ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
…«, begann er, während er sich bemühte, zu antworten und sich gleichzeitig an seine Erinnerungen zu klammern. »Ich war nur überrascht, das ist alles«, versicherte er.
Zweibeiner … klein
, erinnerte er sich an seine eigenen Worte, mit denen er die Phantomgestalt beschrieben hatte.
»Du sieht nicht gut aus«, fuhr Edith fort. »Willst du dich einen Moment setzen?«
»Nein, ich … ich brauche nur eine Minute«, sagte er. Er lehnte seinen Arm an die Wand und legte dann seinen Kopf auf seinen Ärmel.
»Also gut«, sagte Edith, und Leonard spürte ihre Hand auf seiner Schulter.
Er schloss die Augen, und die Bilder und Geräusche, die Gerüche und die physische Beschaffenheit des Times Squares lösten sich in nichts auf. Er sah, wie seine eigene Hand den kahlen Kopf des kleinen Mannes umfasste, ihn maß und analysierte.
Gute Schädelentwicklung
, erinnerte er sich an seine Schlussfolgerung.
Eindeutig menschliche Vorfahren
.
McCoy war in schlechter Verfassung gewesen, paranoid und wahnhaft aufgrund des Cordrazins, das immer noch durch seinen Körper strömte. Hatte er mit dem kleinen Mann über die Medizin im zwanzigsten Jahrhundert gesprochen, über den barbarischen Zustand der Gesundheitsversorgung und der Krankenhäuser? Nun schien es ihm so, als habe er es getan. In seinem Geist tauchten vage, undeutliche Bilder von Ärzten auf, die ihre Patienten zerhackten und wieder zusammennähten wie Kleidung. Es war wie die Erinnerung an eine Erinnerung oder der Traum von einem Traum.
Und dann bist du gefallen
, rief er sich ins Gedächtnis, während er immer noch krampfhaft darum rang, sich das gesamte Ereignis vor Augen zu rufen. Flüchtig und hauchdünn drohten die Erinnerungen davonzuwehen wie Blätter im Wind. Mit großer Anstrengung versuchte er, diese spezielle Erinnerung festzuhalten. Er konzentrierte sich darauf, wie sich der Asphalt unter seinem Rücken angefühlt hatte, die Härte der Oberfläche, ihre kalte Feuchtigkeit in der dunklen Nacht. Er hatte darum gekämpft, bei Bewusstsein zu bleiben, aus Angst, dass ihn die Mörder, die ihn verfolgten, erwischen würden, wenn er ohnmächtig wurde.
In diesem Moment geschah es
, dachte McCoy entsetzt. Als er sich gegen die Schwärze gewehrt hatte, die ihn verletzlich gemacht hätte, hatte er es gehört: das durchdringende Heulen eines Phasers, der auf Selbstzerstörung gestellt war. Ein Phaser, den er – wie er sich nun dunkel erinnerte – dem Transporterchief der
Enterprise
gestohlen hatte. Das schrille Kreischen der Waffe war immer höher geworden, bis es eine Frequenz erreicht hatte, die nicht mehr wahrnehmbar war – oder nicht mehr existierte. Bildete er sich das blauweiße Glühen durch seine geschlossenen Augenlider nur ein, oder hatte der kleine Mann den Phaser versehentlich auf Selbstzerstörung gestellt?
»Leonard, ich mache mir langsam Sorgen.« McCoy brauchte einen Moment, um Edith’ Stimme zu erkennen. Er spürte die Berührung ihrer Hand auf seinem Rücken.
»Es geht mir gut«, sagte er, ohne sich zu bewegen. Dann streckte er sich verzweifelt nach dem letzten Teil der Erinnerung aus. Er war bei Tageslicht wieder zu Bewusstsein gekommen, in einer Gasse voller antiquierter Maschinen. Er war noch etwas wacklig auf den Beinen und körperlich, mental sowie emotional erschöpft gewesen. Doch er hatte sich in der Gasse überall umgesehen. Dort waren keine toten oder verwundeten Körper gewesen, kein Hinweis auf eine Explosion.
Also war es spurenlose Selbstzerstörung
, dachte er. Der kleine Mann hatte den automatischen Dematerialisierungszyklus des Phasers aktiviert, und die Waffe hatte sich aufgelöst – und den Mann gleich mit. Wäre das nicht der Fall, hätte der Phaser nur sich selbst zerstört, das Licht, das McCoy durch seine geschlossenen Augenlider wahrgenommen hatte, wäre niemals auch nur annähernd so hell gewesen.
Oder war das alles nur ein Traum?
, fragte er sich selbst.
Denke ich mir das alles nur aus?
»Leonard?«, sagte Edith.
»Es geht mir gut«, wiederholte er, stieß sich von der Wand ab und wandte sich ihr zu. Überall um sie herum feierten die Leute das neue Jahr. Die Lautstärke war jedoch ein wenig zurückgegangen und längst nicht mehr so extrem wie in dem Moment, als die leuchtende Kugel herabgeschwebt war. »Es tut mir leid«, sagte er. »Aber ich denke, dass ich in meine Wohnung zurückkehren sollte.«
Edith nickte, fragte aber: »Ist etwas passiert? Ich meine abgesehen von den Feuerwerkskörpern? Fühlst du dich
Weitere Kostenlose Bücher