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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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ich zuerst dachte – Menschen mit ihrem Wissen werden normalerweise zum Schweigen gebracht. Für immer.
    Es gibt Leute, die von uns wissen. Aber es sind wenige, und sie erfüllen alle eine bestimmte Funktion. Es gibt die Van Helsings, die Gottgerechten, die es sich zum Lebensziel gemacht haben, uns aufzuspüren und zu erledigen. Dann die Renfields wie Philip, die uns mit einer Mischung aus Unterwürfigkeit und Eifersucht bewundern. Die Lucys beiderlei Geschlechts, hoffnungslose Romantiker, die uns wie Groupies umschwärmen. Und schließlich die Minas, die die Wahrheit kennen, sich aber nicht viel daraus machen – weil sie uns lieben. Wir töten die Van Helsings und benutzen die Renfields und Lucys, um uns zu dienen und vor dem Rest der Welt zu beschützen. Minas sind sehr selten und unbezahlbar. Es gibt nur eine Möglichkeit, um herauszufinden, ob man eine echte Mina vor sich hat: Man erzählt ihr, wer man ist und was man so treibt. Das verkraften nicht viele.
    Und dann gibt es noch ein paar wenige Leute mit Macht und Einfluss, die von uns wissen. Vor ihnen muss man sich höllisch in Acht nehmen. Die Koalition paktiert mit ihnen, und auch die Society versucht, sie auf ihre Seite zu ziehen. Trotzdem wird die Society ihre Ziele nie verwirklichen können. Wenn wir jemals ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangen, dann nur als Freaks oder Gejagte. Die Mächtigen, die uns mit der Gesellschaft versöhnen könnten, werden sich hüten. Keiner riskiert seine Position und seinen guten Ruf, indem er herausposaunt: Hey, seht mal, es gibt wirklich Vampire!
    Marilee ist eine von ihnen. Sie weiß es, und sie weiß, dass ich weiß, dass sie es weiß. Und so weiter. Trotzdem trifft sie sich mit mir in aller Öffentlichkeit im Cole auf einen Drink, verdammt noch mal. Eins ist mir klar: Sollte ich jemals die Gelegenheit bekommen, Dexter Predo in das strahlende Sonnenlicht zu zerren, so werde ich das mit Vergnügen tun.
     
    Sie fischt einen Eiswürfel aus ihrem Drink, steckt ihn in den Mund und zerbeißt ihn.
    – Sehen Sie, Joseph. Ich weiß, was Sie sind, aber ich bin mir immer noch nicht sicher, was Sie eigentlich tun. Sind Sie so eine Art Detektiv?
    Ich starre sie an wie ein Reh den Autoscheinwerfer.
    – Joseph?
    Ich blinzle einmal.
    – Ich mache dies und das. Bin ein Allrounder. Wenn jemand ein Problem hat, ruft er mich an, und ich nehme die Sache in die Hand. Manchmal erledige ich auch Detektivarbeit, aber ohne Lizenz oder Büro oder so.
    Sie nickt.
    – Tragen Sie eine Waffe?
    – Manchmal.
    – Jetzt gerade?
    – Nein.
    – Was ist mit den anderen Dingen, die Sie so tun? Theoretisch weiß ich darüber Bescheid, aber man erfährt kaum Detailliertes. Mr. Predo und die anderen Koalitionsmitglieder, die wir kennen, sind in dieser Hinsicht sehr verschwiegen.
    Ich starre sie an.
    – Wie ist das mit diesen anderen Dingen, Joseph?
    – Darüber können wir hier nicht reden.
    Sie holt tief Luft und atmet aus.
    – Man hört ja die unglaublichsten Geschichten. Stimmt es, was man über Ihren Geruchssinn sagt? Ist er so gut wie der eines Hundes? Können Sie mir beispielsweise sagen, was ich heute Morgen für ein Parfüm benutzt habe?
    – Ich kann es riechen.
    – Kennen Sie die Marke?
    – Nein. Irgendein Lavendelöl.
    – Würden Sie es wiedererkennen, wenn Sie es noch einmal riechen?
    – Ja.
    – Hmm.
    – Diese kleinen Zaubertricks liegen mir nicht, Mrs. Horde. Ehrlich gesagt.
    – Wir sollten uns wirklich irgendwann über diese Dinge unterhalten. Das meine ich ganz ernst.
    – Mrs. Horde?
    – Ja?
    – Ihre Tochter?
    – Was ist mit ihr?
    – Sie ist verschwunden.
    – Ja, stimmt.
    – Wie meinten Sie das vorhin: Ein gewisses Interesse an den Untoten?
    Sie nimmt einen weiteren Eiswürfel in den Mund und lutscht darauf herum.
    – Nichts weiter. Die Untoten und auch die Toten faszinieren sie eben. Wie Sie sehen können, ist Sie ein Gruftie. Sie und ihre Freunde sind an allem Makabren sehr interessiert.
    – Meinen Sie jetzt untot im übertragenen oder wörtlichen Sinn? Was ich sagen will, ist...
    – Wie viel sie weiß?
    – Genau.
    – Gar nichts. Ich weiß nicht, wie Sie so leben, Joseph, aber ich treffe mich gewöhnlich nicht mit Leuten von... Ihrer Sorte. Ich halte Sie für eine Abweichung von der Norm. Eine Anomalie. Dale und ich und einige wenige wissen von Ihnen, aber wir werden diese Informationen niemals weitergeben. Die Leute würden uns wohl für mehr als nur ein bisschen exzentrisch halten. Sie lächelt und leckt

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