Stadt Aus Blut
Fixerbude. Außerdem riecht es nach Cop. Sie haben anscheinend auch den Keller durchsucht. Und dann ist da noch etwas. Auf einer der Pappmatratzen: Der faulige, moschusartige Sexgeruch. Ziemlich stark, als wäre dies der Ort, an dem die Lebenden die Toten gefickt haben.
Aus den Augenwinkeln bemerke ich etwas an der Rückseite der Tür. Ein Cure -Poster. Als ich mir die Wände genauer ansehe, entdecke ich überall Papierecken. Ein Kissenbezug ist mit zerknülltem Papier gefüllt – den ehemaligen Postern. Grateful Dead. Morrisey. Normalerweise haben weder Junkies noch Zombies besonders viel für Inneneinrichtung übrig. Wahrscheinlich hat die kleine Amanda mit ihren Freunden letztes Jahr hier gehaust. Als sie fort waren, haben die Junkies übernommen.
Das Blut am Boden ist maximal eine Woche alt. Vielleicht hat hier der Gruftie-Zombie die Junkies infiziert. Schwer zu sagen. Vielleicht hat sie sich in einem hellen Moment erinnert, dass hier Junkies und Penner abhängen – potenzielles Futter also. Und die Junkies haben sie vergewaltigt und dann...
Nein, das haut nicht hin. Keiner der Junkies trug diesen bestimmten Geruch an sich. Aber irgendetwas ist hier passiert. Etwas Grauenvolleres als gewöhnlich. Wobei an einem Ort wie diesem das Gewöhnliche meist grauenvoll genug ist.
Aber nichts davon hilft mir weiter bei meiner Suche nach dem Überträger. Und nach Amanda Horde.
Von der Schule aus fahre ich zum Tompkins-Park. Ich muss Leprosy auftreiben. Normalerweise hängt er bei einer Reihe von Parkbänken herum, die die Obdachlosen in Beschlag genommen haben. Gleich neben dem Spielplatz und den Schachbrettern, wo sich die Junkies rumtreiben. Als er mich sieht, bellt er mich an. Sein Hund stimmt mit ein.
Hunde faszinieren mich. Kein Mensch kann Dinge so sensibel wahrnehmen und so gut riechen wie sie. Nur das Vyrus in mir, das wittern sie nicht. Leprosys Hund sowieso nicht. Seine Nase ist von den vielen Tritten, die er abbekommen hat, komplett im Arsch. Nein, Leprosys Hund bellt mich an, weil er ein gemeiner, abgrundtief böser Bastard ist, der jedem an die Kehle geht, der nicht zufällig Leprosy persönlich ist.
– Verpiss dich, Arschgesicht.
– Freut mich auch, dich zu sehen, Lep.
Die anderen Penner werfen uns ängstliche Blicke zu. Manche nicken kurz, andere machen sich aus dem Staub und hoffen, dass ich sie nicht bemerkt habe. Penner kann ich im Allgemeinen nicht leiden, aber manche noch weniger als andere. Und das wissen sie auch. Leprosy zerrt ein paarmal an der Kette seines Hundes.
– Halt dein beschissenes Maul, Gristle!
Er zieht so fest an der Leine, dass sich Gristle auf die Hinterbeine stellt. Trotzdem versucht er, über mich herzufallen. Die Kette würgt ihn, sodass von seinem Gebell nur mehr ein blutrünstiges Knurren zu hören ist. Dafür, dass Lep ein junges Bürschchen von kaum einssechzig ist und ungefähr fünfzig Kilo wiegt, eine beeindruckende Leistung. Noch dazu, wenn man bedenkt, dass Gristle das Produkt einer bizarren Kreuzung zwischen einem Rottweiler und einem Vielfraß darstellt.
– Verpiss dich, hab ich gesagt. Mein Hund wird stinksauer.
– Bist du dir da so sicher, Lep? Vielleicht ist er auch scharf auf mich. Schau mal, er hat einen Steifen.
Wirklich. Obwohl er mich am liebsten auffressen würde, an der Kette zerrt und mit den Vorderpfoten die Luft vor sich zerfetzt, deutet sein großer Hundeständer direkt auf mich.
– Aus, Gristle! Hör auf mit dem Scheiß!
Ein paar der Penner fangen an zu lachen, was Leprosy nur noch mehr in Rage bringt. Er schaut zu ihnen hinüber und lässt die Leine etwas lockerer. Gristle geht jetzt auf die Penner los. Sie weichen zurück, und Lep lächelt dünn. In Wahrheit haben sie wohl mehr Angst vor ihm als vor dem Hund. Lep mag zwar wie ein magerer kleiner Scheißer aussehen, aber er ist mindestens doppelt so verrückt und gefährlich wie sein Köter.
– Hör auf mit der Scheiße, Lep. Bind den Hund irgendwo an, und wir machen einen Spaziergang. Reden ein bisschen. Dann seid ihr beiden bald wieder zusammen.
Er starrt mich wütend an, aber schließlich zerrt er Gristle zu einem Zaun, wickelt die Kette um einen der Eisenstäbe. Wir gehen zum Spielplatz. Der Hund bellt und winselt uns hinterher.
– Pitt, ich hab dir gesagt, du sollst nicht mehr herkommen. Mein Hund kann dich nicht leiden. Nächstes Mal lasse ich ihn wirklich von der Scheißleine.
– Dein Hund kann niemanden leiden, und wenn du ihn wirklich auf mich hetzt, mach ich ihn
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