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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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regelmäßig gearbeitet, was er Keeler verdankte. Den Großteil seines Lohns gab er für die Kleinanzeigen aus. Ansonsten hatte er so gut wie keine anderen Ausgaben, bis auf eine. Da er immer noch im Hinterzimmer der Mission wohnte und dort regelmäßig aß, hatte er Keeler dazu überredet, zu ihrer Wohltätigkeit beitragen zu dürfen. Seitdem spendete er der Mission zwei Dollar pro Woche. Aus diesem und anderen Gründen schien Keeler sich in seiner Nähe mittlerweile sehr wohl zu fühlen, und auch er kam problemlos mit ihr zurecht. Immerhin half er sehr viel in der Mission aus, hatte der Polizei zufolge kein Verbrechen begangen und erwies sich auch sonst als vertrauenswürdig. Dennoch achtete er darauf, kein zu enges Verhältnis zu Keeler oder anderen Personen aufzubauen. Er kam zwar auch in dieser Zeit seinem Bedürfnis nach sozialer Interaktion nach, doch er tat es so vorsichtig wie möglich. Wahrscheinlich könnte er auch außerhalb der Stadt irgendwo in der Wildnis überleben, wo es keine anderen Menschen gab, doch diese Vorstellung sagte ihm aus mehreren Gründen nicht zu. Er hatte auf der Sternenflottenakademie ein Überlebenstraining absolviert, und abgesehen von der Unbequemlichkeit, die ein Leben in der Wildnis mit sich brachte, hatte er den Kurs gerade so bestanden und bezweifelte daher, dass er eine solche Existenz über einen längeren Zeitraum aushalten würde.
    In der gegenüberliegenden Ecke öffnete sich eine Tür neben dem Tresen. Die Frau, die dort an diesem Abend arbeitete, betrat den Zeitschriftenlesesaal. McCoy beobachtete, wie sie sich dem Leser näherte, der dem Tresen am nächsten saß. Ihre Schuhe klapperten laut über den hölzernen Fußboden.
    Feierabend
, dachte McCoy, und ein Blick auf die Uhr über dem Tresen bestätigte diese Annahme. Er blätterte schnell den Rest der Ausgabe des
Corriere della Sera
durch und sah, dass nur noch anderthalb Seiten mit Anzeigen übrig waren. Die konnte er in den verbleibenden zwanzig Minuten durchgehen, bevor die Bibliothek für diesen Tag schloss. McCoy widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Zeitung und starrte auf die kurzen italienischen Einträge. Er hatte fast das Ende der Seite erreicht, als die Bibliothekarin auf ihn zukam.
    »Verzeihung«, sagte die Frau, und McCoy sah zu ihr auf. Sie war älter als er, vielleicht in den Sechzigern, und von recht kleiner Statur. Doch ihre Adlernase ließ sie autoritär wirken. Auf ihrem Namensschild, das am weißen Kragen ihres ansonsten blauen konservativen Kleids befestigt war, stand
Miss Zabrzeski
. »Ich fürchte, Ihnen bleiben nur noch fünfzehn Minuten, bevor Sie gehen müssen«, erklärte sie.
    »Kein Problem, Ma’am«, versicherte McCoy. »Bis dahin bin ich fertig.«
    Die Bibliothekarin schenkte ihm ein Lächeln und sagte: »Ich bin froh, das zu hören.«
    McCoy sah den Rest der Zeitung durch, gab sie und die beiden anderen, die er ausgeliehen hatte, zurück und wünschte Miss Zabrzeski eine gute Nacht. Kurz darauf verließ er das gewaltige Beaux-Arts-Gebäude durch eine der schweren Bronzetüren und trat unter den drei Bögen hindurch, die die Eingangsfassade bildeten. Vorbei an hoch aufragenden korinthischen Säulen lief er die breiten Marmorstufen bis zur Straße hinunter. Er bog in die Fifth Avenue ein und ging bis zur Zweiundvierzigsten Straße, wo er sich nach links wandte, um zum Grand Central Terminal zu gelangen. Von dort aus würde er die U-Bahn zur Dreiundzwanzigsten nehmen. Den Rest des Weges zur Mission konnte er laufen – doch da er sich heute besonders müde fühlte, würde er vielleicht auch ein Taxi nehmen.
    Du kennst diese Stadt zu gut
, sagte sich McCoy und musste plötzlich sehnsüchtig an sein altes Leben zurückdenken, das er nun schon seit sechs Monaten nicht mehr führte. Seine Vertrautheit mit Manhattan war Beweis genug, dass er dort schon viel zu lange gestrandet war. Er hatte in dieser Zeit einen großen Teil der Stadt gesehen, besonders die Gegenden in unmittelbarer Umgebung der Mission, aber auch viele weiter entfernte Orte. Das U-Bahn-Netz, mit dem er sich mittlerweile bestens auskannte, bot praktische und günstige Beförderung durch ganz New York City, und er nutzte es oft.
    In der Ferne konnte McCoy die beeindruckende Skulptur erkennen, die den Haupteingang des neoklassizistischen Bahnhofsgebäudes schmückte. Drei von unten beleuchtete mythische Figuren umgaben eine riesige Uhr. Diese betonte in gewisser Weise McCoys Melancholie, denn sie erinnerte ihn daran, dass er

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