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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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zweiten Stuhl, der dem Kamin gegenüberstand, setzte sich und suchte nach einem anderen Thema, über das sie sprechen konnten. Er wollte so schnell wie möglich von dem Thema wegkommen, das Jim gerade angesprochen hatte. »Hast du was von Chekov gehört?«, fragte er.
    »Ja, das habe ich«, antwortete Jim. »Ich erhielt vor ein paar Wochen eine Nachricht von ihm. Er wurde zum Ersten Offizier der
Reliant
befördert.«
    »Zweifellos wohlverdient«, meinte McCoy.
    »Er ist mittlerweile ein äußerst fähiger Offizier. Er wird mit Sicherheit eines Tages sein eigenes Schiff kommandieren.«
    Während Jim sprach, drifteten McCoys Gedanken ab. Ungewollt tauchten vor seinem geistigen Auge Bilder der Bucht von San Francisco auf, hinter der die Lichter von Sausalito lagen. In einem Moment der Schwäche fragte er sich, ob Tonia wohl noch dort wohnte, und wenn nicht, wo genau sie sich jetzt befinden mochte. Es schmerzte ihn, sich selbst eingestehen zu müssen, dass er sie vermisste.

ZWEIUNDVIERZIG
1946
    Lynn stellte den Teller mit dem gebratenen Huhn auf den Küchentisch und nahm dann Leonard gegenüber Platz.
    »Das sieht köstlich aus«, bemerkte er und griff nach der Schale mit dem Kartoffelbrei.
    »Leonard«, schalt Lynn ihn und faltete demonstrativ ihre Hände vor sich. Sein Fehler war ihm sofort klar, und er schüttelte den Kopf.
    »Oh, tut mir leid«, sagte er. Er faltete seine Hände ebenfalls und senkte den Blick. Nun neigte auch Lynn den Kopf.
    »Allmächtiger Gott, unser Vater, der du bist im Himmel, wir erbitten deinen Segen für diese Speisen«, sagte sie. »Und während wir deine großzügige Spende genießen, bitten wir dich demütig darum, dass du auch über unsere Soldaten wachst, die tapfer darum bemüht sind, uns in Übersee zu verteidigen. Amen.« Sie bat nicht direkt darum, dass Gott Phil schützen möge – das wäre ihr irgendwie selbstsüchtig und arrogant vorgekommen –, aber in ihrem Herzen hoffte sie, dass der Allmächtige dafür sorgte, dass ihrem Mann nichts geschah.
    Ihr gegenüber griff Leonard erneut nach dem Essen. Er kam nun jeden Abend zu ihr nach Hause und dann hörten sie sich gemeinsam die Nachrichten im Radio an. Stets hofften sie dabei auf gute Neuigkeiten aus Europa, vom Atlantik und vom Pazifik. Danach aßen sie zusammen zu Abend.
    Phil war jetzt seit fast zwei Jahren fort. Nachdem er sich bei der Armee eingeschrieben hatte, war er nach Fort Jackson in Columbia geschickt worden. Dort hatte er eine vierzehnwöchige Rekrutenausbildung absolviert, auf die zwölf Wochen Einheitstraining folgten. Während dieser Zeit hatte Lynn relativ regelmäßig von ihm gehört. Normalerweise hatte sie jede Woche wenigstens ein paar kurze Briefe und hin und wieder auch einen Telefonanruf erhalten. Sie hatte jeden einzelnen Brief umgehend beantwortet.
    Nach der Ausbildung hatte Phil monatelang an Übungen und Manövern teilgenommen. Lediglich zu Weihnachten hatte er frei gehabt und war über die Feiertage sogar nach Hause gekommen. Einem Freund, den Phil in der Grundausbildung kennengelernt hatte, war es gelungen, ihnen eine Mitfahrgelegenheit nach Greenville zu organisieren. Leonard und Lynn hatten ihn dort abgeholt und später wieder zurückgebracht. Nach den Feiertagen waren die Manöver heftiger geworden und Phils Infanteriedivision war von South Carolina aus durch Georgia und Tennessee marschiert. Während dieser Zeit hatte Lynn nur noch selten Kontakt zu ihm gehabt.
    Und schließlich war Phil vor einem Jahr nach Europa geschickt worden. Seitdem hatte Lynn lediglich vier Briefe von ihm erhalten, sie selbst hatte ihm allerdings sehr viel öfter geschrieben. Jeden Morgen nach dem Aufwachen und jeden Abend beim Abendessen sowie vor dem Zubettgehen betete Lynn für das Wohlergehen der alliierten Soldaten. Dabei rief sie sich stets das Gesicht ihres Mannes ins Gedächtnis.
    Als sie und Leonard an diesem Abend Radio gehört hatten, waren zumindest ein paar der Nachrichten gut gewesen. Amerikanische und britische Streitkräfte hatten Irland von den Nazis zurückerobert, und auch Rommels Verteidigungsstellung in Algerien war zurückgedrängt worden. Gleichzeitig tobte jedoch immer noch die Schlacht von Hawaii, die nun schon seit fünf Wochen andauerte, und einige Stunden zuvor war das
Schlachtschiff West Virginia
zerstört worden.
    Leonard griff nach einer Hühnerkeule und komplettierte damit seinen gefüllten Teller. Dann spießte er einige Kohlblätter mit der Gabel auf. »Mmm«, seufzte er. »Sehr

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