Stadt Aus Blut
mausetot und du hast überhaupt keinen Freund mehr. Jetzt erzähl mir was über die hier.
Ich zeige ihm das Foto von Amanda Horde. Er wirft einen Blick darauf an und gibt es wieder zurück.
– Ist okay. Würd’ ich ficken.
– Klar. Weil die dich ranlassen würde, du hässlicher Vogel.
– Scheiße, du hast ja keine Ahnung. Die Grufties stehen auf Leprosy. Die Grufties wollen, was Leprosy hat. Besonders Camper wie die Schlampe da. Die können es gar nicht erwarten. Verleiht der ganzen Pennererfahrung eine gewisse Au-then-ti-zi-tät. Bei der war’s genau das Gleiche.
– Also kennst du sie.
– Scheiße, ja. Hat letzten Sommer hier abgehangen. Gecampt.
– Hast du sie gefickt?
– Nö. Die Camper-Schlampen mögen vielleicht ganz wild auf Leprosy sein, aber er verweigert sich. Ich nehme ihr Geld und ihre Drogen, und vielleicht darf mal eine meinen Schwanz lutschen, aber Leprosy steigt doch nicht mit einer dieser bourgeoisen Fotzen in die Kiste.
– War sie in diesem Sommer auch hier?
Er bleibt stehen. Wir haben den Spielplatz erreicht. NUR FÜR KINDER UND DEREN ERZIEHUNGSBERECHTIGTE! steht auf einem Schild, das wohl die Pädophilen fernhalten soll. Um die Uhrzeit sind die Kinder längst zu Hause, aber jedes der Arschlöcher, die hier durch den Park streifen, könnte ein Kinderschänder sein. Wenn ich das nur riechen könnte.
Leprosy starrt auf die verlassenen Spielgeräte.
– Als Kind war ich oft hier.
Lep ist nicht älter als sechzehn.
– Ja?
– Ja. Bevor meine Alten nach Long Island gezogen sind. Ich liebe diesen Park. Deswegen bin ich auch hierhergekommen, als mich mein Dad rausgeschmissen hat.
Lep ist vor ein paar Jahren vor seinem Vater davongelaufen. Warum, kann man sich denken.
– Hey, Lep.
– Was?
– Hör auf, mir solchen Schmus zu erzählen. Willst du Geld? Du willst doch Geld, oder?
Er grinst.
– Klar will ich Geld, Arschgesicht.
Ich ziehe einen Zwanziger aus meiner Tasche und gebe ihn Lep.
– Also, hast du sie gesehen?
Verärgert schaut er auf den Schein, steckt ihn aber trotzdem weg.
– Vielleicht.
– Hör auf mit der Kacke. Mehr gibt’s heute nicht.
– Vielleicht hab ich sie gesehen, will ich sagen. Ich bin mir nicht sicher, okay?
– Schieß los.
Er lehnt sich gegen das Gitter und kratzt sich unter seinem T-Shirt, das irgendwann mal mit irgendwas bedruckt war. Jetzt hat es die ausgewaschene grau-grüne Farbe aller Pennerklamotten.
– Vor ein, zwei Wochen war da ein kleines Gelage in einer verlassenen Bude auf der C. Wir haben zusammengelegt und uns Bier gekauft. Fat Stinky Pete hatte einen Beutel voll Gras dabei, und wir waren auf dem besten Weg, uns zuzudröhnen. Kennst du Yankee Dan?
– Der dünne Kubaner mit dem Mets-Käppi?
– Genau der. Er liebt die Mets mehr als sein eigenes beschissenes Leben. Also nennen wir ihn immer nach ihren Erzrivalen, den Yankees, damit er sauer wird. Auf jeden Fall ist er ein kleines Frettchen, das niemand richtig leiden kann. Das Arschloch taucht einfach so auf – ohne beschissene Einladung – und hat die verfickten Camper im Schlepptau. Klar, sie sind korrekt gekleidet, haben fünf Farben gleichzeitig im Haar und gepiercte Lippen, aber die Klamotten sind von Urban Outfitters, die Piercings viel zu sauber und die Tönungen kosten in so einem Schwuchtelfriseursalon auf der Upper East Side locker mal zweihundert beschissene Dollar. Wir wissen also sofort, was läuft. Bis auf Yankee natürlich, den dummen Arsch. Es ist eine Sache der Ehre für jeden aufrechten Punk, diese Scheißtypen sofort ungespitzt in den Boden zu stampfen, aber wir waren schon viel zu zugedröhnt und echt gut drauf. Außerdem hatten wir kein Bier mehr und die Scheißcamper haben alle Geld wie Heu. Klar haben wir die Typen erst mal blöd angemacht, aber wir haben ihnen immerhin erlaubt, sich zu uns zu gesellen – nachdem sie Gras und Bier besorgt hatten, versteht sich.
– Das Mädchen, Lep.
– Ja, ja, auf die komme ich gleich, Arschgesicht.
Er tastet seine Taschen nach der Zigarettenschachtel ab, von der wir beide wissen, dass sie nicht existiert. Ich hole meine Luckies raus und gebe ihm eine. Wir rauchen.
– Lep hat sich richtig prima gefühlt. Eins von den Camper-Hühnchen steigt da voll drauf ein und macht sich an ihn ran und Scheiß. Wie gesagt, die Schlampen aus Uptown sind echt scharf aufs richtige Leben. Die wollen im Dreck ficken und dass man auf sie abspritzt, damit sie danach auf ihrer Scheißprivatschule richtig was zu erzählen haben.
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