ST - TOS 103: Feuertaufe: Kirk - Der Leitstern des Verirrten
Träne stahl sich aus seinem Auge und lief an seinem Gesicht herunter. Kirk wusste nicht, wie sie es hatte bemerken können, doch Edith streckte einen Finger aus und fuhr langsam seine Wange hinab. »Es ist schon gut, Jim«, sagte sie. »Ich verstehe dich.«
Er spürte, dass sie es verstand – was er für seine verstorbenen Eltern empfand, was er sah, wenn er zu den Sternen hinaufschaute, was er sich für die menschliche Rasse wünschte und auch, was er für sie tat. Edith verstand dies alles und mehr, viel mehr. »Ich verbringe zwar mein Leben damit, nicht darüber nachzudenken«, gestand Kirk, »doch ich vermisse meine Mutter und meinen Vater.«
»Ich weiß«, sagte Edith und legte ihre Hand leicht auf seine Wange. »Aber sie würden wollen, dass du weiterlebst. Sie wären so stolz auf dich.« Solche Worte hörten sich für gewöhnlich wie ein hoffnungsvolles Hirngespinst oder sogar wie eine Art Beschwichtigung an, doch aus Edith’ Mund klangen sie wahr.
Kirk nahm Edith’ Hand in seine und drückte sie in einer stillen Geste der Zuneigung, die er für sie empfand. Sie erwiderte seine Geste und stemmte sich vom Bett hoch. Bevor ihm klar wurde, was sie vorhatte, spürte er ihre sanften Lippen auf seinen eigenen.
Als er sie an diesem Abend von der Mission nach Hause gebracht hatte, lud sie ihn hierher ein, in ihre Einzimmerwohnung. Sie waren sich in die Arme gefallen wie miteinander vertraute Tanzpartner, ihre Bewegungen waren sicher und ganz natürlich gewesen. Als sie miteinander im Bett waren, hatte sich auch dies ganz natürlich zwischen ihnen entwickelt, teilweise ausgedehnt und langsam, dann wieder voller Leidenschaft und Energie. Sie hätte nicht besser zu ihm passen können oder er zu ihr.
In der Dunkelheit kuschelte sich Edith wieder an seine Seite und in seine Arme. Erneut legte sie den Kopf an seine Schulter. Einen Moment später fragte sie: »Hast du eigentlich Geschwister?«
»Ja«, antwortete Kirk. »Ich habe einen älteren Bruder namens Sam. Seine Frau und er haben mir drei Neffen geschenkt.«
»Das ist wundervoll«, sagte Edith, und Kirk bemerkte, dass in ihren Worten ein wenig Bedauern mitschwang, da sie selbst keine Familie mehr hatte.
»Es sind gute Jungs«, fuhr Kirk fort, obwohl die beiden älteren von Sams Söhnen bereits in den Zwanzigern waren. »Ich habe meinen Bruder und seine Familie schon seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen.« Jetzt hörte er das Bedauern in seiner eigenen Stimme. Kurz bevor er das Kommando über die
Enterprise
übernommen hatte, waren Sam und Aurelan überraschend mit ihren drei Söhnen bei ihm vorbeigekommen, um ihm zu seiner Beförderung zum Captain zu gratulieren. Er war von der Geste tief bewegt gewesen und hatte erst dann bemerkt, wie sehr sie ihm alle fehlten – besonders Sam. »Es wäre schön, wenn du sie mal kennenlernst«, sagte er, ohne darüber nachzudenken.
»Das würde ich sehr gern«, erwiderte Edith.
Kirk verfluchte sich kurz für seine Unvorsichtigkeit, doch er durfte dem Ärger nicht nachgeben. Obwohl er wusste, dass Edith Sam niemals kennenlernen und auch kein Teil seines Lebens werden konnte, war es doch wahr: Er fände es
wirklich
schön, wenn sie seinen Bruder kennenlernen könnte. Tatsächlich wollte er sein ganzes Leben mit ihr verbringen.
Edith erhob sich wieder, diesmal stützte sie sich auf die Ellenbogen. Ihre Hände ruhten noch immer auf Kirks Brust. »Wo lebt dein Bruder?«, fragte sie. »Und was macht er beruflich?«
»Er ist Wissenschaftler«, erklärte Kirk mit dem überbordenden Stolz eines jüngeren Bruders. »Im Moment ist er …«
Auf Deneva
, dachte Kirk, aber er wusste, dass er ihr das nicht sagen durfte. »… im Ausland auf einer Forschungsreise«, schloss er und das war noch nicht einmal eine Lüge. Er war sich nicht sicher, ob er Edith überhaupt anlügen
konnte
.
»Dann eben, wenn er wieder da ist«, sagte Edith. »Ich muss ihn unbedingt über dich ausfragen … Vielleicht kann er mir erzählen, wie du so als Junge warst.«
»Was auch immer er dir erzählt, du darfst es nicht glauben«, scherzte Kirk, obwohl ein solches Treffen vollkommen unmöglich war. »Das sind nur die Lügengeschichten eines Mannes, der neidisch auf seinen jüngeren Bruder ist.«
»Aha, ich verstehe«, sagte Edith. »Und aus welchem Grund sollte Sam neidisch auf dich sein?«
Kirk spürte, wie das Lächeln von seinem Gesicht verschwand. Er starrte in die Dunkelheit, auf die Stelle, wo er Edith’ Gesicht vermutete. »Zunächst einmal,
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