ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
hier wohnen lassen«, sagte Len. »Und ich habe kaum genug gearbeitet, um euch allein das zurückzuzahlen.«
»Nun, dann müssen wir dich von jetzt an wohl härter arbeiten lassen«, meinte Lynn. Sie sah nicht von ihrem Frühstück auf und schob sich ein Stück Ei in den Mund. Phil konnte sehen, dass die Diskussion damit für sie beendet war.
»Also gut«, gab Len nach. Er lehnte sich vor und nahm die Münzen vom Tisch. »Danke.«
»Gern geschehen«, sagte Lynn und sah nun endlich von ihrem Teller auf.
Len blickte Lynn einen Moment lang an und schaute dann zu Phil. Schließlich drehte er sich um und deutete auf zwei große Eimer, die in einer Ecke standen. »Dann fange ich jetzt wohl besser mal damit an, härter zu arbeiten.« Er nahm die Eimer und verschwand durch die Tür, um zum Brunnen zu gehen.
Als die Tür hinter ihm zufiel, sah Lynn zu Phil. »Ich bin stolz auf dich, Philip Wayne Dickinson«, verkündete sie.
Phil spürte, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. Nichts machte ihn glücklicher als die Liebe und der Respekt seiner Frau.
Über den Lärm der Kirchenglocken, der die Luft erfüllte, hörte McCoy das Quietschen der sich öffnenden Fahrzeugtür. Es klang, als wäre sie nur noch durch Rost am Rest des Lasters befestigt. Er kletterte aus dem Wagen und machte dann Anstalten, Lynn beim Aussteigen zu helfen. Doch sie war bereits in die entgegengesetzte Richtung gerutscht. Auf der Fahrerseite des Wagens nahm Phil ihre Hand und half ihr auf den Parkplatz. McCoy schlug die Tür zu, die wieder laut knarrte, und ging dann um den Laster zu Lynn und Phil. Obwohl er es wegen der Glocken kaum hören konnte, fühlte er, wie der Kies unter seinen Füßen knirschte.
»Bist du sicher, dass du nicht mit uns reinkommen willst?«, fragte Lynn dicht an seinem Ohr. Sie trug ein Kleid mit Blumenmuster, das ihr bis zu den Waden reichte. Phil hatte eine graue Hose, ein weißes Hemd, ein dunkles Jackett sowie eine Krawatte angezogen.
»Ja, danke«, sagte McCoy. Er dachte darüber nach, sich damit zu entschuldigen, dass er für die Kirche nicht gut genug angezogen sei und sich aufgrund seiner eingeschränkten Garderobe zurzeit auch nicht besser kleiden könne. Er entschied sich jedoch dagegen, da er befürchtete, seine neuen Freunde würden ihm womöglich neue Kleider geben, damit er sie nächste Woche begleiten konnte. »Ich würde wirklich lieber ein wenig durch Hayden spazieren und mir die Stadt ansehen«, sagte er.
»Also gut«, sagte Phil, der ebenfalls näher herangekommen war, um sich über dem Glockenläuten verständlich zu machen. »Dann treffen wir uns hier in einer Stunde wieder.«
»Eigentlich weiß ich noch gar nicht, wie lange ich unterwegs sein werde«, meinte McCoy. »Ich dachte mir, ich laufe heute Nachmittag einfach zurück zum Haus, wenn euch das recht ist.« Die Fahrt in die Stadt hatte nicht länger als zehn Minuten gedauert, daher konnte der Hof der Dickinsons höchstens sechs oder sieben Kilometer entfernt liegen.
»Bist du sicher, dass du das mit deinem Bein schaffst?«, fragte Lynn.
»Oh, das wird schon gehen«, versicherte Leonard. »Doktor Lyles hat gute Arbeit geleistet.« Um seine Worte zu unterstreichen, hob er das Bein und beugte es. Obwohl es ihm immer noch surreal vorkam, dass der Arzt einen seiner Körperteile mit Schafsdarm zusammengenäht hatte, hatte er das Ergebnis täglich überprüft und festgestellt, dass die Wunde gut verheilte.
»In Ordnung«, sagte Phil. »Dann sehen wir uns später.« Er und Lynn überquerten den Parkplatz und mussten diverse Fahrzeuge umrunden, die dort standen. Auf dem Weg grüßten sie andere Kirchgänger, und McCoy vermutete, dass es in einer so kleinen Stadt nicht viele Fremde gab, falls überhaupt.
Da er sich plötzlich sehr auffällig vorkam, bewegte er sich aus dem hellen Sonnenlicht in eine Ecke des Parkplatzes, die im Schatten einiger Bäume lag. Von dort betrachtete er die Stadt Hayden. Die Kirche stand am Ende einer langen grasbewachsenen Fläche, direkt an einem Weg aus festgetretener Erde, der den praktischen, wenn auch nicht gerade einfallsreichen Namen Church Street trug. McCoy schaute in beide Richtungen und entdeckte noch mehr motorisierte Fahrzeuge – Autos und Laster –, die am Straßenrand parkten. Dazu kamen ein paar Pferde und Kutschen. Von den verschiedenen Beförderungsmitteln strömten zahlreiche Menschen auf die Kirche zu. Manche trugen bessere Kleidung, so wie Lynn und Phil, andere kamen in ihrer Alltagskleidung. Die
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