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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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lecker.« Es freute Lynn immer, zu hören, wie gut Leonard ihr Essen schmeckte. Am Anfang, kurz nachdem Phil abgereist war, hatten sie sich mit der Zubereitung des Abendessens abgewechselt, und Lynn war jeden zweiten Abend zu Leonard gegangen. Doch das hatte sie bald wieder aufgegeben, da sie ein wenig besorgt war, was die Leute denken mochten. Als sie selbst darüber nachdachte, erschienen ihr ihre Besuche bei Leonard plötzlich unangemessen, auch wenn ihre Beziehung rein freundschaftlicher Natur war.
    Deine Freundschaft ist keusch
, dachte sie,
selbst wenn deine Gedanken es nicht sind
. So sehr sie Phil auch vermisste und obwohl sie ihn natürlich niemals betrügen würde, hatte sie sich selbst eingestanden, dass sie sich zu Leonard hingezogen fühlte. Sie empfand schon jahrelang so, doch seit sie während Phils Abwesenheit so viel Zeit miteinander verbrachten, waren ihre Gefühle für ihn besonders stark geworden. Das war auch der Hauptgrund für ihren Entschluss, ihn nicht mehr in seinem Haus zu besuchen. Stattdessen kam er in ihr Haus, in dem sie alles an Phil erinnerte, wodurch es ihr leichter fiel, der Versuchung zu widerstehen.
    »Freut mich, dass es dir schmeckt«, sagte sie zu Leonard.
    »Ich habe heute die Mittagspause durchgearbeitet«, erklärte er. »Deswegen bin ich völlig ausgehungert.« Wie viele Männer und Frauen in der Stadt, einschließlich Lynn selbst, hatte Leonard angefangen, in der Mühle zu arbeiten, um die Kriegsbemühungen zu unterstützen. Die Mühle hatte einen Auftrag von der Regierung erhalten und arbeitete nun Vollzeit, um Decken und Strümpfe für die Truppen herzustellen. Leonard war zwar nach wie vor als Arzt tätig, aber jeder in der Stadt wusste, dass er in der Mühle zu finden war, wenn er sich nicht zu Hause aufhielt.
    »Als ich heute zu Mittag gegessen habe«, sagte Lynn, »erzählte mir Becky Jensen, dass Mary Denton sich verletzt hat und zu dir kam.«
    »Da musst du schon Becky Jensen fragen«, sagte Leonard.
    »Du kannst mir noch nicht einmal verraten, ob sie bei dir war?«, fragte Lynn. Sie hatte Leonard bereits ein paar Mal etwas über Leute aus der Stadt gefragt, die er behandelt hatte. Seine Antwort war jedoch stets dieselbe gewesen: Sie müsse die jeweilige Person schon selbst fragen, wenn sie etwas über ihren Besuch bei ihm wissen wolle. Er hatte ihr auch den Grund dafür erklärt, aber sie verstand nicht, warum er ihr nicht einmal etwas so simples mitteilen konnte wie die Tatsache, ob Mary Denton bei ihm gewesen war oder nicht. »Das ist diese Sache mit der Verschwiegenheitsklausel, oder?«
    »Die ärztliche Schweigepflicht, genau«, bestätigte Leonard. »Als ich Arzt wurde, leistete ich einen Eid, nicht ohne Erlaubnis oder Anweisung über meine Patienten zu sprechen. Wir haben doch darüber geredet.«
    »Ich weiß«, sagte Lynn. »Ich verstehe nur nicht, warum …« Ein Klopfen an der Vordertür unterbrach sie. »Ich frage mich, wer das sein mag«, überlegte sie. Als sie aufstand, tat Leonard es ihr nach und folgte ihr durch den Flur ins Wohnzimmer. Lynn öffnete die Tür und sah Jake Dinsmore auf der Veranda stehen. »Jake, was machst du denn hier?« Durch das Fenster erkannte Lynn den Kombiwagen der Dinsmores, in dem Jakes Frau Annabelle auf dem Beifahrersitz saß. Sie arbeitete bei der Western Union …
    Lynn sah wieder zu Jake und bemerkte den Zettel in seinen Händen. »Nein«, keuchte sie, und Tränen traten ihr in die Augen. »Nein!«, schrie sie nun. Ihre Beine gaben unter ihr nach, und sie sackte zu Boden, doch dann waren plötzlich Leonards Hände an ihren Schultern und stützten sie. Er führte sie vorsichtig zu einem der Sessel und ließ sie daraufsinken. Lynn vergrub ihr Gesicht in den Händen und schluchzte.
    »Doc, es tut mir leid«, hörte sie Jake sagen. Leonard erwiderte etwas, aber sie konnte es aufgrund ihres Schluchzens nicht verstehen. Dann hörte sie, wie die Tür geschlossen wurde und spürte, wie Leonard sich neben sie kniete und seine Hand auf ihren Rücken legte. Sie drehte sich um und klammerte sich an ihn, während sie weinte.
    So verharrten sie eine ganze Weile. Als ihre Tränen schließlich ein wenig nachließen, löste Lynn sich von Leonard und sah ihn an. Seine Augen waren gerötet, und seine Wangen glänzten feucht. Er hatte ebenfalls geweint.
    Auf dem Boden neben ihm sah sie den Zettel, den Jake und Anabelle ihnen gebracht hatten. »Lies es mir vor«, bat sie leise.
    Leonard schien widersprechen zu wollen, doch dann griff er

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