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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Menge still. Sie schien darauf zu warten, dass sie sprach.
    McCoy bückte sich und hob Keelers Hut auf, bevor er sich an ihre Seite stellte, woraufhin die beiden Männer, die Keeler hochgeholfen hatten, zurücktraten. Er streckte eine Hand aus und richtete ihren Mantel. Dann nahm er vorsichtig ihren Ellbogen und ihre Hand. Die Ansammlung von Gaffern und Samaritern teilte sich vor ihnen, und McCoy führte Keeler in Richtung der Tür, durch die er erst vor ein paar Minuten in die Nacht hinausgetreten war. Obwohl die Erinnerung daran noch frisch war, schien sie paradoxerweise zu einem anderen Leben zu gehören.
    »Sind Sie sicher, dass sie in Ordnung ist, Mister?«, fragte der Fahrer, als sie an ihm vorbeigingen.
    »Keine Sorge«, erwiderte McCoy, ohne stehen zu bleiben. »Ich bin Arzt. Ich werde mich um sie kümmern.«
    McCoy ging mit Keeler an der Vorderseite des Lasters vorbei. Das graue metallene Schutzgitter des Fahrzeugs wirkte wie die langen Fangzähne eines furchterregenden Ungeheuers, aus dessen Rachen der beißende Gestank von verbranntem Gummi und erhitztem Öl wehte wie fauliger Atem. Als sie die Bordsteinkante erreichten, hörte er, wie die hinter ihnen versammelten Leute wieder zu reden begannen. Ihre Stimmen klangen aufgeregt, während sie über den schrecklichen Unfall sprachen, der sich soeben beinahe ereignet hatte. McCoy geleitete Keeler auf den Bürgersteig und von dort zu den Doppeltüren, die zur Mission in der Einundzwanzigsten Straße führten. Er streckte einen Arm aus, um eine der Türen aufzudrücken, doch dann drehte sich Keeler plötzlich zu ihm um und zog ihren Arm aus seinem Griff. Sie starrte ihn an, und in ihrem Gesicht schien sich ein gewisses Maß an Erkenntnis abzuzeichnen.
    »Wie dumm«, sagte sie. »Ich habe diese Straße schon tausend Mal überquert. Ich hätte getötet werden können.« Sie sprach in einem monotonen Tonfall und hatte sich offensichtlich noch nicht von ihrem Trauma erholt.
    »Aber Sie wurden nicht getötet«, erwiderte McCoy. Er fügte seinen Worten ein Lächeln hinzu, von dem er hoffte, dass sie es als beruhigend empfinden würde. »Versuchen Sie, nicht darüber nachzudenken. Das ist jetzt Vergangenheit.« Er winkte mit der Hand in Richtung Straße, als wollte er mit dieser Geste den Gedanken verscheuchen, dass sie beide um ein Haar schwer verletzt worden oder sogar ums Leben gekommen wären. »Alles kommt wieder in Ordnung«, schloss er.
    Keeler blickte für eine Sekunde zum Laster hinüber und sah dann wieder McCoy an. Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln und nickte, als müsste sie sich bemühen, sich selbst von seinen Worten zu überzeugen.
    »Wirklich«, beharrte McCoy und griff erneut nach der Tür. »Alles kommt wieder in Ordnung.« Aber als er Edith Keeler in die Mission führte, wurde ihm klar, dass er in einer Stadt auf der Erde stand, dreihundert Jahre bevor er geboren worden war – dreihundert Jahre bevor er geboren werden
würde
. McCoy gehörte weder an diesen Ort noch in diese Zeit. Er mochte soeben das Leben einer Frau gerettet haben und selbst dem Tod entgangen sein, aber nun wurde ihm bewusst, dass es zumindest für ihn keine Garantie gab, dass irgendetwas jemals wieder in Ordnung kommen würde.

I
    Blindlings geht der Sterne Lauf
    Sie flüstert: »Blindlings geht der Sterne Lauf;
    Der Himmel ist mit einem Flor umsponnen;
    Von wüsten Städten und erloschnen Sonnen
    Tönt gellend nur ein Klageschrei herauf:
    Dort stehet das Phantom, Natur genannt!
    Mit seinen Harmonien im weiten All
    Nichts als mein eigner hohler Widerhall,
    Ein leerer Schatten nur mit leerer Hand.«
    Soll ich vertrauen solcher blinden Macht,
    Als mein natürlich Erbteil zu ihr beten?
    Soll ich als sünd’ges Erbe sie zertreten,
    Die auf der Schwelle meiner Seele wacht?«
    – Alfred, Lord Tennyson,
In Memoriam A.H.H
., III

EINS
2267
    Als das Außenteam an Bord der
Enterprise
materialisierte, spürte McCoy sofort, dass etwas nicht stimmte. Seine Mannschaftskollegen machten sich daran, die Transporterplattform in Zweiergruppen zu verlassen – Jim und Spock, Scotty und Uhura und ein Paar Sicherheitsleute, Galloway und … Davis, oder? Doch McCoy blieb zurück und versuchte, das Durcheinander aus Gedanken und Erinnerungen zu sortieren, das durch seinen Kopf schwirrte. Noch vor wenigen Augenblicken war er zusammen mit Jim und Spock in einer jahrhundertealten Stadt auf der Erde gewesen und hatte entsetzt zusehen müssen, wie eine Frau – Edith Keeler, erinnerte er sich – bei

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