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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Ein unglaublich lautes Summen wie das hoher Stromspannung erfüllte seine Ohren, und auf einmal verstand er mit absoluter Klarheit, dass er das Jahr, das ihm noch blieb, nicht mehr erleben würde. Dieser Angriff, diese Schmerzen würden ihn lange vor der Xenopolyzythämie umbringen. Doch angesichts der Qualen, die sein Körper gerade durchlitt, würde der Tod ein Geschenk sein.
    Und dann wurde McCoys Welt gnädigerweise schwarz.

NEUNZEHN
1932
    Als der Hahn an diesem Morgen gleich nach Tagesanbruch zum ersten Mal krähte, rollte sich Phil Dickinson auf den Bauch und schlief wieder ein, was ein seltener Luxus war. Als der Stolzierende Henry eine Stunde später erneut krähte, erwachte Phil wieder, dieses Mal zu den vermischten Gerüchen von Kaffee und gebratenem Speck. Er hatte gar nicht gehört, wie Lynn aufgestanden war. Genüsslich rollte er sich ein Stück weiter auf ihre Seite des Betts. Er streckte eine Hand aus, um ihr leeres Kissen zu berühren, ertastete stattdessen jedoch ihr zerzaustes Haar.
    »Eines Tages«, murmelte sie, »werde ich diesem Hahn den Hals umdrehen.« Lynn sagte fast jeden Morgen etwas in der Art, doch an Tagen wie diesem – einem Sonntag – klang sie so, als würde sie es besonders ernst meinen. Sonntags musste Phil nicht aufstehen und zur Mühle fahren, und keiner von ihnen musste besonders früh damit beginnen, auf dem Hof zu arbeiten. Sie hatte bereits mehr als einmal damit gedroht, Henry zum Abendessen zu servieren, aber Phil wusste, dass sie das niemals wirklich tun würde.
    Er hörte Lynn schnuppern. »Hast du Kaffee aufgesetzt?«, fragte sie.
    »Klar«, erwiderte er und küsste sie auf die Wange. »Ich stehe auch gerade am Herd und brate ein paar Streifen Speck.«
    »Wa…?«, begann sie, erkannte dann aber, dass er einen Witz gemacht hatte. »Oh«, schalt sie ihn und schlug ihm leicht gegen den Arm.
    »Ich schätze, dein Stallbursche macht dir Frühstück«, stichelte Phil.
    »Ich bin sicher, dass er
uns
Frühstück macht«, meinte sie. »Und er ist nicht mein Stallbursche.« Lynn sah ihn an, und er bemerkte die winzige Veränderung in ihrem Gesichtsausdruck, die darauf hindeutete, dass sie ihn veralbern wollte. »Er ist
unser
Stallbursche«, sagte sie, und sie lachten beide.
    »Er ist ein bisschen alt für einen Stall
burschen
, findest du nicht?«, fragte Phil, während er die Decke zurückschlug und aus dem Bett stieg. Bereits zu dieser frühen Stunde spürte er die Schwere in der unbewegten Luft und wusste, dass es heute wieder heiß werden würde. Obwohl der Sommer offiziell erst vor ein paar Tagen begonnen hatte, fühlte es sich so an, als hätte er bereits seinen Höhepunkt erreicht. Glücklicherweise hatten die nachmittäglichen Regenfälle nicht nachgelassen, sodass die Felder stets mit Wasser versorgt blieben.
    »Ich glaube, er ist nicht viel älter als du«, sagte Lynn und bezog sich damit auf ihren unerwarteten Hausgast. Nun, man konnte Lens Aufenthalt bei ihnen gewissermaßen als unerwartet bezeichnen, aber so ganz war er das auch wieder nicht. Seit Phil Lynn kannte, neigte sie dazu, Streuner aufzunehmen. Normalerweise handelte es sich dabei um Katzen und Hunde, manchmal um Vögel, und einmal war es sogar ein verletzter Iltis gewesen. Doch es hatte ihn kaum überrascht, als er vor anderthalb Wochen von der Mühle heimgekommen war und feststellen musste, dass sie einen Landstreicher ins Haus gelassen hatte. So war sie eben.
    »Mir ist egal, wie alt er ist«, sagte Phil. »Solange er uns Frühstück macht.« Er goss etwas Wasser aus einer Kanne in die Metallschüssel, die auf dem kleinen Tisch in der Ecke stand, und wusch sich dann mit einem Lappen und einem Stück Seife.
    »Leonard hat mir viel geholfen, seit er hier ist«, sagte Lynn und klang fast so, als wollte sie ihn verteidigen. »Und es kostet uns nichts, ihn im Gästezimmer schlafen zu lassen.« Mit der Hilfe einiger Männer aus der Stadt hatte Phil vor sieben Jahren das zweite Schlafzimmer ans Haus angebaut. Damals war Lynns Mutter ernsthaft krank geworden. Sie hatten eine alte Matratze bei Mr. Duncan von der Mühle gekauft und sie in dem neuen Zimmer auf den Boden gelegt. Lynn hatte jedoch nicht gewollt, dass ihre Mutter auf dem Boden schlief, also hatten sie der alten Frau ihr Bett überlassen und selbst auf der Matratze geschlafen.
    Mutter Myras Gesundheit hatte sich irgendwann wieder gebessert. Es war ihr zumindest gut genug gegangen, dass sie sich wieder um sich selbst kümmern konnte, daher wollte sie

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