ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
beendete den Satz jedoch nicht.
»Ich weiß«, versicherte McCoy, obwohl er ihre Gefühle in Wahrheit gar nicht in Betracht gezogen hatte. Er hatte ja nicht einmal Zeit gehabt, sich über seine eigenen Gefühle Gedanken zu machen. »Um ehrlich zu sein, wäre ich jetzt gerne für eine Weile allein.«
Chapel wirkte für einen Moment hin- und hergerissen, als müsste sie sich entscheiden, ob sie McCoys Bitte nachkommen sollte oder nicht. Schließlich sagte sie: »Natürlich.« Sie stand von seinem Schreibtisch auf und ging zur Tür.
»Oh«, sagte McCoy, als sich die Tür öffnete. »Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie meinen Zustand erst einmal für sich behalten könnten.«
Wieder zögerte Chapel. »In Ordnung«, stimmte sie nach ein paar Sekunden zu.
»Danke«, erwiderte McCoy und ging um seinen Schreibtisch herum. Bevor er sich setzte, sah er noch einmal zu Chapel, die immer noch in der Tür stand.
»Sie werden es aber dem Captain mitteilen, oder?«, fragte sie.
»Um ehrlich zu sein, weiß ich es noch nicht«, antwortete McCoy. Er nahm Platz und gestand dann: »Ich habe darüber nachgedacht, es niemandem zu sagen, damit ich versuchen kann, das nächste Jahr so gut wie möglich zu leben. So als wäre das hier niemals passiert.«
»Doktor«, begann Chapel und trat zurück ins Innere des Büros. Die Tür glitt hinter ihr zu und schottete sie vom Rest der Krankenstation ab. »Leonard«, fuhr sie in dem offensichtlichen Versuch fort, ihn auf persönlicher Ebene zu erreichen. »Sie müssen es Captain Kirk sagen. Nicht nur weil er Ihr kommandierender Offizier ist, sondern vor allem, weil er Ihr engster Freund ist. Sie müssen sich von ihm helfen lassen.«
McCoy starrte Chapel an, doch die ehrliche Sorge, die sie zeigte, ließ ihn den Blick schnell wieder abwenden. Auf dem Monitor auf seinem Schreibtisch entdeckte er eine Liste. Er überflog die ersten paar Einträge.
Xenopolyzythämie: Diagnose und Symptomatik. Ein Blutüberschuss bei Menschen, vom Erstkontakt mit Rigel an. Aspekte der hämatologischen Anpassung und Mutation
. Jeder Überschrift folgte eine kurze Inhaltsangabe. Es handelte sich eindeutig um eine Liste medizinischer Fachaufsätze, die sich mit McCoys Krankheit beschäftigten. Er lehnte sich vor und deaktivierte den Monitor. Dann wandte er sich Chapel zu. »Ich weiß, was Sie meinen, aber im Moment bin ich mir nicht sicher, ob ich Hilfe will.«
»Ich verstehe«, sagte Chapel in einem kühlen Tonfall, den McCoy nicht deuten konnte. Er sah zu, wie sie durch das Büro ging, bis sie die hintere Wand erreicht hatte. Bevor ihm bewusst wurde, was sie vorhatte, aktivierte sie das Interkom auf dem neben ihr stehenden Tisch. »Captain Kirk, bitte melden Sie sich umgehend auf der Krankenstation. Es gibt einen Notfall, der Ihre Aufmerksamkeit erfordert.«
»Christine!«, rief McCoy und erhob sich.
»Hier spricht der Captain«
, kam Jims Antwort.
»Was ist passiert?«
McCoy ging schnurstracks auf Chapel zu, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er sie aufhalten sollte. Er konnte schließlich nicht mit ihr streiten, während der Komm-Kanal geöffnet war.
»Captain, hier spricht Schwester Chapel«, sagte sie. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich lieber in der Krankenstation mit Ihnen sprechen.«
McCoy erreichte Chapel. Er dachte darüber nach, den Komm-Kanal zu schließen, hielt das jedoch für eine unkluge Entscheidung. Er suchte nach etwas, das er Jim sagen konnte, um die Situation zu entschärfen, fühlte sich dann jedoch plötzlich unsicher und sah sich nicht in der Lage, eine passende Bemerkung zu formulieren.
Nach einer kurzen Pause erklang Jims Stimme wieder über das Interkom.
»Ich komme sofort. Kirk Ende.«
Chapel deaktivierte das Interkom. »Sie hatten kein Recht, das zu tun«, teilte McCoy ihr mit und konnte dabei die Erschöpfung in seiner eigenen Stimme hören.
Oder habe ich bereits aufgegeben?
, fragte er sich.
»Ich habe nicht nur das Recht, ich habe sogar die Pflicht, es zu tun«, erwiderte Chapel. »Sie können nicht erwarten, dass ich Sie das allein durchmachen lasse.«
»Das ist allein meine Entscheidung«, beharrte er. »Nicht Ihre.« Er ging zurück durch den Raum, bis er wieder vor seinem Schreibtisch stand.
»Sie müssen sich helfen lassen«, flehte Chapel ihn an.
»Sie sind in meine Privatsphäre eingedrungen«, sagte McCoy. Er griff nach der Datentafel auf seinem Schreibtisch. Als er sie anhob, rutschte der Stift über den Bildschirm, und er fing ihn, bevor er
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