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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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der Kleine dein Laufbursche war. Genau wie jeder weiß, dass die Nummer mit dem gebrochenen Genick deine Spezialität ist. Wenn Terry rausfindet, dass du einen Teenie kaltgemacht hast, und noch dazu auf unserem Gebiet – wetten, dass es ihm dann scheißegal ist, wie lange ihr euch schon kennt?
    Ich will ja gar nichts abstreiten. Obwohl Tom ein Arschloch ist, hat er in einem Punkt recht. Leprosy geht auf mein Konto, und ich habe ihn einfach so liegen lassen.
    – Terry ist einfach zu weich. Wenn er einen abservieren will, reichen ihm ein paar Kugeln in den Hinterkopf. Das ist doch keine Botschaft. Aber jetzt pfeift ein anderer Wind.
    Er schlägt mir noch ein paarmal in die Fresse.
    – Mann. Die Zeit vergeht.
    Er richtet sich auf.
    – Muss ja noch Kaffee für die nächste Schicht machen.
    Er geht raus.
    – Keine Angst, ich bin in ein paar Stunden wieder da. Wer weiß, vielleicht bring ich dir ein bisschen Blut mit. Nur, damit du nicht so schnell aufgibst. Es kann ja noch ein bisschen dauern, bis Terry wieder da ist.
    Er schließt die Tür ab. Mein Gesicht ist geschwollen und tut höllisch weh. Aber damit brauche ich mich gar nicht lange aufhalten. Die richtige Abreibung steht mir noch bevor.
    Mit dem Heulen liegt er richtig. Aber meine Tränen haben nichts mit ihm zu tun.
     
    Schwer zu sagen, was das Vyrus mit mir anstellen wird. Ich habe keine Ahnung, und sonst auch niemand. Terry hat mir das vor langer Zeit mal erklärt. Es ist schon verdammt aufwändig, auch nur die simpelste Form des Virus zu isolieren, um es zu erforschen. Selbst die Koalition hat nicht die Möglichkeiten dazu. Sollte die ganze Sache jemals an die Öffentlichkeit kommen, werden sich sofort alle Wissenschaftler der Welt darauf stürzen. Wenn jemand die Ursache für die schlimmsten Missgeburten, die je das Licht dieser Erde erblickt haben, entschlüsseln könnte, wäre das wohl einen Nobelpreis wert. Sie würden alle Infizierten in abgeschottete Lager zusammentreiben – zum Schutze der übrigen Bevölkerung, versteht sich. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als AIDS einschlug wie eine Bombe, und wie schnell die Menschen ihr Mitgefühl über Bord warfen. Ich für meinen Teil brauche kein Mitgefühl und glaube auch nicht daran. Da hat man mich inzwischen eines Besseren belehrt.
    Wir haben keine Ahnung, was sich da in unseren Körpern festgesetzt hat. Also müssen wir uns auf das verlassen, was wir sehen und fühlen. Ich weiß, dass das Vyrus Blut benötigt. Das gibt es mir deutlich genug zu verstehen. Ich weiß, dass es mich stärker macht. Das fühle ich in meinen Muskeln. Ich erkenne, dass es mich heilt und jung erhält, jedes Mal, wenn ich in einen Spiegel schaue. Es hat mich zu einem Raubtier gemacht. Ich gehe auf die Jagd und ich töte. Aber ich weiß nicht, was im Moment mit mir passiert. Terry glaubt, dass die Krämpfe so etwas wie eine Bullenpeitsche darstellen, damit wir unseren Arsch hochkriegen und auf Blutsuche gehen. Er glaubt auch, dass es die letzten Zuckungen des Vyrus sind, wenn es am Boden der Flasche angelangt ist und das letzte bisschen frisches Blut in deinem Körper verbraucht ist. Die endlosen Schmerzen, die folgen, rühren daher, dass das Vyrus sich selbst frisst. Das meint jedenfalls Terry. Im Moment ist mir das egal. Ich hoffe nur darauf, dass es nicht so schlimm wie die Krämpfe wird.
    Aber noch ist es nicht so weit.
     
    – Joe.
    Licht.
    – Joe.
    In meinem Gesicht.
    – Joe.
    Es scheint durch die Dunkelheit vor meinen Augenlidern.
    – Scheiße, Joe.
    Ich mache mir nicht die Mühe, meine Muskeln für Toms nächste Abreibung anzuspannen. Die Krämpfe tun so höllisch weh, dass ich seinen Schlägen mit Gelassenheit entgegensehen kann. Mein ganzes Bewusstsein dreht sich nur um die Nerven in meinen Eingeweiden, die bald wieder Alarm schlagen werden.
    – Verdammte Scheiße, Joe. Steh auf.
    Er greift mir unter die Arme und richtet mich auf. Das tut weh.
    – Auuuuu!
    – Halt’s Maul.
    Er schubst mich auf einen Stuhl. Ich ziehe die Knie an und falle wieder auf den Boden.
    – Jetzt reiß dich mal zusammen.
    Er zerrt an meinen Armen, mit denen ich meinen Bauch umklammert habe.
    – Auuuu!
    Er packt die Fesseln und zerrt meine Hände nach vorne.
    – Du Weichei. Weißt du eigentlich, dass eine Geburt noch viel schlimmer ist?
    Ich öffne die Augen. Lydia.
    – Und das ist keine feministische Propaganda. Ich kenne einige infizierte Mütter. Glaub mir.
    Sie öffnet meine Handschellen. Wir blicken uns in die

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