ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
mehr zu wissen, was er als Nächstes sagen sollte, doch dann lächelte er.
»Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber vor nicht allzu langer Zeit habe ich tatsächlich – es klingt lächerlich, wenn ich nur daran denke – eine Gehirntransplantation durchgeführt.«
Joanna spürte, wie sie unwillkürlich die Augenbrauen hob.
»Ich scherze nicht. Ich könnte es nicht noch einmal tun, die Umstände waren einzigartig. Ich erinnere mich noch, wie ich dastand und diese erstaunlichen Geräte benutzte, mit denen sich diese unglaublichen chirurgischen Verfahren durchführen ließen … Ich erinnere mich daran, es getan zu haben, aber ich weiß nicht mehr
, wie
ich es getan habe.«
Sie glaubte ihrem Vater, konnte sich jedoch keine Situation vorstellen, die es ihm ermöglichen würde, solch eine Operation durchzuführen.
»Es ist eine lange Geschichte. Ich werde sie dir erzählen, wenn … wenn ich dich sehe.«
Seine Stimme schien zu stocken.
»Wie dem auch sei, Schatz, ich wollte mit dir reden, weil …«
Wieder verloren sich die Worte ihres Vaters in vorübergehendem Schweigen. Er faltete die Hände vor sich und knetete sie nervös.
»…weil ich dich vermisse«
, sagte er schließlich.
»Hör zu, ich würde dich gern so bald wie möglich besuchen kommen.«
Wieder überraschten sie seine Worte, dieses Mal jedoch auf persönlicher Ebene. Es war lange her, dass sie Nachrichten miteinander ausgetauscht hatten, und noch länger, seit sie sich tatsächlich gesehen hatten.
»Ich weiß, dass du bald Geburtstag hast und deine Mutter dich dann sicher besuchen will, aber vielleicht können wir uns irgendwann davor oder danach sehen. Mir ist klar, dass du mit deiner Ausbildung beschäftigt bist, aber … Ich werde nicht viel deiner Zeit in Anspruch nehmen. Wirklich, ich will dich nur sehen, Schatz.«
Er berührte seine Lippen mit den Fingern und presste diese dann gegen den Bildschirm.
»Ich liebe dich, Joanna.«
Der Monitor wurde schwarz, und ein paar Sekunden später erschien das verworrene geometrische Emblem des verillianischen Kommunikationsnetzwerks.
Joanna schaltete den Computer aus, blieb jedoch noch für ein paar Minuten davor sitzen und dachte über die Nachricht ihres Vaters nach. Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Sein ständiges Zögern kam ihr seltsam vor, doch sie freute sich sehr, dass er sie besuchen kommen wollte. Sie würde herausfinden müssen, wann genau er zu kommen plante, damit sie es mit ihren Unterrichtsstunden und Klinikschichten abstimmen konnte, aber das würde schon klappen.
Froh, dass sie beschlossen hatte, die Nachricht noch abzurufen, erhob sich Joanna, zog den Morgenmantel aus und kroch ins Bett. Sie berührte das Kontrollfeld, um die Fenster zu verdunkeln, und lag dann eine Weile mit hinter dem Kopf verschränkten Armen in der Finsternis. Obwohl sie immer noch sehr müde war, konnte sie nicht anders, als Aufregung zu verspüren, weil sie ihre Eltern bald beide sehen würde. Sie war bei ihrer Mutter aufgewachsen, während ihr Vater für einen Großteil ihrer Kindheit nur ein abwesender Fremder gewesen war. Doch als sie sich zu einer jungen Frau entwickelt hatte, die anfing, das Leben immer mehr zu verstehen, und ihren Vater aus einer eigenen Perspektive sah, die nicht der ihrer Mutter entsprach, hatte sie gelernt, ihn zu mögen und sehr zu lieben. Sie vermisste ihn und freute sich, ihn bald wiederzusehen.
Als sie schlief, träumte sie nicht von der andorianischen Patientin und ihrer schrecklichen Infektion. Stattdessen kehrte sie in ihre Kindheit zurück. Sie war ein zehnjähriges Mädchen und lebte mit beiden Eltern in einem Strandhaus auf Cerberus. Das war nie wirklich so gewesen – sie hatte zwar auf Cerberus gelebt, jedoch nur mit ihrer Mutter –, aber in ihren Träumen führte sie in dieser ausgedachten Zeit ein glückliches Leben.
McCoy trat aus seinem Büro und stieß mit Christine Chapel zusammen. Sowohl er als auch die Krankenschwester machten einen erschrockenen Schritt zurück. Die schwarze Arzttasche, die er trug, fiel ihm aus der Hand, doch es gelang ihm, den Trikorder, den Phaser und den Gürtel, die er in der anderen Hand balancierte, irgendwie festzuhalten. »Schwester Chapel«, sagte er. Er fühlte sich schlecht, weil sich ihre Unterhaltung vorhin so negativ entwickelt hatte, und fügte noch ein freundlicheres »Christine« hinzu.
»Doktor McCoy«, erwiderte sie. »Ich wollte mich für das, was eben passiert ist, entschuldigen.«
»Das ist nicht
Weitere Kostenlose Bücher