Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
Vom Netzwerk:
befinden, musst du damit anfangen, deine Trauer zu verarbeiten. Nicht nur um der Besatzung willen oder weil deine unterdrückten Gefühle ansonsten tatsächlich deine Kommandofähigkeit beeinträchtigen könnten, sondern um deiner selbst willen.«
    Jim schüttelte den Kopf. »Ich
verarbeite
meine Trauer.«
    »Ich denke nicht, dass dem so ist, Jim«, widersprach Spock. »Seit Beginn unseres Gesprächs haben Sie zwei Mal die Namen der Personen erwähnt, um die Sie nun trauern sollten. Sie haben jedoch nicht vom Tod Edith Keelers gesprochen.«
    Jims Kopf schoss hoch, um Spock direkt anzusehen. »Miss Keeler«, sagte er, als wollte er irgendeine Tatsache über diese Frau verkünden. Doch dann verlor sich seine Stimme in Schweigen. Jim ging langsam zur anderen Seite des Raumes hinüber. »Edith …«, murmelte er. Da er sich von seinen Freunden abgewandt hatte, konnten sie den Namen kaum verstehen.
    »Jim«, begann McCoy sanft. »Du musst all das verarbeiten. Dein Schmerz mag vielleicht nie ganz vergehen, aber wenn du dich ihm stellst, ihn verstehst, dann kannst du lernen, damit zu leben.«
    Ohne sich umzudrehen, sagte Jim: »Ich lebe bereits damit.«
    »Aber nicht auf gesunde Weise«, mahnte Spock. Seine Stimme war sanft und voller Mitgefühl, obwohl McCoy wusste, dass der Vulkanier das niemals zugeben würde.
    Nun drehte sich Jim um und starrte sie an. »Es gibt nichts Gesundes an Verlust«, sagte er. Er sprach nicht so, als wollte er sie damit konfrontieren, sondern als würde er nach Antworten suchen.
    »Nein«, stimmte McCoy zu. »Aber es gibt gesunde Wege, um mit dem Schmerz umzugehen, den er verursacht. Du wirst vielleicht nie in der Lage sein, diesen Schmerz auszulöschen, aber du kannst ihn verringern und ihn davon abhalten, dein Leben zu bestimmen.« In McCoys Geist erschienen die Bilder seines Vaters, der mit entsetzlichen Qualen im Bett lag und um Erlösung durch den Tod flehte. Im nächsten Moment sah McCoy das alte Foto seiner Mutter, das Porträt einer wunderschönen Frau, der er nie begegnet war. Sein eigener Schmerz überkam ihn, doch er ließ sich nicht von ihm überwältigen, sondern sprach stattdessen schnell wieder mit Jim. »Wenn du dich deinem Schmerz jetzt nicht stellst, wird er stark bleiben. Du wirst vielleicht lernen, ihn zu ignorieren, aber er wird stets da sein, und eines Tages wird er dich verschlingen.«
    Erneut kam eine unangenehme Stille auf, umgab die drei Männer und drängte sich zwischen sie. McCoy sah Jim und Spock an und fühlte sich plötzlich hilflos. Doch dann sagte Jim: »Was schlagt ihr vor?«
    »Eine vorübergehende Befreiung von Ihren Pflichten«, erwiderte Spock sofort.
    »Und psychologische Beratung«, fügte McCoy hinzu.
    »Eine medizinische Beurlaubung?«, fragte Jim.
    »Es muss keine
medizinische
Beurlaubung sein«, versicherte McCoy schnell. »Wir können es einfach als
persönliche
Beurlaubung bezeichnen.«
    »Die Sternenflottenvorschriften bieten eine Lösung für derartige Umstände«, erklärte Spock.
    Jim schien die Empfehlung zu überdenken und fragte dann: »Für wie lange?«
    »Mindestens einen Monat«, entgegnete McCoy. »Vielleicht auch zwei. Diese Entscheidung musst du mit deinem Therapeuten treffen. Sie sollte von deinen Fortschritten abhängig sein.«
    »Ein Monat … zwei Monate«, sagte Jim. »Das klingt so, als hätte ich keine Chance mehr.«
    »Sie haben noch eine Chance, Captain«, sagte Spock. »Sie müssen nur den Schmerz überwinden.«
    »Jim, du brauchst das«, drängte McCoy.
    »Ich habe der Besatzung einen zehntägigen Landurlaub auf Sternenbasis 10 genehmigt«, sagte er. McCoy wusste, dass das Schiff ursprünglich für einen kürzeren Aufenthalt vorgesehen gewesen war. Doch nach den Wochen im Orbit von Deneva benötigte es dringend eine Überholung sowie einige neue Besatzungsmitglieder, um diejenigen, die eine Versetzung beantragt hatten, zu ersetzen. »Ich schätze, ich kann meinen Urlaub danach einfach für eine Weile verlängern.«
    »Ich kenne einige der Ärzte die dort stationiert sind, einschließlich des Psychiaters«, sagte McCoy. »Sein Name ist Farraj al-Saliba, und er ist ein sehr guter Arzt.«
    »Nun«, schloss Jim, »ich vermute, ich sollte wohl besser das Sternenflottenkommando kontaktieren.« Er durchquerte den Raum, doch an der Tür blieb er noch einmal stehen und blickte zu seinen Freunden zurück. »Danke«, sagte er und trat dann in den Korridor hinaus. Als sich die Türen wieder geschlossen hatten, sah McCoy zu Spock auf.

Weitere Kostenlose Bücher