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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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scheint die Sonne aus dem Arsch, Mann.
    – Was wollten die von dir?
    – Dich, Arschgesicht. Sie haben mich über dich ausgefragt. Ich sollte dich anrufen. Das hab ich getan, und dann sind sie abgehauen. Hast du die Arschlöcher erwischt?
    – Wen?
    – Es war eine Scheißfalle, oder? Die wollten dich hierher locken und dann überfallen, stimmt’s? Scheiße.
    – Das Einzige, was mich überfallen hat, war dein blöder Hund.
    – Gristle? Hoffentlich hast du ihm nichts getan, Arschgesicht.
    – Deinem Hund geht’s gut. Meiner Schulter nicht.
    – Hihi. Hat dich erwischt, was?
    – Leck mich, Lep.
    Ich verbinde den Rest seines Oberkörpers.
    – Haben sie dich sonst irgendwo verletzt? Haben sie dir was gebrochen?
    – Einer von ihnen hat mir was in den Nacken gestochen.
    Ich nehme ihn sanft bei den Schultern und ziehe ihn nach vorne, bis er an meinem Brustkorb lehnt, dann untersuche ich seinen Nacken. Bissspuren. Die Ränder der Wunde haben sich ekelhaft weißgrün verfärbt. Es ist der Biss des Überträgers, genau wie bei dem Gruftiemädchen. Leprosy ist tot und bereits am Verfaulen. Nicht mehr lange, und er wird mich fressen wollen. Ich lehne ihn zurück an den Balken.
    – Alles in Ordnung.
    – Cool. Glaubst du, die warten draußen auf uns? Vielleicht wollten sie dich auch nur ablenken, um bei dir einzubrechen.
    Ich zucke mit den Achseln.
    – Wie auch immer. Damit werden wir schon fertig.
    – Du wirst damit fertig, Arschgesicht. Das ist nicht mein Problem.
    Ich reiße einen weiteren Streifen von meinem Hemd ab. Jetzt ist es komplett ruiniert.
    – Lass mich noch mal deinen Nacken ansehen. Nicht, dass dir noch die Rübe abfällt.
    – Haha. Sehr witzig, Arschgesicht.
    Ich nehme ihn wieder in die Arme und wische mit dem Stofffetzen das Blut von der Wunde.
    – Lep, hast du sie gesehen?
    – Nö. Es waren ein paar Typen, aber es war einfach zu scheißdunkel.
    – Welcher hat dir das im Nacken verpasst?
    – Scheiße, woher soll ich das wissen? Einer von ihnen hat mich mit dem Gesicht auf den Boden gedrückt. Ich hab geschrien, und dann hat mir ein anderer den Nacken aufgeschnitten.
    – Was haben sie dich noch gefragt?
    – Alles Mögliche. Was ich dir über die Schlampe erzählt habe. Was du von mir wolltest.
    – Und was hast du ihnen erzählt?
    – Scheiße, was glaubst du denn? Die haben an mir rumgeschnippelt. Ich hab ihnen alles erzählt – was ja nicht unbedingt viel war. Für zwanzig Scheißdollar wird Leprosy nicht den Helden spielen.
    – Verstehe.
    – Hast du das bald fertig verbunden oder was?
    – Gleich. Sag mal, Lep – wenn dein Hund krank wäre, so richtig todkrank – was würdest du tun?
    – Was soll denn das jetzt? Hast du ihm was getan, du irres Stück Scheiße?
    Er zappelt herum. Ich muss ihn festhalten.
    – Hör auf, sonst fängst du wieder an zu bluten. Dem Hund geht’s prima. Jetzt einfach nur mal angenommen. Wenn dein Hund krank wäre, was würdest du tun?
    Sein Körper lehnt gegen den meinen und er blutet auf mein Unterhemd. Sein Kopf ist an meiner linken Schulter, genau da, wo mich sein Hund gebissen hat. Ich kann direkt in das Loch in seinem Nacken sehen.
    – Scheiße, Mann, wenn Gristle wirklich krank wäre, mit Schmerzen und so? Ich würde ihn umbringen. Ich würde ihn verdammt noch mal umbringen.
    – Das habe ich mir gedacht.
    – Und wo ist jetzt die Pointe, Arschgesicht?
    Ich nehme seinen Kopf in meine Hände und lehne ihn wieder gegen den verwitterten Balken. Ich sehe ihm in die Augen. Aus der Hocke heraus habe ich fast gar keine Hebelwirkung. Eine schlechte Position, trotzdem – ein schneller, sauberer Ruck, sein Körper sinkt zu Boden, und sein Kopf baumelt an seinem gebrochenen Genick. Ich brauche eine Weile, bis ich aus dem Keller wieder herausfinde.
    Gristle liegt immer noch an derselben Stelle. Er ist ein boshaftes Vieh und wird versuchen, jeden in seiner Nähe umzubringen, wenn er wieder aufgewacht ist. Ich könnte ihn mit in den Park nehmen. Ob sich einer von Leps Freunden um ihn kümmern will? Eher nicht. Ich könnte ihn ins Tierheim bringen, wo sie ihn ein paar Tage lang durchfüttern, bis sie den Killerinstinkt in ihm bemerken und ihn einschläfern. Wenn ich ihn einfach liegen lasse, wird er so lange Amok laufen, bis ihn ein Cop über den Haufen schießt. Oder ich könnte ihn mit nach Hause nehmen und mich um ihn kümmern. Vielleicht liebt er mich eines Tages so sehr, wie er Leprosy geliebt hat. Aber das wird er nicht. Ohne sein Herrchen ist er verloren. Ein

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