ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
schaute über seine Schulter, als ob er befürchtete, dass ihm jemand in den Raum folgen könnte. Edith wusste, dass etwas nicht stimmte, auch wenn sie nicht sagen konnte, was es war.
»Es geht mir ebenfalls gut, danke«, erwiderte sie. »Aber ich bin momentan ein wenig beschäftigt. Da du mich hier gefunden hast, gehe ich davon aus, dass du weißt …«
»Ja, so ist es«, fiel Leonard ihr ins Wort. »Du bist die Leiterin der amerikanischen Pazifistenbewegung und wirst heute eine Rede halten.«
»Das stimmt«, bestätigte Edith. »In weniger als einer halben Stunde, um genau zu sein, daher muss ich jetzt wirklich …«
»Edith«, unterbrach Leonard sie wieder. »Ich muss dringend mit dir reden. Sofort. Bitte.« Er griff nach ihrer Hand und umfasste sie mit seinen. »Ich brauche nur zehn Minuten deiner Zeit.«
Wäre er ein Fremder gewesen und hätte sie nicht gesehen, wie er während seiner zwei Jahre in New York so viel Mühe und Zeit in die Mission gesteckt hatte, hätte sie Nein gesagt oder ihn zumindest gebeten, bis nach der Versammlung zu warten. Doch sie konnte erkennen, wie wichtig es ihm war, und entschied daher, ihm die zehn Minuten zu gewähren. »Also gut«, sagte sie. »Was ist los, Leonard?«
»Danke«, erwiderte er und bat sie dann, sich wieder zu setzen. »Ich habe diese Unterhaltung seit gestern hundert Mal durchgespielt und weiß immer noch nicht, wo ich anfangen soll.«
Edith wartete ein paar Sekunden und fragte dann leise: »Steckst du in Schwierigkeiten?«
»Nein, nein, das ist es nicht«, versicherte er, und Edith verspürte sofort Erleichterung. »Aber ich brauche trotzdem deine Hilfe.« Er drehte sich um und schritt durch den Raum. »Edith, du erinnerst dich doch sicher daran, dass wir beide mal über eine bessere Zukunft für die Menschheit gesprochen haben, oder?«
»Ja«, sagte sie und fragte sich, warum er das zur Sprache brachte. »Deswegen bin ich heute auch hauptsächlich hier: um zu versuchen, diese bessere Zukunft auf den Weg zu bringen.«
»Aber du liegst falsch«, verkündete Leonard, und Edith hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand eine Ohrfeige verpasst. »Die Vereinigten Staaten davon abzuhalten, in den Krieg zu ziehen, ist falsch. Es wird nur …«
»Verzeihung«, entfuhr es Edith, die nun wieder aufstand. »Bist du nur hier, um mir mitzuteilen, dass du mit den Zielen der Friedensbewegung nicht übereinstimmst? Deswegen wolltest du so dringend mit mir reden?«
»Edith, bitte«, sagte Leonard und kam auf sie zu. »Bitte hör mir einfach zu. Ich bin kein politischer Gegner. Ich glaube an den Frieden. Alles, worum ich dich bitte, ist, dass du mir ein paar Minuten zuhörst.«
Sie beäugte ihn misstrauisch. Sie wusste nicht, ob sie ihm …
Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit, und Leonard wirbelte herum, als Mr. Simon seinen Kopf hineinsteckte. »Miss Keeler«, begann er, »ich wollte nur …« Mr. Simon hielt inne, als er Leonard sah. Er öffnete die Tür ganz, trat in den Raum und fragte: »Belästigt Sie dieser Mann? Soll ich jemanden holen, der ihn entfernt?«
Leonard wandte sich ihr wieder zu und sah sie an. Sie schaute ihm direkt in die Augen, erkannte den flehenden Ausdruck darin und traf eine Entscheidung. »Ist schon gut, Mister Simon«, beruhigte sie ihn. »Doktor McCoy wird in ein paar Minuten wieder gehen.«
»Wie Sie meinen«, murmelte Mr. Simon. »Ich bin nur hier, um Ihnen mitzuteilen, dass ich Sie in fünfzehn Minuten nach draußen begleiten werde.«
»In Ordnung«, sagte sie. »Vielen Dank.« Mr. Simon verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
»Danke«, sagte Leonard.
Edith nahm wieder auf dem Sessel Platz. »Dank mir nicht«, meinte sie. »Erzähl mir einfach, weswegen du hergekommen bist.«
»Frieden
ist
der richtige Weg«, erklärte er. »Frieden und Toleranz und Gleichberechtigung. In zweihundert Jahren werden alle Bewohner der Erde nach diesen Prinzipien leben und dadurch vereint sein.«
»Zweihundert Jahre?«, wiederholte Edith. »Na, ich hoffe doch, dass es bei Weitem nicht so lange dauern wird.«
»Das wird es aber«, bekräftigte Leonard. Es klang nicht so, als würde er darüber diskutieren, sondern eine Tatsache feststellen. »Und wenn die Vereinigten Staaten nicht in den Krieg ziehen, wird es vielleicht niemals geschehen.«
»Ich verstehe das Argument«, sagte Edith. »Ich wurde schon mehrfach damit konfrontiert.«
Leonard kniete sich neben den Sessel. »Aber nicht so«, beharrte er. »Wenn sich die Vereinigten
Weitere Kostenlose Bücher