ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
schenken sollte. Doch seine offensichtliche Intelligenz sowie sein Wissen und seine sanfte, fürsorgliche Art zeichneten ihn als einen Mann aus, der tatsächlich eine medizinische Ausbildung genossen haben mochte.
»Werden irgendwelche Ärzte vermisst?«, fragte Edith den Detective. Der stämmige Polizist sah sie mit unverhohlener Verärgerung an. »Dieser Mann ist Arzt?«, hakte Wright nach.
»Ja, ich glaube schon«, sagte Edith. Sie konnte die Unsicherheit in ihrer eigenen Stimme hören.
Detective Wright platzierte seine Hände vor sich auf dem Schreibtisch. Der Papierstapel, den er durchgeblättert hatte, lag immer noch zwischen ihnen. »Ma’am«, begann er und sprach dieses eine Wort mit übertriebener Geduld aus. »Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, müssen Sie mir sämtliche Informationen über diesen McCoy zur Verfügung stellen.«
»Ja, natürlich«, sagte Edith, doch noch während sie zustimmte, überlegte sie, wie viel sie preisgeben sollte. Obwohl sie ernsthafte Zweifel bezüglich McCoys direkter Vergangenheit hegte, erkannte sie dennoch an, dass er sich in der Mission stets äußerst vorbildlich verhielt. Er hatte ihr nicht nur mit ziemlicher Sicherheit das Leben gerettet, sondern seit seiner Genesung außerdem jeden Tag bis auf sonntags hart gearbeitet. Entweder half er in der Suppenküche aus oder übernahm Aufgaben an anderen Orten, an denen Edith ihm Arbeit verschaffte. Was es auch zu tun gab, er erledigte alles mit größtem Einsatz. Sein allgemeines Auftreten war stets freundlich und hilfsbereit. Dennoch bereitete ihr seine Geheimniskrämerei weiterhin Sorgen. Sie war sich nicht sicher, ob der Grund dafür wirklich die Amnesie war, unter der er zu leiden behauptete.
»Dieser Mann«, teilte Edith Wright mit, »dieser Leonard McCoy wohnt und arbeitet in der Mission. Er sagt, er kann sich an nichts aus seinem Leben erinnern, bis auf seinen Namen und die Tatsache, dass er Arzt ist.« Sie beschrieb Wright McCoys Aussehen sowie seine unverwechselbare Art, zu sprechen. Sie hielt inne und atmete tief durch, während sie erneut überlegte, was sie dem Detective noch verraten sollte. Sie musste sich eingestehen, dass sie McCoy trotz seiner ausweichenden Art sehr mochte. Doch wenn er etwas Falsches getan hatte – ob er sich nun daran erinnerte oder nicht –, musste sie es herausfinden.
Edith lehnte sich wieder vor, und der Stuhl wankte einmal mehr auf seinem einen zu kurzen Bein. Sie blickte Detective Wright unverwandt an und erzählte ihm alles, was sie über Leonard McCoy wusste. Sie berichtete ihm auch von den Sorgen, die sie sich um den Arzt machte.
»Also gut, Ma’am«, sagte der Detective. »Ich werde sehen, was ich für Sie herausfinden kann.« Er schob seinen Stuhl zurück und richtete sich zu seiner vollen imposanten Größe auf. »Das könnte eine Weile dauern«, meinte er. Mit dem Papierstapel in der Hand durchquerte Wright den geschäftigen Raum, um zu einer langen Reihe hölzerner Aktenschränke an der rechten Wand zu gelangen. Edith beobachtete, wie er mehrere Schubladen öffnete, diverse Akten herauszog und deren Inhalt studierte. Als er fertig war, ging er zu einem anderen Schreibtisch hinüber und sprach mit dem dort anwesenden Beamten. Dann verschwand er durch eine Tür in der gegenüberliegenden Wand.
Fast eine Stunde später kehrte Detective Wright an seinen Schreibtisch zurück und teilte ihr alles mit, was er über Dr. Leonard McCoy in Erfahrung gebracht hatte. Es dauerte nicht sehr lange.
Er marschierte mit schnellen Schritten durch die Nacht, obwohl er schon sehr lange draußen unterwegs war. Seine Sternenflottenstiefel – obwohl er mittlerweile einige zeitgemäße Kleidungsstücke besaß, hatte er seine Schuhe bisher nicht ersetzen können – klackten laut über die hölzernen Planken des Fußwegs auf der Brooklyn Bridge. Das ehrwürdige Bauwerk, das bereits 1930 beinahe fünfzig Jahre alt war, würde bis in McCoys Zeit überdauern. Allerdings würde ein Teil des östlichen Turms im zweiundzwanzigsten Jahrhundert nach der
Caledonia
-Katastrophe erneuert werden müssen.
Eine Brise war aufgekommen und wehte nun kalt über den East River. McCoy zog seinen marineblauen Mantel enger um sich und stellte den Kragen auf. Er war schon einmal über die Brooklyn Bridge gegangen, doch bei dieser Gelegenheit war es wesentlich wärmer gewesen. Er und Jocelyn hatten einen Teil ihrer Flitterwochen im sommerlichen New York verbracht und beschlossen, sich den Sonnenuntergang von
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