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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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zu ihrer Überraschung einen der langen Pritschenwagen. Er war jedoch nicht leer, sondern transportierte eine große Balsamtanne. Sie hatte keinen Zweifel an dem Zweck, den der spitz zulaufende immergrüne Nadelbaum erfüllen sollte.
    »Ein Weihnachtsbaum«, sagte sie. Die Vorstellung, dass jemand ein wenig Festtagsstimmung an diesen trostlosen Ort brachte, erfreute sie. Obwohl sie selbst Agnostikerin war, genoss Edith diese Zeit des Jahres, da sie oft das Beste in den Menschen hervorzubringen schien.
    Während sie und Leonard dabei zusahen, wie der Wagen neben dem Zaun anhielt, der an der East Fiftieth Street entlanglief, rannten bereits viele der Arbeiter darauf zu. Edith hörte, wie sich diverse Stimmen aufgeregt erhoben, noch bevor der Motor des Fahrzeugs überhaupt zum Stillstand gekommen war. Der Fahrer und ein weiterer Mann stiegen aus dem Wagen, und Leonard erkannte Letzteren als den stellvertretenden Bauleiter. Der große dünne Mann mit dem dunklen Schnurrbart stellte sich auf das Trittbrett an der Beifahrerseite und wandte sich an die Arbeiter, die auf ihn zukamen. »Wir mögen arm und hungrig sein«, rief er, und seine Worte hallten durch die spätmorgendliche Kälte. »Wir mögen halb erfroren und überarbeitet sein, aber wir können trotzdem Weihnachten feiern!«
    Die Arbeiter umringten den Pritschenwagen, während der stellvertretende Bauleiter vom Trittbrett kletterte und neben dem Baum auf die Ladefläche stieg. Edith sah kein Messer, aber die Seile, mit denen die Tanne befestigt war, fielen schlaff herab, als er von einem zum anderen ging. »Kommt schon, Männer«, drängte er und winkte in Richtung des Baums. Seine Aufforderung wäre gar nicht nötig gewesen. Mehrere Männer kletterten bereits auf die Ladefläche, eindeutig mit der Absicht, die weihnachtliche Fracht abzuladen.
    »Ich mache mich besser mal nützlich«, sagte Leonard. Seine Stimme war neutral und ließ weder Zufriedenheit noch Missfallen erkennen. Edith erinnerte sich daran, dass sie während der winterlichen Feiertage im letzten Jahr bereits ähnliche Beobachtungen gemacht hatte. Leonard hatte zwar bei der ärmlichen Dekoration der Mission geholfen und an der dortigen Weihnachtsfeier teilgenommen, doch er hatte dabei stets abwesend und sogar noch zurückhaltender als üblich gewirkt. Edith hatte sich gefragt, welchem Glauben er wohl angehörte und bei mehreren Gelegenheiten versucht, das Thema anzuschneiden. Doch ihre Fragen waren stets unbeantwortet geblieben.
    »Danke hierfür«, sagte Leonard und hielt die Tüte mit seinem Mittagessen hoch. Nachdem Edith seinen Dank angenommen hatte, eilte er zu den anderen Arbeitern hinüber, die die Tanne von der Ladefläche zogen. Edith ging am Zaun entlang zum Eingang zurück und beobachtete dabei, wie Leonard sich bei den Männern einreihte und ihnen half, den Baum zu tragen. Der stellvertretende Bauleiter sprang zu Boden und drängte sich an den Arbeitern vorbei. Als Edith die Straße erreichte, war der Baum bereits aufgerichtet und sein Stamm in den Matsch gedrückt worden. Trotz des schmutzigen Zustands des Bodens krabbelten einige Männer unter die niedrigsten Äste der Tanne. Edith vermutete, dass sie versuchten, sie zu stabilisieren, damit sie sicher stand.
    Selbst ungeschmückt verlieh der Weihnachtsbaum diesem trostlosen Ort einen Hauch von Freude. Er stellte einen willkommenen Farbtupfer dar. Trotzdem dachte Edith, dass ein wenig mehr nicht schaden könnte. Sie wollte nichts von der ohnehin schon spärlichen Dekoration in der Mission nehmen, doch sie konnte sich von ein paar der glänzenden Girlanden trennen, die ihre Wohnung schmückten. Sie beschloss, sie an diesem Abend abzunehmen, damit Leonard sie am nächsten Morgen mitnehmen konnte. Sicher würden die Männer selbst diese kleine Verschönerung ihres Weihnachtsbaums zu schätzen wissen.
    Federnden Schrittes drehte sich Edith um und machte sich auf den Weg zurück zur Mission.
    McCoy schlang die Arme um seinen Oberkörper, steckte die Hände unter die Oberarme und drückte sich in dem Versuch, sich vor der Kälte abzuschirmen, gegen die Wand des Gebäudes. Obwohl die Temperatur der Nachtluft vermutlich über dem Gefrierpunkt lag, sorgte der Wind, der durch New Yorks Betonschluchten tobte, dafür, dass es sich wie zehn Grad unter null anfühlte. Trotzdem drängte sich immer noch ein ganzer Pulk aus Menschen auf dem Times Square. Ihre große Anzahl hatte ihn überrascht, als er und Edith dort angekommen waren. Er hatte erwartet,

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