ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
alles, aber seine Gedanken waren woanders.
Lynn
, dachte er, während Tränen seine Wangen hinunterliefen.
Sie war vermutlich in einem Kino
…
Es sei denn, sie hatte sich aus irgendeinem Grund entschieden, doch nicht über Nacht in Atlanta zu bleiben, wie sie es ursprünglich vorgehabt hatte. Vielleicht hatte sie die Stadt vor dem Bombenabwurf verlassen. Vielleicht befand sie sich gerade jetzt auf dem Heimweg …
McCoy wusste, dass er sich etwas vormachte, dass Lynn bereits verloren war. Wie ihr Mann vor ihr war nun auch sie in einem Krieg getötet worden, der bereits vor einem Jahrzehnt hätte enden sollen. Und er konnte nichts dagegen tun.
Aber er musste es versuchen.
Obwohl er wusste, dass es kaum Aussicht auf Erfolg gab, stand McCoy auf, nahm seinen Autoschlüssel, lief zu seinem Wagen und machte sich auf den Weg nach Atlanta. Als er weniger als eine Stunde später die US 123 entlangfuhr, musste er feststellen, dass der Weg nach Süden von Tausenden von Leuten versperrt wurde. Sie befanden sich auf der Straße, die von Dogwood City wegführte. Da McCoy mit seinem Auto nicht weiterkam und auch keinen Sinn darin sah, sich zu Fuß weiterzukämpfen, blieb er für eine Weile am Straßenrand stehen und betrachtete die Gesichter der Menschen, die an ihm vorbeiströmten. Lynn war jedoch nicht unter ihnen, und schließlich drehte McCoy um und fuhr nach Hause.
Er trauerte bis tief in die Nacht hinein.
NEUNUNDVIERZIG
2290
Als ein Kellner ein Silbertablett vorbeitrug, streckte sie eine Hand aus und nahm sich eines der langstieligen Gläser. Sie hatte einen Blick auf die Getränkekarte geworfen und erkannte die helle orangefarbene Flüssigkeit. Sie nippte an dem eleganten Glas, und der leicht süße
Tranya
glitt sanft ihre Kehle hinunter.
Langsam ließ sie ihren Blick durch die Empfangshalle schweifen und entdeckte dabei so viele Galauniformen der Sternenflotte, dass sie sich völlig fehl am Platz fühlte. Obwohl sie sich vor fünf Jahren aus dem aktiven Dienst zurückgezogen hatte, war sie doch für einen Großteil ihres Lebens ein Mitglied der Sternenflotte gewesen. Außerdem warf sie sich gerne in Schale, was nicht verwunderlich war, da sie immerhin die meiste Zeit einen weißen – und äußerst unvorteilhaften – Laborkittel getragen hatte. An diesem Abend war ihre Wahl auf ein schwarzes Kleid gefallen, das am unteren Saum und an den Rändern der Dreiviertelärmel mit Perlen bestickt war. Ein roter Einsatz am Oberteil sorgte für einen kleinen Farbtupfer und passte zudem zu ihren Haaren.
Während sie an ihrem
Tranya
nippte, schlenderte sie langsam durch den Raum, vorbei an den Gruppen berühmter Wissenschaftler und all den anderen anwesenden Würdenträgern. Schließlich blieb sie an einer der drei durchsichtigen Wände stehen – aus dem gleichen Material war auch eine hohe Decke angefertigt worden – und sah auf die Landschaft hinaus. Die Halle, in der sie sich befand, war auf dem größten Hügel der Gegend erbaut worden und bot daher einen wundervollen Ausblick auf die zahlreichen beleuchteten Universitätsgebäude, die sich an den umliegenden Hängen erstreckten. Die Schönheit des sternenübersäten Firmaments überspannte die Geschehnisse in der Halle, und im Inneren des Raums trug eine Reihe großer, künstlerisch anspruchsvoller Skulpturen zur Pracht der Szenerie bei. Manche der Skulpturen waren abstrakt, andere nicht, aber sie alle stellten verschiedene wissenschaftliche Konzepte dar: die Evolution, den Urknall, die Wahrscheinlichkeitswellenfunktion, die einheitliche Feldtheorie und Ähnliches.
Plötzlich verspürte sie einen sanften Druck an ihrem Ellbogen – die Berührung einer Hand. Sofort schien sich ihr Herz in ihrer Brust zu überschlagen. Völlig unvorbereitet drehte sie sich um, weil sie nichts anderes tun konnte. Sie schalt sich stumm, da sie gewusst hatte, dass das passieren konnte, mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar passieren
musste
…
Doch als sie sich umdrehte, sah sie sich nicht der Person gegenüber, mit der sie gerechnet hatte. »Doktor«, sagte der gepflegte, schwarzhaarige Mann vor ihr. »Es ist lange her.«
»Hikaru«, sagte sie. »Wie schön, Sie zu sehen.« Er sah in seiner Galauniform äußerst schneidig aus. Sie trat vor und umarmte ihn kurz. Als sie ihn wieder losließ, fragte sie ihn unhöflicherweise nicht nach seinem Befinden, sondern nach seinen Kollegen. »Ich gehe davon aus, dass der gesamte Senior-Stab der
Enterprise
hier ist.« Sie hatte Captain Kirk vorhin auf
Weitere Kostenlose Bücher