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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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eine für sie beide treffen würde.
    Die Kabelbahn fuhr leise durch die Nacht auf das innere Hafenviertel zu. McCoy würde bald zu Hause sein und freute sich schon darauf, diesen langen und ermüdenden Tag in Kürze hinter sich zu haben. Doch als er sich in dieser Nacht ins Bett legte, blieb der Schlaf aus. Seine Gedanken kehrten immer wieder zu der Situation zurück, die er mit Tonia erlebt hatte. Er lag stundenlang wach, frustriert, aber auch dankbar, dass ihm wenigstens für eine Nacht die schrecklichen Träume erspart bleiben würden, die ihn nun schon so lange plagten.

ACHTUNDDREISSIG
1941
    Als Edith um einen ruhigen Ort gebeten hatte, an dem sie für eine halbe Stunde allein sein konnte, war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass man sie in Atlantas Capitol hineinlassen würde. Ganz zu schweigen davon, dass sie die Stabsmitarbeiter des Gouverneurs persönlich dort hineinführten. Nun saß sie auf einem grünen Ledersessel in der Ecke eines kleinen, hübsch eingerichteten Raums. Dunkle Holzvertäfelungen verkleideten Wände und Decke, und hier und da hingen Porträts in aufwendig verzierten Rahmen.
    Edith versuchte, sich ihre Notizen für das heutige Ereignis noch einmal anzusehen, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Bis zu diesem Morgen hatte sie nicht viel über den Gouverneur von Georgia gewusst. Seine kürzlich ausgesprochene Einladung, vor dem Capitol eine Versammlung der amerikanischen Pazifistenbewegung abzuhalten, schien großzügig. Und wenn man bedachte, dass das Ereignis mit Präsident Roosevelts Besuch zusammenfallen würde, war diese Gelegenheit einfach zu gut, um sie sich entgehen zu lassen. Edith hatte nicht mehr gewusst, dass der Gouverneur vor einigen Jahren die Schwarzen in seinem Staat davon abgehalten hatte, die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen, und ihr war auch nicht klar gewesen, wie sehr er sich für Rassentrennung einsetzte. Ihr war durchaus bewusst, dass er gegen die Reformen des Präsidenten war. Allerdings hatte sie nicht bedacht, dass er mit seiner Einladung an die APB darauf abzielen könnte, die Aufmerksamkeit von Mr. Roosevelts Besuch in Atlanta abzulenken.
    Spielt das eine Rolle?
, fragte sie sich. Sie wünschte, es wäre nicht so, doch natürlich spielte es eine Rolle. Wenn es darum ging, amerikanische Truppen in den Krieg zu entsenden, war sie mit dem Präsidenten zwar nicht einer Meinung, aber der Mann hatte in schwierigen Zeiten viel für ihr Land geleistet und jede Menge bewirkt. Auch wenn sie seine Argumente für einen Kriegseintritt in Europa und im Pazifik zu widerlegen plante, respektierte sie ihn und wollte daher kein Teil einer politischen Taktik sein, mit der man beabsichtigte, ihm zu schaden. Sie wollte lediglich eine ehrliche Diskussion über die Probleme führen, denen sich die Vereinigten Staaten gegenübersahen.
    Doch jetzt konnte sie die Versammlung nicht mehr absagen oder verschieben. Tausende von Leuten waren von überall in der Region zusammengekommen, um an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Es wäre ihnen gegenüber nicht fair, die Versammlung abzusagen, nur weil Edith Bedenken bezüglich des Mannes hegte, der das Ganze überhaupt erst möglich gemacht hatte. Außerdem würde ein solches Verhalten ihrem Ziel nicht dienlich sein.
    Edith starrte auf die Notizzettel in ihrer Hand und begann erneut damit, sie durchzugehen. Sie war fast mit der ersten Seite fertig, als die Tür geöffnet wurde. Sie blickte auf und erwartete, einen ihrer Kollegen von der APB – entweder Mr. Simon oder Mr. Roman – oder vielleicht einen Stabsmitarbeiter des Gouverneurs zu sehen. Stattdessen schaute sie direkt in ein Gesicht, das sie zwar erkannte, aber für einen Moment nicht zuordnen konnte.
    »Edith«, sagte der Mann, kam schnell in den Raum und schloss die Tür leise hinter sich.
    »Leonard«, entfuhr es ihr. Sie hatte ihn seit Jahren nicht gesehen, um genau zu sein, seit Anfang 1932. Er sah im Großen und Ganzen gut aus. Er wirkte gesund, und die grauen Haare an seinen Schläfen verliehen ihm eine gewisse Würde. Aber unter seinen Augen prangten dunkle Ringe, die Edith vermuten ließen, dass er in letzter Zeit nicht gut geschlafen hatte. Ein Dutzend Fragen schossen ihr durch den Kopf – einschließlich der, was er hier wollte und warum er nicht mit ihr in Kontakt geblieben war –, doch sie fing mit der grundlegendsten an. »Wie geht es dir?«
    Sie stand auf, als er auf sie zueilte. »Es geht mir gut«, sagte er. »Und was ist mit dir?« Er

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