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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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hin.
    – Scheiße, Lydia. Joe weiß ganz genau, mit so’nem Schmus kann er mich nich einwickeln.
    Stimmt. Und jetzt sitze ich allein in meiner Zelle und kann mit niemandem reden. Außer mit Hurley.
    Keine sonderlich erheiternde Konversation. Und ziemlich einseitig. Das Vyrus summt die ganze Zeit nur: Hunger, Hunger, Hunger. Und ich antworte dem Vyrus mit hör auf, hör auf, hör auf. Ziemlich langweilig. Die übrige Zeit vertreibe ich mir mit Stöhnen und Schwitzen. Manchmal halte ich auch meine verkrampften Eingeweide oder donnere meinen Hinterkopf gegen den Boden. Man stelle sich die schwerste Lebensmittelvergiftung der Welt vor. So ungefähr ist es, außer dass die Schmerzen noch schlimmer sind und man nicht mal kotzen oder scheißen kann, um sich zu erleichtern. Wenigstens kommen die Anfälle in Wellen. Da kann ich zwischenrein mal für einen Moment rumliegen und auf den nächsten Krampfanfall warten. Oder mir ins Bewusstsein rufen, dass das ja erst der Anfang ist – was mir ein bisschen Sorgen bereitet. Denn eigentlich dürfte es noch gar nicht so schlimm sein. Normalerweise sollte es noch einen Tag dauern, bevor mir der Arsch so auf Grundeis geht wie jetzt. Muss irgendwas mit dem Zeug zu tun haben, das Horde mir untergejubelt hat. Nicht zu vergessen die Schnittwunden, der Sonnenbrand und die Prügel von Hurley. Vielleicht sollte ich es ein bisschen ruhiger angehen. Das Vyrus ist müde und nörgelig wie ein kleines Kind, das ein bisschen zu lange aufgeblieben ist. Im Moment jammert es nur. Bald wird es anfangen loszuplärren. Dann geht das Heulen und Zähneklappern erst so richtig los.
     
    Kurze Pause, denn ein fieses Nagetier frisst sich gerade durch meine Eingeweide.
     
    Ist ja nicht das erste Mal. Und ich weiß, was auf mich zukommt. Die Krämpfe werden noch schlimmer werden, und dann machen sie einem konstanten Schmerz Platz, mit dem ich einigermaßen gut umgehen kann. Danach wird das Ganze interessant, und ich werde sicherlich meinen persönlichen Erfahrungshorizont erweitern können. Nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal für heute denke ich an Jorge. Ich muss mich ablenken.
    – Hurley. Hey, Hurl!
    – Joe?
    – Was war das Längste, das du je geschafft hast?
    – Ich?
    – Nein, der andere Hurley, der neben dir sitzt.
    – Immer ne große Klappe, oder, Joe?
    – Tschuldige. Bin grade etwas angespannt.
    – Is hart, oder?
    – Uh-uh. Also, wie lange?
    – Fast zwei Wochen.
    – Ohne Scheiß.
    – Yep.
    – Und dann?
    – Ich soll nicht mir dir reden, Joe.
    – Scheiße, Hurl. Wird dich schon nicht umbringen. O Gott.
     
    Der Nager ist wieder da.
     
    – Alles klar, Joe?
    – Nein.
    – Okay.
    – Zwei Wochen, ja?
    – Ja.
    – Und dann?
    Er antwortet nicht. Ich drücke mein Gesicht gegen eine Türritze.
    – Komm, lenk mich ab. Du weißt schon, die Krämpfe.
    Der Stuhl jammert, als er sich vorbeugt.
    – Okay. Willst du’s wirklich hören? Ist schon ’ne Weile her.
    – Ja. Ja.
    – Okay. Damals hab ich für einen Schnapsschmuggler gearbeitet. Wie gesagt – ist ne Weile her. Das Zeug kam mit dem Boot nach Long Island. Ich war der Mann fürs Grobe.
    – Manche Sachen ändern sich nie, oder?
    – Ja, oder? Schuster, bleib bei deinen Leisten.
    – Klar.
    – Auf jeden Fall landen wir grad an, die Typen laden das Boot aus, und dann passiert’s.
    – Die Konkurrenz?
    – Nö. Bullen.
    – Ist das Gleiche.
    – Kannst du laut sagen. Die Bullen sind die Schlimmsten. Wir hatten sie sogar geschmiert, damit wir da anlegen durften. Aber die wollten den Laden übernehmen. Haben das Feuer eröffnet, einfach so. Ohne Warnung. Maschinenpistolen. Bist du schon mal angeschossen worden, Joe?
    – Ein-, zweimal.
    – Tut sauweh, oder? Himmelarsch! Die haben mich voll erwischt. Mein ganzer Bauch, die Beine, alles durchlöchert. Meine Kumpels haben mich ins Auto gezogen und wir sind abgehauen. Aber die Arschlöcher hatten eine Straßensperre errichtet. Keine Chance. Die haben uns von der Straße gepustet, einfach so. Zum Glück bin ich zur Windschutzscheibe rausgesegelt. Da hab ich die Handgranate nicht mitbekommen, die sie ins Auto geschmissen haben. Die waren alle im Arsch. Schade, waren gute Jungs.
    – Und du?
    – Ich? Bin fast zwanzig Meter weit geflogen und in so einem Graben gelandet. Neben ein paar von den großen Abwasserrohren, weißt du? Da bin ich reingekrochen und dann weiß ich nichts mehr. Als ich wieder aufwache, sind die Bullen alle weg.
    – Und dann?
    – Bin ich da gelegen, Joe. Meine

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