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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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»Ich möchte Ihnen ebenfalls danken«, sagte er zu dem Ersten Offizier.
    »Wofür, Doktor?«, wollte der Vulkanier wissen und demonstrierte damit einmal mehr seinen bemerkenswerten Mangel an Verständnis für soziale Interaktionen. McCoy kamen mehrere angemessene Erwiderungen in den Sinn, doch er entschied sich stattdessen, ernsthaft zu antworten.
    »Dafür, dass Sie wegen Jims Problemen zu mir gekommen sind«, sagte er. »Ich glaube, wir haben ihm gerade wirklich geholfen.«
    Spock reagierte mit einem einfachen Nicken auf McCoys Dankbarkeit und Optimismus. Dann verließ auch er die Krankenstation. McCoy kehrte zu seinem Schreibtisch zurück, um seinen Bericht über die Gesundheit der Besatzung für die Medizinische Abteilung der Sternenflotte weiterzuschreiben. Er dachte dabei immer wieder an Jim und musste zugeben, dass er überrascht war, wie schnell und bereitwillig dieser der Beurlaubung letztendlich zugestimmt hatte. Entweder beabsichtigte er gar nicht, den Urlaub wirklich anzutreten – eine Möglichkeit, die McCoy für sehr wahrscheinlich hielt –, oder er verstand tatsächlich die Notwendigkeit, sich seiner Trauer zu stellen.

ZEHN
1930
    Petra Zabrzeski sah von ihrer Ausgabe von
Große Erwartungen
auf, als sie hörte, wie sich jemand dem Tresen näherte. Obwohl sie noch lange nicht schließen würden, war der Zeitschriftenlesesaal so gut wie leer. Da sie die heutige Ablage und Katalogisierung bereits erledigt hatte, war Petra dazu übergegangen, sich ihrer Leidenschaft fürs Lesen zu widmen. Sie hatte dafür einen der vielen hunderttausend Bände der Bibliothek ausgewählt. Doch obwohl sie es liebte, es sich mit einem Roman oder einer Anthologie gemütlich zu machen, schien die Zeit auf der Arbeit dadurch wesentlich langsamer zu vergehen. Sie zog die Tage, an denen mehr los war, eindeutig vor. Dann half sie einem Kunden nach dem nächsten, und die Zeit flog nur so dahin, bis sie schließlich wieder nach Hause gehen konnte.
    Wie letzten Winter
, dachte sie. Petra arbeitete erst seit vier Jahren in der New York Public Library. Doch einigen Leuten zufolge, die dort bereits länger angestellt waren – und ein paar hatten schon 1911 angefangen, als die Bibliothek eröffnet worden war –, hatte es nie mehr Betrieb gegeben als im vergangenen Dezember, Januar und Februar. Der Hauptlesesaal war während dieser Zeit oft bis auf den letzten Platz besetzt gewesen und einige der achthundert, neunhundert und manchmal bis zu tausend Besucher mussten sogar stehen. An einem bestimmten Tag Ende 1929 wurde nach fast
neuntausend
verschiedenen Büchern verlangt.
    Als ein Mann mittleren Alters an den Tresen trat, fragte sich Petra beiläufig, ob er an diesem Tag im Dezember auch in der Bibliothek gewesen war. Sie wusste es nicht, aber sie hatte den Mann während der Sommermonate schon oft im Zeitschriftenlesesaal gesehen. Er fragte immer nach den aktuellsten Ausgaben diverser Tageszeitungen, sowohl nach heimischen als auch nach internationalen. Dann verbrachte er Stunden damit, Zeitungen durchzublättern, die in amerikanischen Städten wie Baltimore und New Orleans, Boston und San Francisco sowie Philadelphia und Washington D. C. erschienen waren. Außerdem las er Zeitungen aus Ländern wie Großbritannien, Frankreich, Irland, Argentinien, der Schweiz und Italien. Petra vermutete, dass er irgendwelche Recherchen anstellte, was auch der Schreibblock und der Stift nahelegten, die er stets bei sich trug. Seine offensichtliche Belesenheit – er sprach eindeutig mehrere Sprachen – beeindruckte sie. Allerdings ließ seine abgewetzte Kleidung darauf schließen, dass auch er unter der schwierigen Wirtschaftslage litt. An diesem Abend trug er ein khakifarbenes Hemd und eine zweifellos alte Baumwollhose, auf der braune Flecken darauf hindeuteten, dass der Mann seine Tage mit harter Arbeit statt mit intellektuellen Nachforschungen verbrachte.
    »Guten Abend«, sagte der Mann, als er den Tresen erreichte. Petras Arbeitsplatz befand sich in einer rechteckigen Öffnung in der langen inneren Wand des Zeitschriftenlesesaals und trennte damit die Sitzplätze der Besucher vom Lagerraum. Die Bibliothekarin sah den Mann an, der etwa zwei Jahrzehnte jünger war als sie und wie jedes Mal nach dem Formular für die Zeitungen griff.
    »Guten Abend«, entgegnete sie mit einem Lächeln, das der Mann jedoch nur halbherzig erwiderte. Sie bemerkte, dass er sehr erschöpft und nicht richtig glücklich wirkte. Der Ausdruck auf seinem runden Gesicht

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