ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
das aktuelle Problem zu konzentrieren.
»Ja, natürlich«, sagte er. Er legte die Datentafel auf seinen Schreibtisch.
»Demnach wird sich Ihre fachliche Meinung über den geistigen Zustand des Captains beim Sternenflottenkommando durchsetzen, da Sie der Leitende Medizinische Offizier dieses Schiffes sind. In Kombination mit Ihrer Ansicht wird auch meine als Erster Offizier entsprechend beachtet werden.«
McCoy spürte Frustration in sich aufsteigen, wie es bei seinen Unterhaltungen mit Spock hin und wieder vorkam. Trotz seiner Logik und seines hochentwickelten Intellekts schien der Vulkanier manchmal begriffsstutzig und nicht in der Lage zu sein, die Argumente des Arztes zu begreifen. Das war auch jetzt der Fall. McCoy hegte keinerlei Bedenken, die Admirals vom Ernst von Jims Situation überzeugen zu können. Er sorgte sich nur darum, dass ihm das bei Jim nicht gelang.
»Wenn Sie sagen, dass wir keine Schwierigkeiten haben werden, das Sternenflottenkommando von unserem Standpunkt zu überzeugen, haben Sie damit vermutlich recht«, meinte er. »Aber das ist nicht das, was ich …«
Die Türen zum Korridor öffneten sich, und Captain Kirk betrat die Krankenstation. »Pille, was ist denn jetzt schon wieder? Ich habe …« Er verstummte, als er die andere Person im Büro wahrnahm. »Mister Spock«, sagte er. McCoy erkannte, dass Jim nicht damit gerechnet hatte, den Ersten Offizier hier anzutreffen. Er fragte sich, ob der Captain nun bereits den Grund für seinen Besuch vermutete.
Einen Moment später wandte sich Jim jedoch wieder an McCoy und ignorierte Spocks unerwartete Anwesenheit weitestgehend. »Du wolltest mich sprechen, Pille?«, fragte er und fügte dann mit einem Grinsen hinzu: »Hast du mich nicht schon genug mit deinen medizinischen Instrumenten gepiesackt?« Er legte eine Hand um seinen Oberarm und verzog theatralisch das Gesicht. Nun da Spock McCoys Aufmerksamkeit auf Jims ständige Umgehung der kürzlich erlittenen schrecklichen Verluste gelenkt hatte, entdeckte der Arzt in jeder Bewegung des Captains Hinweise darauf.
»Keine Sorge, du bist erst mal ein ganzes Jahr lang vor mir sicher«, scherzte McCoy. »Es sei denn, du führst zwischendurch wieder irgendwelche Außenteams auf unerforschte Planeten.«
»Das werde ich mir merken«, sagte Jim. »Also, warum wolltest du mich sprechen? Stimmt etwas nicht mit meinen Testergebnissen?«
»Nein, nein, du bist in bester Verfassung«, versicherte McCoy. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und nahm die Datentafel mit den medizinischen Werten des Captains zur Hand. Für einen Moment tat er so, als würde er die Informationen genau betrachten, während er sich in Wahrheit auf das vorbereitete, was nun folgen würde. Endlich sah er zum Captain auf und sagte: »Zumindest bist du körperlich in bester Verfassung.«
Jim starrte ihn an, und seine Gesichtszüge verhärteten sich sichtlich. Dann warf er einen Blick in Spocks Richtung. Als der Erste Offizier nicht reagierte, sah Jim wieder zu McCoy. »Wenn du mir etwas mitteilen willst, Pille, dann raus damit.«
»Um ehrlich zu sein, bin ich nicht ganz sicher, was ich sagen soll«, gab McCoy zu. »Außer dass ich mir Sorgen um dich mache.«
»Aber nicht um meine körperliche Gesundheit«, stellte Jim fest. »Demnach also um meine geistige?«
McCoy hielt dem Blick des Captains für mehrere Sekunden stand, bevor er antwortete, denn er wollte die Wichtigkeit seiner Antwort betonen. »Ja.«
»Ich verstehe«, sagte Jim und drehte sich dann zur Mitte des Raumes um. »Und Sie, Mister Spock? Ich gehe davon aus, Sie teilen diese Sorge?«
»So ist es«, bestätigte Spock. Er schien noch mehr sagen zu wollen, schwieg jedoch, sodass sich eine unangenehme Stille über den Raum legte. Sie kroch zwischen die drei Männer und hielt sie voneinander fern. McCoy suchte nach dem richtigen Weg, um fortzufahren, nach der Herangehensweise, die Jim am besten helfen würde, seine eigene problematische Situation zu verstehen. Er hatte seit gestern sehr viel darüber nachgedacht, da seine medizinische Untersuchung es ihm ermöglicht hatte, Jims Gemütszustand genauer zu begutachten. Er stimmte Spocks Schlussfolgerung, dass der Captain sich nicht ausreichend mit seiner Trauer auseinandergesetzt hatte, zu und versuchte, mit Jim auf eine Weise darüber zu reden, die ihn nicht vor den Kopf stoßen und das Problem dadurch noch verschlimmern würde. Da er sich für keine spezielle Vorgehensweise entscheiden konnte, beschloss er, die Sache
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