ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
drei Jahrhunderten von Menschen auf der Erde erbaut worden war. Und vor einem Monat war sie dann als etwas wesentlich weiter Entwickeltes zurückgekehrt.
Zufrieden, dass er alle seine wenigen Besitztümer zusammengepackt hatte, ging McCoy in den vorderen Bereich des Quartiers zurück und verschloss seine Reisetasche. Er konnte seine Gedanken jedoch immer noch nicht von V’Ger und seiner bemerkenswerten Geschichte losreißen. Soweit sie es beurteilen konnten, war die leblose Sonde Voyager VI durch ein wanderndes Schwarzes Loch gefallen, um am anderen Ende der Galaxis wieder herauszukommen. Dort war die Sonde von einem Maschinenvolk gefunden worden – Spock hatte sie »lebende Maschinen« genannt, doch McCoy würde mehr Informationen benötigen, bevor er dieser Bezeichnung zustimmen konnte. Jedenfalls hatten diese Maschinen die Programmierung der Voyager-Sonde – sammle sämtliche auffindbaren Daten und übertrage sie zurück an die Erde – wörtlich interpretiert und die Sonde so modifiziert, dass sie alles, was sie entdeckte, in Daten umwandeln und speichern konnte. Sobald sie alles ihr Mögliche erfahren hatte, war sie schließlich zur Erde zurückgekehrt.
Jim hatte vermutet, dass die Voyager-Sonde – die sich V’Ger nannte, nachdem drei der Buchstaben auf ihrer Namensplakette unlesbar geworden waren – so viel Wissen angesammelt hatte, dass sie ein Bewusstsein entwickelte. McCoy fiel es schwer zu glauben, dass ein Informationsspeicher ab einer gewissen Menge gesammelter Daten plötzlich ein Bewusstsein entwickeln sollte. Dennoch gab es keine Beweise dafür, dass V’Ger
nicht
als lebendes Wesen von ihrer Mission zurückgekehrt war. Vieles sprach dafür, dass die Sonde tatsächlich lebte, allem voran die Fragen, die sie gestellt hatte: Ist dies alles, was ich bin? Gibt es nichts anderes? Um V’Ger einen bedeutenderen Sinn als das bloße Sammeln von Daten zu geben, war es nötig gewesen, dass sich die Sonde mit einem Menschen verband. Nun hatte sie ein neues Ziel, auch wenn niemand wusste, wo es lag. Sobald V’Ger mit Will Decker verschmolzen war, hatte die Sonde eine enorme Verwandlung durchgemacht. Dann war sie einfach verschwunden.
In den Tagen, die seitdem vergangen waren, hatte McCoy über all das nachgedacht. Er hatte kurz in Betracht gezogen, einen Forschungsstrang zu verfolgen, der sich mit der Natur von Maschinen und Leben, Wissen und Bewusstsein beschäftigte. Er hatte die Idee jedoch schnell wieder verworfen, da er bereits an zu vielen unvollendeten Projekten arbeitete.
McCoy bückte sich, um seine Reisetasche aufzuheben, und war bereit, das Schiff zu verlassen, als das Türsignal erklang. »Beinahe wäre ich unbeschadet davongekommen«, scherzte er. Er richtete sich auf und bat den Besucher, einzutreten. Die Türen öffneten sich, und Jim kam in den Raum.
»Was ist denn hier los, Pille? Willst du uns schon verlassen?«, fragte er grinsend und warf einen Blick auf die Reisetasche. »Wir sind doch gerade mal seit dreißig Minuten wieder im Erdorbit.«
»Ja«, sagte McCoy, »aber wir haben dreißig
Tage
gebraucht, um hierher zu gelangen.« Nach dem Zwischenfall mit V’Ger hatten Jim und die Sternenflotte die
Enterprise
einem ordentlichen Testflug unterziehen wollen, und McCoy hatte zugestimmt, den einen Monat, der dafür anberaumt war, noch an Bord zu bleiben. Da Will Decker nun fort war, hatte Jim weiterhin das Kommando, während die Sternenflotte nach einem Ersatz suchte. In dieser Zeit waren sämtliche Funktionen des Schiffs auf Herz und Nieren geprüft worden, und die Mannschaft hatte sogar ein paar Missionen durchgeführt. Es war wundervoll gewesen, Zeit mit Jim und Spock, Scotty und Christine, Hikaru und Nyota und all den anderen zu verbringen. Doch nun war die
Enterprise
wieder zur Erde zurückgereist, wo sie sich vermutlich auf ihren nächsten Auftrag vorbereiten würde, und McCoy würde von Bord gehen und zu seiner Forschungsarbeit in Georgia zurückkehren. »Jedenfalls nehme ich gleich ein Shuttle zum Sternenflottenhauptquartier und von dort dann die Bahn zurück nach Atlanta.«
»Ein Shuttle?«, fragte Jim. »Pille, du bist wahrhaftig ein Technikfeind.«
»Oh nein«, protestierte McCoy und sprang auf die Stichelei seines Freundes an. »Ich habe kein Problem mit
jeglicher
Technologie. Ich benutze sie gerne und jederzeit. Es ist nur dieser lächerliche Transporter.«
»Das behauptest du«, meinte Jim.
»Hey, erinnere dich daran, dass dich diese verfluchte Maschine einmal in zwei
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