Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
Vom Netzwerk:
lächelt mich an.
    – Nimmst du mich heute mit zu dir?
    Ich nicke langsam.
    – Schon möglich.
    Sie lehnt sich an die Theke und legt ihre Hand auf mein Gesicht.
    – Wir könnten einen Film gucken. Ein bisschen rumspielen.
    – Einen Film, hmmm?
    – Ja.
    Sie beugt sich vor, drückt ihre Wange gegen meine und steckt ihre Zunge in mein Ohr. Ich bekomme eine Gänsehaut. Ich fange fast an zu heulen. Fast. Irgendjemand schreit nach einem Drink. Evie lächelt mir zu und geht zum anderen Ende der Theke. Ich betrachte ihren Hintern und nehme noch einen.
    Was wir an Stelle von Sex machen? Wir flirten und fummeln. Nicht immer, nur manchmal. Wir kitzeln uns. Wir schauen uns einen Porno an und knutschen. Wir befriedigen uns gegenseitig durch unsere Klamotten, und manchmal ziehen wir uns aus und holen uns vor dem anderen einen runter. Weiter gehen wir nicht, weil Evie niemals das Risiko eingehen würde, mir ihre Krankheit zu übertragen. Sie fühlt sich verdammt schuldig, weil sie nicht mit mir ficken will. Sie hat keine Ahnung, wie groß meine Angst ist, dass sie sich bei mir anstecken könnte.
    Ich weiß nicht genau, wie man einen Vampyr erschafft. Eigentlich weiß das niemand so richtig. Das Vyrus ist in meinem Blut, aber ob es sich wie das HI-Virus auch in meinem Sperma befindet, ist fraglich. Ich kann mit Evie keinen Sex haben, weil sie sich vielleicht in einen von uns verwandeln würde. Dann wäre sie geheilt, und wir könnten zusammen sein bis... ich nehme noch einen Drink.
    Evie bedient den Gast und kommt zu mir zurück.
    – Also, darf ich heute mitkommen?
    – Aber sicher, Baby.
    – Cool. Vielleicht kann ich dich morgen zum Frühstück einladen.
    – Sehr witzig. Du bist mir ja ein echter Spaßvogel.
    Evie glaubt, ich hätte eine Sonnenallergie. Ich habe ihr erzählt, dass ich lichtempfindlich bin und an Urticaria solaris leide, was bedeutet, dass meine Haut Blasen wirft, sobald sie Sonnenlicht ausgesetzt wird. Jeder, der mich näher kennt, glaubt das. Und im Grunde genommen bin ich ja auch allergisch gegen Sonnenlicht.
    Sie tippt mit dem Zeigefinger gegen meine Nase.
    – Ich könnte dir Frühstück machen.
    – Und ich könnte daran ersticken und sterben.
    – Leck mich.
    – Wenn du Frühstück willst, können wir uns was liefern lassen.
    – Das meinte ich, als ich sagte, ich könnte Frühstück machen.
    – Wie dumm von mir.
    Das Telefon klingelt. Sie hebt ab, redet eine Sekunde lang und bringt mir den Apparat.
    – Ist für dich.
    Es ist Leprosy.
    – Was gibt’s?
    – Pitt?
    – Ja, was ist los?
    – Ich hab was gefunden.
    – Was denn?
    – Du musst vorbeikommen.
    – Hast du das Mädchen?
    – Nein. Komm einfach vorbei.
    – Wo?
    – In dem Garten an der B.
    – Der mit dem Turm?
    – Ja.
    – Verarsch mich ja nicht, Lep.
    – Tu ich nicht. Komm einfach vorbei. Jetzt gleich.
    Er legt auf. Ich gebe Evie das Telefon zurück.
    – Leprosy?
    – Ja. Ich muss gehen.
    Mir fällt ein, dass ich vollkommen unbewaffnet bin. Ich habe nicht mal ein Messer dabei.
    – Hast du noch den Baseballschläger unter der Theke?
    – Klar.
    Sie greift unter die Kühlbox und zieht einen original Louisville Slugger hervor. Die Frank-Thomas-Edition. Ein Riesenteil.
    – Was ist los?
    – Er hat mich nicht Arschgesicht genannt.
    Ich gehe. Sie ruft hinter mir her.
    – Ich komme trotzdem.
    Ich bleibe stehen und lasse den Schläger probeweise durch die Luft schwingen.
    – Das will ich auch stark hoffen.
    Dann verlasse ich die Bar.
     
    Meiner Meinung nach ist der Typ, der den Turm gebaut hat, nicht ganz dicht. Auf jeden Fall hat er ein Riesentalent dafür, anderen tierisch auf den Wecker zu gehen. Früher gab es viele kleine Schrebergärten in Alphabet City. Es waren einfach leere Grundstücke, die die Anwohner unter sich aufteilten, um darauf Blumen und Gemüse und solche Sachen anzubauen. Streng genommen gehörte das Grundstück zwar der Stadt, aber damals war Alphabet City nur ein Rattenloch voller Latinos, Nigger, Junkies, Schwuchteln, Penner, Gangs und Künstler – kurz: Es interessierte kein Schwein. Dann kam der Immobilienboom, und kurz darauf hat die Stadt die Grundstücke verkauft. Die Gärten wurden einfach planiert, und schon hatten ein paar weitere Dutzend Yuppies nagelneue Eigentumswohnungen. Und wieder hat es kein Schwein interessiert. Aber den Garten an der B gibt es noch, genauso wie den Turm und den Irren, der ihn gebaut hat.
    Als sie das Gelände in kleine Parzellen aufteilten, waren alle ganz wild darauf, Geranien

Weitere Kostenlose Bücher