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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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nach dem Telegramm und hob es auf. »26. Mai, sechzehn Uhr fünfzig, Washington, D. C.«, begann er. »Mrs. Lynn J. Dickinson, Tindal’s Lane, Hayden, South Carolina. Der Kriegsminister bittet mich, Ihnen sein tiefstes Bedauern auszudrücken, dass Ihr Ehemann, Private First Class Dickinson, Philip W., in Ausübung seiner Pflicht ums Leben kam …«
    Lynn schloss ihre Augen und heulte schmerzerfüllt auf.
Phil
, dachte sie.
Phil!
Er war fortgegangen, um ihr Land zu beschützen, um South Carolina und Hayden und sie zu beschützen, und nun würde er nie wieder nach Hause kommen. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen, jemand musste einen Fehler gemacht haben, denn Phil konnte unmöglich tot sein.
    Doch gleichzeitig wusste sie, dass es kein Fehler war. Sie sah wieder zu Leonard. »Lies weiter«, sagte sie.
    »Lynn …«, protestierte Leonard, aber sie schrie ihn an.
    »Lies weiter!«
    Er fuhr mit dem Telegramm fort. »Er starb in Irland, am 11. Mai ’46. Ein Bestätigungsschreiben folgt. G. A. Stacy, Generaladjutant.«
    Lynn griff nach dem Zettel und riss ihn Leonard aus der Hand. Sie hielt ihn vor sich und versuchte, ihn selbst zu lesen, doch Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen. Sie zerknüllte das Telegramm und warf es auf den Boden. »Oh, Phil«, stieß sie hervor.
    Leonard trat vor, lehnte sich zu ihr herunter, legte seine Arme um sie und zog ihren Kopf an seine Schulter. Er hielt sie fest, während sie erneut weinte. Sie konnte nur an die unmögliche Tatsache denken, dass ihr Mann nie mehr nach Hause kommen würde.
    Der Tag dämmerte, der Himmel war bedeckt und grau und bot damit eine angemessene Atmosphäre für den Trauergottesdienst, wie McCoy fand. Doch der Frühnebel löste sich bereits am Vormittag auf. Als sich die meisten Stadtbewohner auf Haydens kleinem Friedhof versammelten, schien die Sonne hell vom Himmel. Pastor Gallagher stand an einem Ende des offenen Grabs, wo ein Grabstein aufgestellt werden würde, sobald man die entsprechenden Worte eingemeißelt hatte.
    McCoy stand zusammen mit den anderen fünf Sargträgern – Gregg Anderson, Ducky Jensen, Steve und Ford King sowie Phils Bruder Roger – neben dem Sarg. Der Rest der Trauergemeinde umringte das Grab. Unter den Anwesenden befanden sich auch Phils Tante Lee und sein Onkel Scott, die rechts und links neben Lynn standen. Lynn trug ein schwarzes Kleid und einen breitkrempigen Hut mit einem Schleier. Sie hielt den Blick die ganze Zeit über zu Boden gerichtet. McCoy war aufgefallen, dass sie während des Trauergottesdienstes in der Kirche geweint hatte – tatsächlich hatte sie die ganze letzte Woche über geweint –, doch nun sah er keine Tränen mehr.
    »Vielleicht hätte Philip dieses große Opfer nicht bringen müssen«, sagte der Pastor. »Er hätte abwarten können, ob man ihn überhaupt einziehen würde, aber das tat er nicht. Phil entschied sich als erster der Männer aus Hayden dafür, sein Land in diesem Krieg zu verteidigen, womit er große Kraft und Tapferkeit bewies.«
    Nur wenige Stunden nach dem Angriff Japans und der darauffolgenden Kriegserklärung Amerikas hatte McCoy Phil nach Greenville gefahren, damit er sich einschreiben konnte. In den folgenden Wochen und Monaten waren auch andere Männer aus Hayden der Armee beigetreten. Manche von ihnen, wie Ray Peavey, Randy Denton, Jefferson Donner und die Palmer-Jungs Justin und Henry, hatten sich freiwillig gemeldet. Andere, wie Bo Bartell und Billy Fuster, waren zwangsverpflichtet worden.
    »In Philips Namen sagen wir: ‚Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln‘«, fuhr Pastor Gallagher fort. »‚Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zu frischem Wasser.‘«
    McCoy hörte die Worte, schenkte ihnen aber nur wenig Aufmerksamkeit. Er hoffte allerdings, dass die Worte des Pastors Lynn irgendwie Trost spenden würden. Seit sie das Telegramm mit der Nachricht von Phils Tod erhalten hatte, war McCoy Zeuge geworden, wie sie die üblichen Phasen der Trauer durchlief. Doch immer wieder hatte er auch beobachten können, wie sie sich zusammenriss und eine Stärke bewies, die ihn überraschte. Lynn und Phil waren dreiundzwanzig Jahre lang verheiratet gewesen und hatten ein einfaches Leben in einer Gemeinschaft geführt, die sie nur selten verlassen hatten. Zudem waren Lynns Eltern schon vor einiger Zeit verstorben und nun blieb ihr nur die Familie ihres Ehemanns. Sie hätte unter ihrem schweren Verlust leicht zusammenbrechen können, doch obwohl sie trauerte,

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