ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
folgte, und auch Kirk setzte sich in Bewegung. Er drückte sich vom Schott ab und schwamm so schnell er konnte auf die offene Luke zu. Er durchquerte sie, als das letzte bisschen Luft seine Lunge verließ.
Mit schmerzender Brust folgte er den entweichenden Luftblasen nach oben. Gerade als er dachte, er könne nicht anders, als einzuatmen, durchbrach er die Wasseroberfläche. Er schnappte gierig nach Luft und strampelte hektisch in der unruhigen Bucht herum. Wasser geriet in seinen Mund und ließ ihn keuchen und prusten. Er ruderte verzweifelt mit den Armen und suchte nach Halt. Irgendwo in seiner Nähe musste sich die Hülle des klingonischen Schiffs befinden. In der Luft erklangen die hohen Schreie der fremden Präsenz, die versuchte, Kontakt mit den Walen aufzunehmen. Dann spürte Kirk plötzlich, wie starke Hände seinen Arm packten und ihn über Wasser hielten.
»Sehen Sie sie?«, hörte er Uhura von oben rufen. Offenbar befand sie sich auf der Oberseite des Bird-of-Preys. Er sah hinauf und entdeckte nicht nur Spock, sondern auch Gillian, die ihn beide festhielten. Hinter ihnen – und hinter Pille, Scotty, Chekov, Uhura und Sulu, die ebenfalls auf der Schiffshülle kauerten – schien der Himmel zu brodeln. Das Wetter war von der fremden Sonde dramatisch verändert worden. Kirk wusste, dass fast die gesamte Erde von einer Wolkendecke umgeben war, wodurch die Lufttemperatur auf der ganzen Welt rapide abfiel.
Als sich Kirk neben Spock auf die Schiffshülle sinken ließ, stieß Gillian einen aufgeregten Schrei aus. Sie und Pille deuteten beide in eine Richtung, und Kirk entdeckte eine Rückenflosse, die durch die Wasseroberfläche brach. Dann erhob sich auch die Schwanzflosse des Wals aus dem Wasser und klatschte auf die Oberfläche. Es war ein beeindruckender und in diesem Moment auch immens wichtiger Anblick. Er hielt nach dem zweiten Wal Ausschau und fand ihn schließlich weiter links. »Da!«, rief er und deutete in die entsprechende Richtung.
Die fremde Präsenz rief immer noch nach den Walen.
»Warum antworten sie nicht?«, fragte Kirk, sprach jedoch niemand Bestimmtes an. »Warum singen sie nicht?« Die Mannschaft war in die Vergangenheit gereist und hatte die beiden Wale in einem Meeresaquarium gefunden, wo Spock eine Gedankenverschmelzung mit einem der beiden Tiere eingegangen war. Er glaubte, ihm die Situation sowie die Absichten der Besatzung erfolgreich vermittelt zu haben.
Um sie herum ließ das ohrenbetäubende Gekreische der fremden Präsenz nicht nach. Sie schien keine Antwort zu bekommen.
Würden wir es überhaupt mitbekommen, wenn der männliche Wal, der gesungen hat, antworten würde?
, fragte sich Kirk plötzlich. Er war einfach davon ausgegangen, dass sie …
Und dann hörte er es. Nicht mithilfe seiner Ohren, sondern in seinem Inneren, mit seinem ganzen Körper: ein ungleichmäßiges, fast schon unheimliches Wehklagen. Irgendwo in der Nähe hatte der männliche Wal zu singen begonnen. Das Geräusch hielt für ein paar Sekunden an und verstummte dann, sodass nur noch die Laute des Winds, des Regens und des Wassers zu hören waren. Die fremde Präsenz hatte ihre Rufe eingestellt.
Bald erklang der Walgesang erneut, und als er dieses Mal verstummte, ertönten die Rufe des fremden Wesens wieder. Minutenlang wechselten sie sich ab, als würden sie sich unterhalten. Als schließlich beide Geräusche ausblieben, hatte der Himmel bereits begonnen, aufzuklaren.
Einer der Wale schwamm vorbei, durchbrach die Wasseroberfläche. Die Besatzungsmitglieder deuteten in seine Richtung und winkten ihm zu. Sie waren froh und erleichtert, dass ihre Bemühungen – ihre eigenen sowie die der Wale – offenbar erfolgreich gewesen waren. Die mysteriöse Energie, die das fremde Wesen benutzt hatte, um das Wetter auf der Erde zu beeinflussen, war eindeutig verschwunden. Die Wolken teilten sich und lösten sich auf, und hinter ihnen kam die Sonne hervor.
Jim Kirk war klatschnass und durchgefroren. Außerdem musste er sich immer noch den Konsequenzen seiner kriminellen Handlungen sowie der Missachtung direkter Befehle stellen. Dennoch lächelte er. Er zeigte auf einen der Wale, der aus dem Wasser sprang und dann auf die Oberfläche klatschte, und freute sich an dem Anblick. Momentan war er bereit, jede Strafe anzunehmen, die der Föderationsrat ihm auferlegte. Auch die Entscheidungen des Sternenflottenkommandos bereiteten ihm keine Sorgen. All das spielte keine Rolle.
Spock war gerettet worden, und nun war auch
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