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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Viele hatten Stärke bewiesen, indem sie sich durchs Leben kämpften, doch Lynns Bemühungen blieben für ihn beispiellos.
    Ihr religiöser Glaube spendete ihr großen Trost und ließ sie stets selbstlos handeln. Ihr Geständnis an diesem Abend bezüglich ihrer rassistischen Einstellung hatte McCoy schockiert, doch er fand die Beschreibung des Kampfes, den sie gegen ihre eigenen Überzeugungen führte, äußerst beeindruckend. McCoys Erfahrung nach nutzten sowohl Individuen als auch Institutionen ihren Glauben nicht selten ausschließlich für ihre eigenen Zwecke und verstießen scheinheilig gegen die Prinzipien, die sie selbst predigten. Lynn hingegen verband ihre Handlungen untrennbar mit ihrem Glauben. Nachdem sie verstanden hatte, dass ihre Vorurteile im Widerspruch zu den christlichen Lehren standen, an die sie glaubte – Liebe, Freundlichkeit, Toleranz und Akzeptanz – versuchte sie nicht etwa, eine Rechtfertigung für ihre Engstirnigkeit zu finden, sondern ihre Sichtweise zu ändern. McCoy begriff, dass man ihr als Kind beigebracht hatte, Menschen, die nicht so aussahen wie sie, als minderwertig zu betrachten. Daher fand er es umso bemerkenswerter, dass es ihr als Erwachsene gelungen war, diese Einstellung zu überwinden.
    Außerdem hätte ihm Lynn ihre damaligen Empfindungen nicht offenbaren müssen. Sie wusste schließlich, wie McCoy zum Thema Rassismus stand. Trotzdem hatte sie durch ihr Geständnis riskiert, dass er eine schlechte Meinung von ihr erhielt. Doch je besser er sie kennenlernte, desto mehr respektierte und liebte er sie.
    Liebte?
    Ja. Ja, er liebte Lynn, genauso wie er Phil geliebt hatte. Genauso wie er Edith Keeler und Jim und, gute Güte, sogar Spock liebte. Allerdings …
    Heute Abend hatte sie seine Hand berührt, und es schien mehr als nur eine Geste der Freundschaft gewesen zu sein. Sie kannten sich nun schon so lange – über sechzehn Jahre – und waren sehr gute Freunde geworden, doch mehr nicht. Natürlich war sie den Großteil der Zeit glücklich verheiratet gewesen. Aber nun …
    Nun was?
    McCoy wusste, dass er sich selbst belügen würde, wenn er die enge Bindung zu Lynn leugnete. Abgesehen davon, dass ihn ihre Güte und innere Stärke anzogen, fand er sie auch körperlich attraktiv – jetzt sogar noch mehr als damals, als er zum ersten Mal die Tindal’s Lane entlanggegangen war und sie ihm zugewunken hatte. Ihre Gesichtszüge wirkten im zunehmenden Alter feiner und trotz des anstrengenden Landlebens strahlte sie eine gewisse Eleganz aus.
    Und heute Abend, als sie seine Hand berührt hatte, war mehr als Freundschaft zwischen ihnen gewesen. Er hatte Leidenschaft gespürt und war der festen Überzeugung, dass es ihr nicht anders gegangen war. Außerdem glaubte er nicht, ihre Absichten falsch gedeutet zu haben. Unter anderen Umständen …
    Was für Umstände?
, fragte er sich. Seine letzte Beziehung mit einer Frau war über achtzehn Jahre her – seine Affäre mit Tonia Barrows, damals in seinem alten Leben auf der
Enterprise
. Seitdem war er jeglicher romantischen Beziehung aus dem Weg gegangen, um die Zeitlinie nicht zu verändern – zumindest hatte er sich das eingeredet. Tatsächlich hatte er mittlerweile längst jeden Versuch aufgegeben, herauszufinden, wie sich seine Handlungen auf die Geschichte auswirken mochten. Besonders wenn man bedachte, wie dramatisch er bereits den Verlauf des Zweiten Weltkriegs verändert hatte. Sein Leben in der kleinen Stadt Hayden bot ihm nur wenige Möglichkeiten, eine Frau zu finden, und falls sich doch mal eine ergab, ging er ihr aus dem Weg.
    Durch die Windschutzscheibe sah McCoy die Abzweigung zur Tindal’s Lane und bog darauf ein. Als er auf Lynns Haus zufuhr, gestand er sich selbst ein, dass seine zögerliche Einstellung zu Beziehungen sehr weit zurückreichte. Obwohl er nie die Gelegenheit erhalten hatte, seine Affäre mit Tonia zu beenden, wusste er, dass er bereits vor seiner Cordrazin-Überdosis eindeutig darauf zugesteuert war. Er hatte erkannt, dass es für ihn und Tonia keine gemeinsame Zukunft geben konnte, genau wie es vorher bei Nancy und vor ihr mit Jocelyn der Fall gewesen war.
    Und er ging davon aus, dass es mit Lynn nicht anders verlaufen würde.
    Ein paar Minuten später bog er von der Straße ab und fuhr auf den Weg neben Lynns Haus. Nachdem er den Motor abgestellt hatte, öffnete er leise seine Tür und ging um den Wagen herum, um die Beifahrertür zu öffnen. Er lehnte sich hinein, berührte Lynns Arm und weckte sie

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