsten Stock erreichte, wurde Joanna klar, dass sie sich nicht fragen musste, ob sie das tun
konnte
, sondern ob sie es tun
wollte
.
    Sie hielt ihre Handfläche vor den Scanner neben der Tür und sagte den Eintrittscode auf. In der Tür erklang zuerst das vertraute Klicken der sich lösenden Riegel und dann ein leises Summen, als sie sich in die Wand zurückzogen. Sie umfasste den Türgriff, drehte ihn und betrat die Wohnung.
    Im Inneren sah es so aus wie immer: als würden dort zehn Personen leben und nicht nur zwei. Im gesamten Wohnzimmer lagen Kleidungsstücke verteilt, als wäre eine Wäscherei explodiert. Freizeithosen, Röcke, Blusen, Socken, Unterwäsche, Pullover, Mäntel und Jacken lagen in Haufen auf dem grauen Teppich und über die wenigen Secondhandmöbel verteilt, die sie und Tatiana gekauft hatten, bevor sie zusammengezogen waren. Gebrauchte Gläser und Teller – die meisten glücklicherweise leer – stapelten sich auf jeder Ablagefläche in der kleinen Küche sowie auf dem Esstisch in einer Ecke des Wohnzimmers. Buchdatenkarten und echte Bücher trugen ebenfalls zu der Unordnung bei.
    Joanna ließ den Gurt ihrer Tasche von ihrer Schulter gleiten und legte sie auf den Sessel neben der Tür, gleich neben die grüne Bluse, die sie lange nicht mehr getragen hatte. Die Unordnung war ihr wie immer peinlich, und sie schwor, wie sie es oft tat, dass sie später aufräumen würde. Sie kannte sich jedoch gut genug, um zu wissen, dass sie es nicht tun würde. Das Chaos hatte noch nicht ganz die Grenze erreicht, an der sie und Tatiana endlich beschließen würden, etwas dagegen zu unternehmen.
    Sie dachte darüber nach, sich etwas zu Essen zu machen, entschied dann aber, dass sie zuerst ein wenig schlafen musste, ob die Träume nun kommen würden oder nicht. In ihrem Schlafzimmer herrschte ähnliche Unordnung wie im Rest der Wohnung. Ihr Bett war nicht gemacht, die Laken, Decken und Kissen lagen zerwühlt auf der Matratze. Die Kleidungsstücke, Datenkarten und Bücher, die es nicht bis ins Wohnzimmer geschafft hatten, bedeckten den

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