ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
gut?«
»Das war alles«, beharrte McCoy. »Außerdem bin ich sehr müde. Ich habe heute hart gearbeitet.« Auch wenn er es in erster Linie als Ausrede verwendete, um Edith nicht die Wahrheit sagen zu müssen, hatte er an diesem Tag tatsächlich fast zwölf Stunden auf der Rockefeller-Baustelle geschuftet. »Du musst mich nicht begleiten.«
»Unsinn«, sagte Edith. »Natürlich begleite ich dich. Außerdem haben wir bereits gesehen, weswegen wir hergekommen sind.« Sie deutete in Richtung des Times Towers.
»Ich weiß, es ist kalt«, sagte McCoy. »Aber können wir trotzdem ein Stück zu Fuß gehen?« Sie hatten die U-Bahn genommen, um hierher zu gelangen, doch McCoy wollte große Menschenmengen im Moment lieber meiden. Er brauchte eine Möglichkeit, das, was ihm in dieser Nacht wieder in den Sinn gekommen war, zu verarbeiten.
»Gerne«, erwiderte Edith, und sie gingen zum Broadway hinüber und liefen ihn Richtung Süden entlang. Für ein paar Minuten sprach Edith über das vergangene und das kommende Jahr, doch sie schien schnell zu begreifen, dass McCoy sich nach Ruhe sehnte. Danach gingen sie eine Weile schweigend nebeneinander her, und McCoy widmete sich wieder dem Problem seines Phasers und dessen Zerstörung.
Habe ich mir das alles nur ausgedacht?
, fragte er sich erneut. Ihm wurde klar, wie sehr er glauben wollte, dass dem so war. Gleichzeitig wusste er jedoch, dass er nichts davon erfunden hatte – er hatte einen Phaser von der
Enterprise
gestohlen, dieser war ihm entwendet worden, und der kleine Mann hatte sich verdampft. Und er wusste noch etwas. Etwas Schlimmeres.
Auf diese Weise habe ich die Geschichte verändert
, dachte er.
Und damit auch die Zukunft
. Jim würde nicht ins zwanzigste Jahrhundert kommen, um ihn zu finden und ihn zurück nach Hause zu bringen. Soweit er wusste, würde Jim vielleicht sogar niemals geboren werden. Die Umstände, die zu McCoys Reise in die Vergangenheit geführt hatten, würden niemals eintreten und konnten daher auch nicht ungeschehen gemacht werden. Es schien ein Paradoxon zu sein, das sich der Logik widersetzte, doch McCoy verstand das unausweichliche Ergebnis. Er war in der Vergangenheit gefangen, und es gab nichts, was er dagegen unternehmen konnte.
VIERZEHN
2268
»Muss ich das tun?«, fragte Chekov mit seinem starken russischen Akzent. Statt seiner Uniform trug er einen blauen Patientenoverall und stand bereit, um sich auf die Diagnostikliege im äußeren Bereich der Krankenstation zu setzen. Doch er hatte plötzlich innegehalten, die Handflächen auf der Liege, und wollte offenkundig gegen seine bevorstehende Untersuchung protestieren.
So wie er es immer tut
, dachte McCoy. Seit ihren Erlebnissen auf Gamma Hydra IV, wo jedes Mitglied des Außenteams mit Ausnahme von Chekov von einer Strahlenkrankheit befallen worden war, die den Alterungsprozess beschleunigte, hatte sich der Ensign nur widerwillig medizinischen Untersuchungen unterzogen. Während dieser Mission vor über sechs Monaten musste er aufgrund seiner einzigartigen Widerstandsfähigkeit gegen die Krankheit eine Menge Tests über sich ergehen lassen. McCoy konnte die Abneigung, die Chekov gegen Untersuchungen und Injektionen entwickelt hatte, nachvollziehen, doch der Arzt hatte seine Befehle.
»Wenn Sie jemals wieder Ihren Dienst ausüben wollen«, sagte McCoy, »sollten Sie sich besser auf diese Liege setzen, damit ich das tun kann, was der Captain mir aufgetragen hat.«
»Aber es geht mir doch eindeutig gut«, protestierte Chekov.
»Sie mögen glauben, dass es Ihnen gut geht, Ensign«, widersprach McCoy, der langsam die Geduld verlor, »aber letztendlich werde ich das entscheiden.« Um seine Aussage zu unterstreichen, aktivierte McCoy einen kleinen tragbaren Scanner, den er in der Hand hielt. Das zylinderförmige Gerät summte leise, und seine hinter einem Gitter verborgene Sensorschüssel drehte sich, während es arbeitete. »Nach allem, was ich weiß«, fügte er hinzu, »könnten Sie genauso gut immer noch tot sein.« Vor einigen Stunden war die
Enterprise
auf einer vom Sternenflottenkommando befohlenen Erstkontaktmission in das Territorium der Melkotianer vorgedrungen. McCoy und Chekov waren zusammen mit Jim, Spock und Scotty auf die fremde Welt gebeamt – zumindest dachten sie das. Tatsächlich hatten die fünf das Schiff jedoch nie verlassen. Die Melkotianer waren mächtige Telepathen und hatten eine kollektive virtuelle Erfahrung geschaffen, an der die Offiziere
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