ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
dem Deck saß und den Rücken gegen einen Stützbalken gelehnt hatte. Der Kopf des Ingenieurs hing zur Seite, und seine Augenlieder flatterten, während er offenbar darum kämpfte, bei Bewusstsein zu bleiben.
Spock eilte zur Konsole, die den Warpantrieb überwachte und rief den Status des Plasmainjektors auf. Wie er vermutet hatte, war das Gerät überlastet worden und flutete die Eindämmungskammer nun mit tödlicher Strahlung. Er versuchte, den Schaden von der Konsole aus zu beheben, vermutete jedoch, dass Mr. Scott sicher auch schon auf diese Idee gekommen war. Und tatsächlich scheiterten Spocks Bemühungen. Wie er allerdings erwartet hatte, ließ sich der Injektor manuell reparieren.
Spock wandte sich von der Konsole ab und ging auf Dr. McCoy und die Eindämmungskammer zu. Er bereitete sich bereits darauf vor, seine
Katra
zu übertragen. Darüber hinaus beabsichtigte er, McCoy sowohl um eine Gedankenverschmelzung mit ihm als auch um die Kontaktaufnahme mit Sarek zu bitten, um seine Reise zum Berg Seleya zu arrangieren. Spocks Vater würde verstehen, was geschehen war, und entsprechend handeln. Doch bevor er sich mit diesem Anliegen an den Arzt wenden konnte, stellte sich McCoy zwischen ihn und die Kammer.
»Haben Sie Ihren vulkanischen Verstand verloren?«, entfuhr es ihm. »Kein Mensch kann die Strahlung da drinnen aushalten.«
»Wie Sie so gerne betonen, Doktor, bin ich kein Mensch«, sagte Spock. Er trat einen Schritt vor, bereit, McCoy um eine Gedankenverschmelzung mit ihm zu bitten, doch der Arzt packte seine Schulter und hielt ihn gewaltsam zurück.
»Sie werden da nicht reingehen«, beharrte McCoy.
Zwei Minuten, eine Sekunde
. Spock hatte keine Zeit für eine Diskussion. Schnell entwickelte er einen anderen Plan. »Vielleicht haben Sie recht«, sagte er und drehte sich zu Mr. Scott um, der nach wie vor auf dem Deck saß und gegen die Bewusstlosigkeit ankämpfte. »Wie ist Mister Scotts Zustand?«
McCoy trat an Spock vorbei auf den Ingenieur zu. »Nun, ich denke nicht, dass er …« Der Arzt versteifte sich, als Spocks Finger seine Schulter umfassten.
»Es tut mir leid, Doktor«, sagte Spock und ließ McCoy auf das Deck sinken. »Ich habe keine Zeit, logisch mit Ihnen zu diskutieren.« Er streckte schnell eine Hand in Mr. Scotts Richtung aus und zog die Schutzhandschuhe vom Ingenieuranzug des Commanders ab. Dann legte Spock eine Hand auf das Gesicht des Arztes. Auch wenn er damit ihre Freundschaft gefährdete, blieb ihm kaum eine andere Wahl. So schnell er konnte, stellte er die geistige Verbindung her und konzentrierte sich. »Erinnern Sie sich«, sagte er und wusste, dass in den ungenutzten Bereichen von McCoys Hirn Neuronen umherschossen, die Handlungsmöglichkeiten auslösten und Kommunikationen zwischen den Synapsen bewirkten. Innerhalb einer Sekunde verbanden sich sämtliche Bestandteile eines Bereichs des Kortex des Arztes, um die entsprechenden Bestandteile in Spocks eigenem Gehirn widerzuspiegeln.
Als der Vorgang abgeschlossen war, ging er auf die Eindämmungskammer zu. Dann zog er die Handschuhe an und trat hinein. In diesem Moment sah er, wie Mr. Scott ihn anstarrte. Der Schock, dass Spock an der Schwelle eines Raums voller tödlicher Strahlung stand und im Begriff war hineinzugehen, ließ ihn sein volles Bewusstsein wiedererlangen. McCoy schien ebenfalls wieder zu sich zu kommen. Die lähmenden Auswirkungen des Nackengriffs wurden vermutlich von der Energie der
Katra
-Übertragung überwältigt.
Die Atmosphäre im Inneren der Kammer war heiß und aufgeladen, als ob die Luft elektrisiert worden wäre. Spock trat an eine Konsole und betrachtete den dort aufgeführten Zustand des Injektors. Als er erkannte, dass sich die Ansaugöffnungen automatisch geschlossen hatten, nahm er aus dem Augenwinkel Mr. Scott und Dr. McCoy wahr, die ihn lauthals dazu aufforderten, die Kammer zu verlassen. Er ignorierte sie ebenso wie die Gefahr, in der er sich befand, und griff stattdessen nach der manuellen Überdruckkontrolle, um die Ventile vollständig zu öffnen. Er überprüfte erneut die Werte und sah, dass die Ansaugöffnungen nun wieder arbeiteten.
»Maschinenraum«
, hörte er Admiral Kirk über das Interkom rufen.
»Was geht da unten vor?«
Spock eilte zu einem nahen Kontrollfeld, machte den Schalter für die Injektoranlage ausfindig und betätigte einen Knopf, um ihn zu entsichern. Ein Prickeln fuhr über seine ungeschützte Haut und wurde dann zu einem pochenden Druck, als ob das Zytoplasma
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